Wien-Wahl

"Herr Strache, was unterscheidet Sie von der FPÖ?"

Es war der erste ZiB-Auftritt Straches seit Langem. ORF-Moderator Armin Wolf hatte brennende Fragen an den Team-HC-Chef. Schonfrist? Fehlanzeige!

Roman Palman
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Strache im ZiB2-Studio (18. August 2020)
Strache im ZiB2-Studio (18. August 2020)
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Der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wurde am Montagabend offiziell von der Bezirkswahlbehörde für die Wien-Wahl zugelassen. Am heutigen Dienstag nahm der Spitzenkandidat seines eigenen "Team HC" bei Moderator Armin Wolf im ZiB2-Studio Platz.

Wolf startete in das Interview mit einem Frontalangriff: Strache hatte 2019 seinen "völligen Rückzug aus der Politik und dem öffentlichen Leben" angekündigt – "Jetzt sind sie wieder da. Warum sollen unsere Zuseher noch irgendetwas glauben, das Sie jetzt sagen?"

Der Wien-Wahl-Kandidat führt aus, dass er das damals durchaus so gemeint habe. Dann habe er aber erleben müssen, "dass man mit Verleumdungen gezielt gegen meine Person vorgegangen ist". Auch habe er sich im Zuge der Entwicklungen der Coronakrise entschieden, wieder zurückzukehren.

Hauptwohnsitz in Mutters "Mini-Wohnung"

Wolf hechtete weiter zur nächsten Frage: Es geht um den Wohnsitz-Streit! "Sie waren jahrelang in Klosterneuburg eingemietet, alle Homestorys wurden dort gemacht; jetzt soll jemand ernsthaft glauben, dass sie in der Mini-Wohnung ihrer Mutter wohnen?"

"Das war jetzt ein bisschen Paparazzi-Stil, Herr Wolf", kontert Strache und führt aus. Seine Mutter habe während der Coronakrise in ein Pflegeheim übersiedeln müssen. "In der Folge habe ich die Wohnung übernommen und entschieden unter der Woche dort zu wohnen." Zu den Berichten über die Ehe-"Auszeit" von seiner Frau Philippa erklärte Strache, dass er so etwas nicht kommentieren werde, bestätigt dann aber doch: "Aber ja, es gibt eine räumliche Trennung."

Werktags sei er in Wien, am Wochenende bei seiner Familie in Klosterneuburg. Für die Wohnung in der mondänen Villa in Niederösterreich will er übrigens inklusive laufender Kosten nur 2.300 bis 2.400 Euro Miete im Monat bezahlen müssen. Wieso die FPÖ dann damals 2.500 Euro an Mietkosten zugeschossen hatte, wollte der gefallene Vizekanzler nicht aufklären.

"Was unterscheidet Sie von der FPÖ?"

Eigentlich sollte es ein Leichtes für den früheren FPÖ-Chef sein, sich mit seinem Team HC von den Freiheitlichen abzugrenzen – eine konkrete Antwort blieb Strache bis zum Ende des Interviews aber schuldig. Er wolle sich künftig für mehr sozialen Wohnbau sowie im Kampf gegen Extremismus und den politischen Islam stark machen. Auch die Integration in Österreich funktioniere nicht. Seine Nachfolger bei den Freiheitlichen würden einige dieser Themen nicht ausreichend vorantreiben.

Corona-Verschwörungstheoretikerin auf Strache-Liste

Seine Mitstreiterin Christina Kohl, die antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet und deshalb nun ihren Job bei der AUA verloren hat, verteidigt Strache und versucht zu relativieren. "Kiki" sei "vielleicht etwas überschießend in ihrer Wortwahl" gewesen. Die Aussagen der 24-Jährigen ("Rothschild muss weg! Rockefeller muss weg, ...!") wollte er allerdings nicht direkt kommentieren: "Da müssen Sie sie ins Studio einladen." 

"Treten Sie zurück, wenn sie angeklagt werden?"

"Es gibt Ermittlungsverfahren. Das heißt nicht, dass man schuldig ist", reagiert Strache auf diese direkte Frage und holt aus:  Einblicke ins Ibiza-Video würde zeigen, dass der Lockvogel ihn mit Suggestivfragen in die Falle gelockt hätte. Zudem seien wesentliche Passagen, die ihn entlasten würden, weggeschnitten worden. "Ich gehe davon aus, dass alle Ermittlungen eingestellt werden. Wenn nicht, dann wird es vor Gericht entschieden", so der erfahrene Politiker weiter. Festnageln auf eine konkrete Antwort dazu ließ er sich nicht.

Wolf hakte weiter nach: Wird sich Strache wieder aus der Politik zurückziehen, wenn das vollmundig beschworene Wahlziel – ein zweistelliges Ergebnis – nicht erreicht wird? "Den Einzug, das ist das Ziel, werden wir sicher schaffen", kontert Strache. Er wolle Politik mit Inhalten machen.