Erneut erhebt Greenpeace schwere Vorwürfe gegen die Zöchling GmbH. Nach einer aufsehenerregenden Behörden-Aktion im vergangenen Dezember und einigem Medienaufruhr steht nun eine weitere Müll-Lagerstätte des Unternehmens im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Auch bei einem Müll-Lagerplatz in Schauching, im Gemeindegebiet von Pyhra, bestünde Verdacht, dass es zu Umweltverschmutzungen gekommen sein könnte, heißt es von Seiten der Umweltschutzorganisation.
Erst kürzlich sprach Greenpeace vom "größten Deponie-Skandal in Österreichs jüngerer Geschichte". "Heute" berichtete, dass das Investigativ-Team der Umweltschutzorganisation mittels historischer Satellitenaufnahmen zeigen konnte, dass nahe St. Pölten jahrelang große Mengen von Müll unsachgemäß verscharrt worden waren. In Folge hatte eine Müll-Razzia durch Behörden zur Schließung der Deponie geführt. Derzeit laufen Untersuchungen.
Jetzt flammten zusätzlich in Pyhra Anrainerproteste auf: Besorgte Bewohner hatten 600 Unterschriften gesammelt. Und auch die Gemeinde fürchte um die Sicherheit des Trinkwassers, weil nur zwei Kilometer entfernt ein Brunnenschutzgebiet sei, das Pyhra und Teile von St. Pölten damit versorge, sagte Gemeinderäten Anna Starkl (NEOS) gegenüber dem ORF.
Greenpeace schreibt: "Die Firma Zöchling betreibt seit dem Hochwasser 2024 ein Abfallzwischenlager auf einem 37.000 Quadratmeter großen Grundstück in der Gemeinde Pyhra. Dort werden große Mengen Sperrmüll, Altholz, Elektrogeräte und Problemstoffe (gefährliche Abfälle aus dem Haushalt) ungeschützt auf unbefestigtem Boden zwischengelagert."
Das Grundstück entspreche nicht den technischen und rechtlichen Anforderungen für ein Abfallzwischenlager, heißt es von Greenpeace weiter. Und: "Trotz ungeeignetem Grundstück erhielt die Firma Zöchling den behördlichen Zuschlag für die Zwischenlagerung." Das Unternehmen strebe nun eine Genehmigung für ein dauerhaftes Abfallzwischenlager an.
Durch das Hochwasser im September 2024 und den Ausfall der Müllverbrennungsanlage Dürnrohr waren in Niederösterreich etwa 50.000 Tonnen Sperr- und Restmüll angefallen – 25.000 Tonnen alleine im Bezirk St. Pölten. Im ganzen Bundesland wurden deshalb Zwischenlager eingerichtet, eines davon in Pyhra, auf dem besagten Grundstück.
"Heute" hat bei der Zöchling GmbH angefragt, die Folgendes zum Standort Schauching erfahren: "Bei dem im Mai 2024 eingereichten und noch nicht genehmigten Projekt handelt es sich um ein Zwischenlager, auf dem folienumwickelter und zu Ballen gepresster Hausmüll temporär gelagert werden soll."
Der Standort, der dafür vorgesehen sei, befinde sich zur Gänze auf einem Bauland-Betriebsgebiet gemäß Flächenwidmungsplan, auf dem eine bereits seit Jahrzehnten bestehende Anlage betrieben werde.
"Auf rund 1.800 Quadratmetern sollen künftig einzelne Ballen auf einer Betondichtfläche in pyramidenförmiger Stapelweise auf eine maximale Höhe von zehn Metern geschlichtet werden", sagt eine Sprecherin des Unternehmens zu "Heute".
"Bei einem Lokalaugenschein vor Ort bot sich ein dystopischer Blick", schreibt Greenpeace, wo bereits vor Weihnachten entsprechendes Bildmaterial und Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen waren. Anfang Februar war dann das Investigativ-Team der Umweltschutzorganisation vor Ort:
"Es fanden sich Haufen von Abfällen wie Matratzen, Dämmmaterial, Sperrhölzer, die teilweise mit wassergefährdenden Substanzen wie Imprägniermittel oder Beschichtungen behandelt sind, oder Altreifen, die auf der nackten Erde lagen", heißt es von Greenpeace.
Und weiter: "Im hinteren Bereich des Geländes befand sich ein großer Haufen unsortierter Rest- und Sperrmüll: Elektrogeräte, Plastikteile, Drehstühle, Autofelgen, Schaumstoffe, Matten, Sperrhölzer, Heizkörper, usw. lagerten wild durcheinander."
Zwar hat Zöchling bereits um Erteilung der gewerbebehördlichen Genehmigung für die Erweiterung des genehmigten Teils seines Zwischenlagers in Pyhra angesucht, sagt Greenpeace, doch sei die Verhandlung darüber in den März verschoben worden.
Die Anrainer seien deshalb weiterhin durch gefährliche Abfälle aus Haushalten bedroht, die nach dem Hochwasser rasch nach Schauching gebracht worden waren. Greenpeace geht davon aus, dass dort mit hoher Wahrscheinlichkeit Batterien, Farben, Lacke, Imprägnierungs- und Beschichtungsmittel, aber womöglich auch Asbesthaltige Abfälle, Schwermetalle, mineralölhaltige Abfälle, Treibstoffkanister und sonstige Lösungsmittel wie Terpentin, Aceton, Waschbenzin unsachgemäß gelagert werden – mit möglicherweise schweren Folgen für die Umwelt.
Die Zöchling GmbH weist alle Anschuldigungen zurück und sagt, dass das Katastrophen-Zwischenlager in Schauching an das Magistrat St. Pölten bzw. den Gemeindeverband für Umweltschutz (GVU) verpachtet worden sei: "Damit sind der Magistrat und der GVU auch Betreiber und für die Einhaltung der behördlichen Bestimmungen verantwortlich." Nähere Informationen seien dort einzuholen.
Mittlerweile hätten sich die Abfallmengen deutlich reduziert und mit Ende März werde das Zwischenlager ohnehin vollständig geräumt sein, versichert die Unternehmenssprecherin. Greenpeace fordert die rasche Räumung des Abfallzwischenlagers und eine behördliche Untersuchung der potenziellen Umweltschäden.