Hunderte Familien verzweifeln. Die erste große Kündigungswelle bei KTM hat 250 Menschen in die Job-Krise gestürzt. Jetzt soll es bis Ende der Woche weitere 300 Mitarbeiter der Kult-Motorradmarke treffen.
Alex W. (31) bekam seine Kündigung mit dem ersten Schwung im letzten Jahr ausgehändigt. "Ich habe seit 15. November keinen vollen Lohn bekommen", sagt er zu "Heute". Kleine Ausnahme, die allerdings für viele Arbeiter der blanke Hohn war: "Anfang Dezember bekam ich 300 Euro." Es fehlen also die Auszahlungen für Dezember und Jänner sowie das Weihnachtsgeld.
Am Dienstag kursierte plötzlich die Information, dass KTM ab sofort bis kommenden Montag die ausstehenden Löhne auszahlen werde, der ORF berichtete. 20 Millionen Euro sollten es in Summe sein. "Heute" versuchte dem nachzugehen, eine Bestätigung erhielten wir aber weder von KTM noch vom Insolvenzfonds.
Ein Rundruf bei KTM-Opfern ergab: Ein Angestellter, den "Heute" erreichte, meinte, das Geld sei da. Alle anderen – einige Arbeiter aus der Produktion – haben noch ein leeres Konto.
Die Sorge im Betrieb ist weiter groß, erzählt uns Alex W.: "Es gab auch schon im Jänner weitere Kündigungen."
Die aktuelle Lage: Jänner und Februar stehen die Fließbänder still – das war so geplant. Doch immer öfter hört man ein weiteres Gerücht: "Mir erzählen Ex-Kollegen, dass auch im März die Produktion still stehen wird. Sie wissen nicht, was die Zukunft bringt – ob es überhaupt noch Arbeit im Werk gibt."
Die Stimmung der Arbeiter und Angestellten ist am Boden: "Die Kollegen zittern jeden Tag wegen der Kündigungen – niemand weiß, wer der Nächste ist."
Alex W. ist derzeit auf Jobsuche. "Noch habe ich nichts gefunden, ich habe aber einige Vorstellungsgespräche", erzählt er "Heute". Er sucht in der Nähe Arbeit, will nicht schon wieder umziehen.
Wie er über die Runden kommt? "Ich habe gespart – das schaffe ich gerade noch." Es geht ihm also besser als so vielen anderen seiner Leidensgenossen.
Als "Heute" im Dezember mit ihm sprach, klang es noch ganz anders. "Wir Gekündigten mussten schon bald wieder unserer Arbeitspflicht nachkommen." Das war damals Arbeitsalltag: "Etwa 30 in unserer Abteilung saßen einfach im Aufenthaltsraum – das ist reine Schikane." Denn Arbeit gab es keine für die Leute: "Das ist grauenhaft, habe ich mich beim Betriebsrat beschwert. Dieser meinte einfach, das ist unsere 'Arbeitspflicht' – Frechheit!"
Später hat Alex W. seine Freistellung unterschrieben. Sobald er das Geld überwiesen bekommt, ist das Kapitel KTM völlig aus seinem Leben verschwunden.