Neustart nach 25 Jahren

Gürtelbräu schließt – ein Kultlokal erfindet sich neu!

Nach zwei Jahrzehnten schließt das legendäre Gürtelbräu. Doch der Geist bleibt: Die Betreiber starten mit Lucia neu – als Club für die Zukunft.
Christoph Weichsler
03.06.2025, 07:00

Für viele Wiener war das Gürtelbräu mehr als ein Wirtshaus. Es war Treffpunkt, Bühne, Wohnzimmer – ein Ort, an dem die Nächte oft länger dauerten als geplant. Auch für Katharina Lacic, die vor zehn Jahren als Kellnerin begann und das Lokal heute mitbetreibt. Am 14. Juni endet diese Ära.

"Ich war noch dabei, wie es unter der Woche ab Mitternacht voller war als vorher", erinnert sie sich. Doch nach Corona veränderte sich das Ausgehverhalten. Die Gäste blieben kürzer, das Partygefühl verblasste. "Wir haben gemerkt: Das Bräu ist ein wunderbarer Ort, aber er braucht etwas Neues."

Von Budapest bis zum Lerchenfelder Gürtel

Die Idee zum Neuanfang kam nicht aus dem Reißbrett, sondern aus Budapest. Dort entdeckten Katharina und ihr Geschäftspartner ein Lokal mit Lichtkunst, Pflanzen, gemütlicher Atmosphäre – und waren inspiriert.

Zurück in Wien reifte das neue Konzept. Der Name "Lucia" war schnell gefunden – benannt nach der heiligen Lucia, der Leuchtenden. "Lucia steht für Sichtbarkeit, Wärme, Zukunft. Genau das wollen wir auch – nur eben am Gürtel."

Küche bleibt – aber anders

Das Essen verschwindet nicht, es verändert sich. Statt großer Karte wird es in Lucia kleine, hausgemachte Gerichte geben: veganes Chili, Linsendal, saisonale Eintöpfe. Gekocht wird von den langjährigen Bräu-Köchen, die nun im dritten Lokal am Graben arbeiten und regelmäßig in Lucia vorbeischauen.

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"Wir wollten nichts Künstliches", sagt Katharina. "Kein Convenience-Food, sondern etwas Ehrliches. Essen, das schmeckt, satt macht – und trotzdem leicht bleibt."

Feiern mit Verantwortung

Lucia soll nicht nur ein neuer Club sein – sondern ein Statement. Katharina studiert nebenbei Nachhaltigkeitsmanagement und macht das Projekt zur Masterarbeit. "Wir wollen zeigen, dass man auch verantwortungsvoll feiern kann – ohne, dass es uncool wird." Was das bedeutet? Zum Beispiel Pfandbecher statt Glasmüll. Möbel nur aus zweiter Hand. Smarte Kühlsysteme, die in der Nacht runterfahren.

Und beim Bier: kompromisslose Regionalität. Lucia schenkt ausschließlich Bio-Biere der Ottakringer Brauerei aus – die liegt nur 2 Kilometer Luftlinie entfernt. "Warum ein Bier aus Deutschland importieren, wenn Ottakringer direkt ums Eck ist – mit Top-Qualität? Das neue Bio-Helle schmeckt fantastisch. Und es passt zu unserem Konzept: lokal, bio, zukunftstauglich."

Raum, der mehr kann

Lucia wird mehr als Bar und Tanzfläche. Der neue Club versteht sich als Ort für Musik, Kunst, Austausch. Geplant sind auch DJ-Workshops, Kunstevents, Proben, Lesungen. "Ein Club darf kein leerstehender Raum sein. Wir wollen ihn teilen – mit der Community."

Auch technisch wird aufgerüstet: "Wir bauen eine fette Akustik-Anlage ein. Der Sound soll nicht laut, sondern gut sein. Da steckt sehr viel Liebe drin."

Abschied mit Leuchten

Am 15. August öffnet Lucia erstmals ihre Türen – im kleinen Rahmen. Das große Opening folgt am 30. August beim Gürtel Nightwalk. Unter der Woche ist bis 2 Uhr offen, am Wochenende auch länger. Mittag gibt’s nicht mehr – dafür neue Energie am Abend. "Wir werfen das Bräu nicht weg. Wir verwandeln es", sagt Katharina. "Der Ort bleibt. Nur das Gefühl wird neu."

Und was ist mit dem Tequila um 1,50€?

Ein Klassiker aus Bräu-Zeiten. Kommt der zurück? Katharina lacht: "Wir tüfteln noch an der Karte. Aber Specials wird’s auf jeden Fall geben." Fix ist: Der neue Hausdrink heißt Prosecco vom Fass.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 03.06.2025, 16:40, 03.06.2025, 07:00