Ein Mann soll im Namen eines Migranten einen Brief mit einer Morddrohung gegen US-Präsident Donald Trump an mehrere Behörden in Wisconsin geschickt haben, um dessen Abschiebung zu erreichen. Es sei Strafanzeige gegen den mutmaßlichen Absender, den 52 Jahre alten Demetric Deshawn Scott, erstattet worden, teilten Staatsanwälte mit.
Demnach soll Scott 2023 einen Raubüberfall auf den 54-jährigen Ramon Morales Reyes verübt haben, bei dem er ihn mit einem Stanley-Messer verletzt und sein Fahrrad gestohlen hatte. Mit der Briefaktion versuchte Scott in der Folge, Reyes loszuwerden, damit dieser vor Gericht nicht gegen ihn aussagen kann.
Der Plan des Verdächtigen schien zunächst aufzugehen: Ende Mai wurde der dreifache Vater Reyes von Agenten der Einwanderungsbehörde in Milwaukee festgenommen, als er sein Kind zur Schule brachte. Den Zugriff gab US-Heimatschutzministerin Kristi Noem bekannt und erklärte, der Mann habe einen Brief geschrieben, in dem er mit der Ermordung Trumps gedroht und erklärt habe, dass er danach aus freien Stücken nach Mexiko zurückkehren werde.
Der Brief war mit dem vollen Namen von Reyes gezeichnet. Das Weiße Haus verbreitete in offiziellen Kanälen in sozialen Medien auch ein Foto des Schreibens und des vermeintlichen Absenders und feierte die Festnahme als Sieg für die US-Justiz.
Doch die Vorwürfe gegen Reyes fielen in sich zusammen, als Ermittler ihn befragten und eine Schriftprobe von ihm untersuchten, die sich von jener im Drohbrief unterschied, wie aus Gerichtsdokumenten hervorging. Reyes' Familie hatte schon zuvor betont, der 54-Jährige habe Mühe mit Schreiben und mit der englischen Sprache und könne den Brief unmöglich selbst geschrieben haben.
Beamte verwiesen zudem auf mehrere Anrufe, die der wahre Absender der Morddrohungen gegen Trump aus dem Gefängnis gemacht habe: Er müsse Briefe verschicken lassen, weil er einen Plan habe, "jemanden von der Einwanderungsbehörde abholen zu lassen", damit sein Prozess fallen gelassen werde, habe der Verdächtige erklärt. In Scotts Zelle wurde auch der Kugelschreiber gefunden, mit dem er die Briefe geschrieben hatte.
In einem Telefonat, das nach der Verhaftung von Reyes geführt wurde, sagte Scott, Morales Reyes habe "bekommen, was er verdient hat". Zusätzlich zu den neuen Anklagen wegen Zeugenbeeinflussung und Identitätsdiebstahls wurde Scott auch wegen zweifachen Verstoßes gegen Kautionsauflagen angeklagt. Sollte er in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu 28 Jahre Gefängnis.