Klimaschutz

Thunberg spricht sich für AKW an Österreichs Grenze aus

Verstärkt wieder auf Kohlen- statt Atomkraft zu setzten, findet Klima-Aktivistin Greta Thunberg keine gute Idee. Doch es gibt ein "Aber".

Klimaaktivistin und "Fridays for Future"-Gründerin <strong>Greta Thunberg</strong> spricht beim Glastonbury Festival 2022.
Klimaaktivistin und "Fridays for Future"-Gründerin Greta Thunberg spricht beim Glastonbury Festival 2022.
Yui Mok / PA / picturedesk.com

Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg hält es für falsch, die noch aktiven Atomkraftwerke in Deutschland – eines davon befindet sich nur 60 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt – abzuschalten und stattdessen verstärkt auf Kohlekraft zu setzen.

"Wenn sie schon laufen, glaube ich, dass es ein Fehler wäre, sie abzuschalten und sich der Kohle zuzuwenden", sagte die Gründerin der Bewegung "Fridays for Future" im Interview mit ARD-Talkmasterin Sandra Maischberger, das am Mittwochabend ausgestrahlt wird.

AKW an Österreichs Grenze soll weiter laufen

Es sei "eine schlechte Idee", auf Kohle zu setzen, solange "das Andere" noch existiere, erklärte Thunberg weiter. Die Aktivistin bezog sich dabei auf die Krisenstrategie der deutschen Regierung, Kohlekraftwerke aus der Reserve zu holen, um die Stromerzeugung aus Gas zu reduzieren. Auch zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke sollen als Notreserve über den eigentlichen Abschalttermin Ende des Jahres am Netz bleiben – allerdings nur bis spätestens Mitte April 2023 und nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Das AKW Neckarwestheim liegt rund 25 Kilometer nördlich von Stuttgart in Baden-Württemberg, Isar 2 befindet sich im bayrischen Niederaichbach bei Landshut und somit nur 60 Kilometer von der österreichischen Grenze und etwa Braunau am Inn entfernt. Bis nach Salzburg sind es rund 100 Kilometer, bis nach Linz 150.

Auf die Frage, ob die AKW nach der aktuellen Krisenphase überhaupt abgeschaltet werden sollten, sagte die 19-Jährige: "Kommt drauf an, was passiert."

Gesellschaft könne nicht mehr als ein Jahr in die Zukunft schauen

Es gebe auch sonst Alternativen zum Wiedereinsatz von Kohlekraft. "Ich glaube, dass es andere Wege nach vorne gibt. Mit erneuerbaren Energien." Sie warnte davor, weiterhin in fossile Energie zu investieren – auch wenn sie die Notwendigkeit verstehe, die Bürger vor zu hohen Energiekosten zu schützen, sagte Thunberg.

Die Menschen hätten sich aber auch "selbst abhängig gemacht und eine Gesellschaft geschaffen, in der wir nicht in der Lage sind, mehr als ein Jahr in die Zukunft zu schauen. Das ist nicht nachhaltig!", so die Klimaaktivistin.

Deutschland hatte 2011 nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima acht der damals 17 Atomkraftwerke sofort stillgelegt, für die restlichen neun wurde die Restlaufzeit gesetzlich festgeschrieben. Nach der Abschaltung von drei Reaktoren Ende 2021 sind jetzt nur noch drei übrig, die laut Atomgesetz nur noch bis Ende Jahr betrieben werden dürfen. Sie produzieren derzeit rund sechs Prozent des deutschen Stroms.