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Gribkowsky wollte Bernie unter Druck setzen

Heute Redaktion
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Bild: ANDREAS GEBERT (DPA)

Im Prozess gegen den Formel 1-Boss Bernie Ecclestone war am Freitag Gerhard Gribkowsky am Wort. Der ehemalige Bayern-LB-Vorstand war als Zeuge geladen. Gribkowsky sagte dem Gericht: "Als Risikovorstand einer Bank sind Sie nicht Everybody?s Darling." Mit Ecclestone herrschte seit Eintritt der Bayern-LB in die Formel 1 ein Machtkampf. Gribkowsky soll sogar versucht haben, den Formel 1-Zampano loszuwerden.

Im Prozess gegen den Formel 1-Boss Bernie Ecclestone war am Freitag Gerhard Gribkowsky am Wort. Der ehemalige Bayern-LB-Vorstand war als Zeuge geladen. Gribkowsky sagte dem Gericht: "Als Risikovorstand einer Bank sind Sie nicht Everybody´s Darling." Mit Ecclestone herrschte seit Eintritt der Bayern-LB in die Formel 1 ein Machtkampf. Gribkowsky soll sogar versucht haben, den Formel 1-Zampano loszuwerden.

Gleich bei seinem Amtsantritt 2003 habe Ecclestone ihm zeigen wollen, wer der Chef im Ring ist, und ihn telefonisch angeherrscht: "Ich erwarte, dass du in mein Büro kommst!" Wenig später lotete Gribkowsky mit den Autoherstellern aus, ob man Ecclestone loswerden könnte. Bei einem Rennen ließ er einen Teamchef dem PS-Zampano Ecclestone zutragen, dass die BayernLB einen Nachfolger für ihn suche. Vor Gericht stritten beide über die Goldene Aktie. "Die Kriegsfahne" wehte, sagte Gribkowsky.

Dann führte er ein für den Prozess wichtiges Detail an. Ecclestone sagt nämlich, er habe Gribkowsky nie Bestechungsgeld gezahlt - die 44 Millionen Dollar seien Schweigegeld gewesen, weil er sich von Gribkowsky wegen Steuerproblemen erpresst gefühlt habe. Jetzt sagte Gribkowsky aus, er habe Ecclestone damals auch ein Papier auf den Tisch gelegt, um Druck aufzubauen. An den Inhalt könne er sich aber nicht mehr erinnern. Aufzufinden ist der Brief nicht mehr.

Gribkowsky setzte Ecclestone unter Druck

Das ist Wasser auf die Mühlen der Verteidigung: Der Zeuge habe bestätigt, "dass Druck ausgeübt wurde, der über das normale Maß hinausgeht", sagte Verteidiger Sven Thomas. Ab Mai 2005 hatte sich das Verhältnis von Gribkowsky und Ecclestone dramatisch verbessert. Er habe erkannt: "Es gibt keine Formel 1 ohne Herrn Ecclestone." Sie begruben das Kriegsbeil, und der Milliardär Ecclestone ließ den Banker wissen, er werde für ihn sorgen: "I will care of you."

Gribkowsky sagte, er habe das als Jobangebot verstanden. Ein Wechsel in die Formel 1 hätte ihn schon interessiert. Ecclestone präsentierte Gribkowsky den Investor CVC als Kaufinteressent und schickte ihm seinen Privatjet, damit er bequem zum Plaudern zum Grand Prix nach Spa in Belgien kommen könne - "ein gutes Taxi", wie Gribkowsky lachend meinte

Gribkowsky blieb von 44 Millionen nichts über

Die BayernLB bewertete ihr Formel-1-Paket damals mit 400 Millionen, CVC bot doppelt soviel. Ecclestone sollte am Steuer bleiben dürfen. Und Gribkowsky winkte ein Posten im Aufsichtsrat. Gribkowsky sagte, eigentlich wäre 2006 damit "das letzte Großproblem der BayernLB erledigt" gewesen. Schallendes Gelächter im Saal, denn zwei Jahre später schrammte die Landesbank knapp an der Pleite vorbei - und Gribkowsky wurde auch deswegen bei der BayernLB der Stuhl vor die Tür gestellt.

Aufmerksam verfolgte Ecclestone Gribkowskys Aussage, eine Dolmetscherin flüsterte ihm die Übersetzung ins Ohr. Über die Geldzahlungen soll der Zeuge in den folgenden drei Prozesstagen noch genau vernommen werden. Von den 44 Millionen Dollar ist ihm jedenfalls nichts geblieben - das Konto "Sonnenschein" in Österreich, seine Villa, seine wertvolle Weinsammlung wurden vom Freistaat Bayern einkassiert

Gribkowsky nun Freigänger

Immerhin ist er schon seit Oktober, nach knapp zwei Jahren Gefängnis, als Freigänger tagsüber draußen. Im Moment arbeitet er für den österreichischen Strabag-Konzern - man sah ihn schon mittags im Restaurant speisen. Wenn es für ihn gut läuft, könnte er schon nächstes Jahr auf Bewährung ganz freikommen. Vielleicht kann der 56-Jährige seine Erfahrungen in der Formel 1 dann doch noch verwerten.

Dazu soll Gribkowsky von Ecclestone ein Angebot über 10 Millionen Dollar erhalten haben, wenn der Ex-Bayern-LB-Chef seine Klage gegen den Formel 1-Boss im Machtkampf um die Formel 1 fallen lässt.

APA/red