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Grippe & Trauer: Walkner über seine Dakar-Situation

Heute Redaktion
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Nach dem Tod von Paulo Goncalves hatten die Motorräder bei der Rallye Dakar Pause. KTM-Pilot Matthias Walkner spricht über seine Gesundheits-Probleme, die Trauerarbeit und das Risiko.

Zu Paulo Goncalves:

Das war gestern ein rabenschwarzer Tag für die gesamte Motorsport-Welt. Ich habe es im Ziel noch gar nicht mitbekommen, erst im Biwak dann. Die KTM-Crew hat mich zu ihnen geholt und ich habe es an ihren traurigen Gesichtern schon gesehen, dass was Schlimmes passiert sein muss. Aber mit so etwas Tragischem hätte ich nicht gerechnet. Paulo hat mich in all meinen Jahren, seit ich im Rallye-Sport mit dabei bin, begleitet. Er hat auch meine Karriere ein wenig mitgeprägt. Bei meinem Oberschenkelbruch 2016 war er, der Erste der dazugekommen ist, die Erstversorgung gemacht und mir die Hand gehalten hat. Wir hatten extrem gute Duelle, weil wir ein ähnliches Tempo fuhren. Er war wirklich einer der nettesten Menschen, die ich kennenlernen durfte und bei allen sehr beliebt. Es ist wirklich unfassbar tragisch was da gestern passiert ist.

Zur ersten Woche:

Die erste Woche war im Großen und Ganzen sehr zufriedenstellend. Am vierten Tag hatte ich zwei kurze Blackouts, mich verfahren und dadurch 20 Minuten verloren. Das kann einfach passieren, wenn man über 500 Kilometer (nur Wertungsprüfung) Vollgas fährt - das Ganze unter extremen Temperaturen und Bedingungen. Fehler kann man einfach nicht vermeiden.

Unterschiede zwischen der Dakar in Südamerika und Saudi-Arabien:

Der größte Unterschied und was diese Dakar so gefährlich macht sind die Offpiste-Passagen. Das Fahren auf nicht gefestigtem Untergrund und dort auch Rennen zu bestreiten. Gestern hatten wir mehr als 125 km/h Schnitt, über 540 Kilometer, und 90% davon offpiste. Dort existiert kein Weg und jeder wählt seine Linie selber, das heißt, im Roadbook die „Danger" Stellen zu markieren funktioniert auch nicht wirklich, weil jeder woanders fährt. Also muss man immer auf Sicht fahren. Man bekommt dann auch immer mehr Selbstvertrauen und wird immer mehr verleitet Vollgas zu geben. Mein Top-Speed war gestern 180 km/h. Leider hat man dann nicht immer alles so gut unter Kontrolle.

Risiko:

Es ist schon wirklich gefährlich, wenn man bei einer solchen Geschwindigkeit stürzt. Andrerseits ist man aber auch mehr bei der Sache je schneller das Tempo ist. Es ist einem bewusst, dass wenn man stürzt, dann tut es richtig weh. Ich bin aber auch einer der die letzten 2 - 3 Prozent nicht investiert um genau sowas wie 2016 (Oberschenkelbruch) zu vermeiden. Aber keiner von uns ist davor gefeit und das wissen wir auch. Aber zur Risikominimierung trainiere ich auch das ganze Jahr - ich versuche das Risiko so gering wie möglich zu halten.

Strategie für die letzten vier Etappen:

So wie bisher. Ich werde immer mein absolut Bestes geben und alles aus mir herausholen. Mehr kann ich nicht tun. Wenn es unterm Strich nur für den siebenten Platz reicht, geht für mich die Welt nicht unter und wenn es ein Platz am Podium wird, freue ich mich natürlich umso mehr.

Gesundheitszustand:

Heute fühle ich mich auf jeden Fall fitter als gestern. Ich hatte eine leichte Grippe mit Husten, Schnupfen und leichtem Fieber. In der Früh hat es zum Teil nur +2 Grad, die extrem trockene Luft kommt noch dazu und an einigen Tagen musste ich noch dazu viel Staub schlucken da ich von weiter hinten starten musste. Die Atemwege sind dann komplett zu. Die letzten 100 Kilometer gestern, die waren richtig hart für mich. Man kommt schon an seine Grenzen.