Falsche Abrechnungen

Großer Sozialbetrug – Firma ergaunerte 50.000 Euro

Eine Firma trickste systematisch bei den Abrechnungen – 50.000 Euro pro Jahr flossen in die eigene Tasche. Die AK schaut sich den Fall nun genauer an.
Wien Heute
16.10.2025, 17:24
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Ein Arbeitnehmer schlug Alarm: Sein ehemaliger Arbeitgeber soll systematisch falsche Abrechnungen erstellt haben – und damit die eigenen Mitarbeiter um mehrere hundert Euro pro Jahr betrogen haben.

Mithilfe anonymisierter Unterlagen konnte der Mann nachweisen, dass die Firma absichtlich Zahlen frisiert hat, um sich auf Kosten der Beschäftigten zu bereichern. Insgesamt geht es um mindestens 50.000 Euro pro Jahr.

AK kämpft gegen Sozialmissbrauch

Die Stabsstelle Betrugsbekämpfung der Arbeiterkammer Wien (AK) nimmt den Fall sehr ernst und will die Behörden auf den Missstand aufmerksam machen. Eine umfassende Prüfung des Unternehmens soll nun klären, wie tief das betrügerische Vorgehen reicht.

Während Wirtschaftsvertreter lautstark über "Sozialmissbrauch" durch Einzelpersonen klagen (Schaden seit 2018: 135 Millionen Euro), klafft an ganz anderer Stelle ein viel größeres Loch. Laut Finanzpolizei verursacht Sozialbetrug durch Unternehmen allein in der Baubranche 350 Millionen Euro pro Jahr. Dazu kommen Firmen, die ihre Leute beim AMS "zwischenparken" und so 700 Millionen jährlich aus der Arbeitslosenversicherung abziehen.

"Wir leisten Detektivarbeit"

"Am Ende fehlen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Ausstehende Löhne und Gehälter werden durch gezielte Insolvenzen auf die Allgemeinheit abgewälzt", warnt Ludwig Dvořák von der AK Wien. Leidtragende seien nicht nur die betroffenen Arbeiter, sondern auch ehrliche Betriebe, die unter unfairer Konkurrenz leiden.

Ludwig Dvořák ist Bereichsleiter für Arbeitsrechtliche Beratung und Rechtsschutz, AK Wien.
AK Wien/Lisi Specht

Genau deshalb gründete die AK Wien Ende 2023 die Stabsstelle Betrugsbekämpfung. Sie schaut nicht nur auf Einzelfälle, sondern versucht, die großen Netzwerke hinter dem Sozialbetrug zu entwirren. "Unterentlohnung ist kein Betriebsunfall, es ist ein Geschäftsmodell. Wir leisten in der Stabsstelle zum Teil Detektivarbeit, um verschachtelte Firmenkonstrukte zu enträtseln oder dubiose Subunternehmerketten zu entwirren", sagt Arbeitsrechtsexpertin Andrea Ebner-Pfeifer.

50 Anzeigen wegen Unterentlohnung

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Bis Ende August 2025 bearbeitete die Stabsstelle 105 Fälle. Allein in Wien wurden 50 Anzeigen wegen Unterentlohnung eingebracht – betroffen waren 476 Arbeitnehmer mit offenen Ansprüchen von über 3 Millionen Euro. Schon jetzt ist das doppelt so viel wie im gesamten Vorjahr.

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