Kilometerweiter Gestank, Bürgerproteste und eine folgenschwere Razzia durch Behörden – wiederholt berichtete "Heute" über den "größten Deponie-Skandal in Österreichs Geschichte".
Auf dem 17,2 Hektar große Areal im Westen von St. Pölten lagern der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge mindestens zwei Millionen Tonnen Müll – wie viel davon unbehandelt, klammheimlich verscharrt wurde, untersuchte zuletzt die Abteilung für Umwelt- und Anlagenrecht des Landes Niederösterreich.
Jetzt wurde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Greenpeace erstattete Strafanzeige gegen die Zöchling Abfallverwertung GmbH. Man habe eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft St. Pölten gesandt, so die Umweltschutzorganisation. Greenpeace geht von "strafrechtlich relevantem Verhalten nach Paragraf 181b StGB (Vorsätzliches umweltgefährdendes Behandeln und Verbringen von Abfällen)" aus. Die Zöchling GmbH dementierte bisher alle Vorwürfe.
Eine unangemeldete Müll-Razzia durch Behörden letzten Dezember führte zur Sperre der Deponie. Die Abteilung für Umwelt- und Anlagenrecht veranlasste in Folge großflächige Probeschürfe mit anschließenden Untersuchungen. In einem rund zwei Hektar großen Bereich des Areals, habe man an insgesamt 22 Stellen bis zu sechs Meter in die Tiefe gegraben, um Proben zu ziehen, hieß es von Seiten der Beamten.
Die Behörde betonte aber gleichzeitig, dass nun "weitere engmaschige Probeschürfe in allen Bereichen, auch in älteren Arealen und an Randwällen" vorgenommen werden. Durch eine akribische Vorgehensweise soll sichergestellt werden, dass "dass keinerlei ungeeignetes Material in der Deponie verbleibt".
Greenpeace fordert "die komplette Räumung sämtlicher falsch deponierter Abfälle, eine Überprüfung aller Standorte des Unternehmens und ein gänzlich neues Kontrollsystem für Deponien", heißt es in der heutigen Aussendung.
Nicht unbegründet, denn wie "Heute" berichtete, soll es, laut Greenpeace, auch in Pyhra zu Umweltschäden gekommen sein. Besorgte Bewohner hatten 600 Unterschriften gesammelt. Die Gemeinde fürchte um die Sicherheit des Trinkwassers, weil nur zwei Kilometer entfernt ein Brunnenschutzgebiet sei, das Pyhra und Teile von St. Pölten damit versorge, sagte Gemeinderäten Anna Starkl (NEOS) gegenüber dem ORF. Auch hier dementiert die Zöchling GmbH jegliche Vorwürfe.
"Heute" konfrontierte eine Sprecherin der Zöchling GmbH mit den Vorwürfen durch Greenpeace. Diese antwortete:
"Die Zöchling Abfallverwertung GmbH blickt der Ankündigung der Umweltschutzorganisation Greenpeace, eine Strafanzeige gegen das Unternehmen erstatten zu wollen, gelassen entgegen." Die Sprecherin des Unternehmens weist die Vorwürfe als "haltlos und rein spekulativ erneut entschieden zurück". Negative Auswirkungen auf die Umwelt durch die Deponie 'Am Ziegelofen' könne man ausschließen.
Die Behördenermittlungen laufen gerade in zwei Richtungen: Während einerseits Aufzeichnungspflichten nach dem Abfallrecht untersucht werden, laufen andererseits Ermittlungen zu den "für die konsenslosen Aktivitäten verantwortlichen Personen".