Forscherin erklärt warum

Haben keinen Vogel – Kakadus rollen Nudeln in Joghurt

Animalisch geht es im Buch "Der Erfindergeist der Tiere" von Alice Auersperg zu. Die VetMed-Biologin erklärt darin etwa das Verhalten von Kakadus.
Wien Heute
12.03.2025, 06:00

Wer ein Haustier hat, weiß: Hunde, Katze & Co. können ganz schön einfallsreich sein – etwa, wenn es ums Futter geht. Dass auch andere Tierarten wie Kakadus, Krähen, Delfine oder Orang-Utans durchaus Fantasie und Geschick besitzen, um an ihr Ziel zu gelangen, zeigt die Verhaltensforscherin Alice Auersperg (43) in ihrem neuen Buch "Der Erfindergeist der Tiere" (Brandstätter Verlag, 25 Euro).

In insgesamt neun Kapitel führt die gebürtige Deutsche in Themen wie "Erfindergeist und intelligente Anwendung", "Was es zum Erfinden braucht" oder "Mehr als nur ein Werkzeug" ein. Auersperg ist am Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien tätig.

Kakadus lieben Nudeln mit Heidelbeer-Joghurt

In Goldegg (NÖ) baute die 43-Jährige das Goffin-Lab auf, eine Forschungsstelle für die gleichnamigen Kakadus aus Indonesien – seit 2016 leitet sie das Lab: "Ich habe mich schon als Kind für das Verhalten von Tieren interessiert und sie beobachtet", berichtet die Kognitionsbiologin im Gespräch mit "Heute".

Goffins sind nicht nur verspielt, sondern auch gewieft: So fand Auersperg in einem Versuch heraus, dass die Kakadus Nudeln gerne in Heidelbeer-Joghurt rollen, bevor sie sie verspeisen. Wenn kein Joghurt mehr an den Nudeln war, tauchten die Vögel die Nudeln immer wieder neu ein. "Sie scheinen also tatsächlich die zwei Geschmäcker verbinden zu wollen", schreibt sie in ihrem Buch. Goffins sind zudem in der Lage, unterschiedliche Werkzeuge selbst herzustellen und diese für verschiedene Situationen flexibel auszuwählen und einzusetzen.

„Oft zeigen Tiere aber auch ein völlig neues Verhalten. Das wird dann über soziales Lernen weitergegeben“
Alice AuerspergVerhaltensforscherin

Bei einigen Tierarten ist der Werkzeuggebrauch – zumindest in Grundzügen – sogar angeboren. So können Krähen ab einem bestimmten Entwicklungsstadium einfache Werkzeuge wie Stöcke zum Stochern nach Futter verwenden – auch, wenn sie per Hand von Menschen aufgezogen wurden. "Oft zeigen Tiere aber auch ein völlig neues Verhalten, etwas Erstmaliges in ihrem Repertoire. Das wird dann über soziales Lernen weitergegeben und kann auch die Grundlage für eine neue Kultur sein", meint Auersperg.

Auch höhere Primaten wie Orang-Utans und Schimpansen sind erfinderisch: "Bei Orang-Utan-Müttern wurde etwa beobachtet, dass sie ihre Babys unter der Türe durchschieben, weil sie selbst nicht ans Futter gelangen können. Und Schimpansen gebrauchen etwa 40 verschiedene Werkzeug-Arten, etwa Steine als Hammer", berichtet die Biologin.

Auch kleine Gehirne können Probleme lösen

Obwohl Oktopusse über kein zentriertes Nervensystem verfügen, sind sie gute Problemlöser: Der achtarmige Tintenfisch ist intelligent und kann verschiedene technische Aufgaben lösen. So werden in manchen Zoos Beutetiere in geschlossenen Marmeladengläsern zum Aufschrauben in die Aquarien gestellt – das gelingt den Kraken mühelos.

In ihrem Buch legt die Verhaltensforscherin den Fokus unter anderem auf Tiere, die eine starke Gehirnentwicklung zeigen: auf höhere Primaten, Delphine, Elefanten, Krähen und Papageienvögeln. Erstaunlich: Die größten Gehirne wie die von Pottwalen und Elefanten sind mehrere Kilogramm (!) schwer. Aber selbst kleine Gehirne, wie jene von Bienen und Hummeln, können Probleme lösen.

„Die Leute sollen Respekt vor den Tieren haben – auch vor deren Intelligenz“
Alice Auerspergüber den gewünschten Effekt ihrer Forschung

Egal, ob kleines oder großes Gehirn, für Auersperg ist vor allem eines wichtig: "Diese Art der Forschung soll nicht den Effekt haben, dass die Leute sagen: 'Oh, wie süß sind die denn?' Sondern die Leute sollen Respekt vor den Tieren haben – auch vor deren Intelligenz. Denn wir Menschen sind nicht einzigartig in unserer Fähigkeit, Neues zu schaffen und Probleme zu lösen!"

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 12.03.2025, 07:00, 12.03.2025, 06:00
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