Auf Videos des tödlichen Helikopterabsturzes in New York ist zu sehen, dass sich die Rotoren des Helikopters bereits in der Luft lösten und die Kabine des Helikopters wie ein Stein in den Hudson River fällt. Der Aviatik-Experte Christian Fehr hat die Aufnahmen analysiert und schätzt für "Heute"-Partnermedium "20 Minuten" ein, auf was für eine Absturzursache die Bilder hindeuten.
Die Videos zeigen, dass der Hauptrotor samt Getriebe und möglicherweise auch die Turbine, als auch der Heckausleger komplett abgerissen wurden. Die Passagierkabine samt Cockpit ist wie ein Stein senkrecht und unkontrolliert abgestürzt. Dies könnte aufgrund der aktuellen Faktenlage für ein mögliches, sogenanntes "Mast Bumping" – eine gefährliche Situation, die bei Helikoptern mit Zweiblatt-Rotoren auftreten kann – sprechen.
Das passiert, wenn der Hauptrotor nicht mehr unter Last steht, also keine Zugkraft mehr auf dem Rotor wirkt. Dann können sich die Rotorblätter und der Mast verformen und im schlimmsten Fall gegen den Heckausleger des Helikopters schlagen und diesen wie ein Messer abschneiden.
Ein "Mast Bumping" kann bei starkem Wind mit Turbulenzen und einer falschen Reaktion passieren. Laut Wetterdaten wehte der Wind am Boden im fraglichen Zeitraum mit 18 km/h und Böen bis zu 33 km/h, in der Höhe dürfte er stärker gewesen sein. Wegen der Häuserschluchten in Manhattan können auf der Höhe, auf welcher der Helikopter flog, bei solchen Winden unvorhersehbare Turbulenzen entstehen, die ein "Mast Bumping" begünstigen.
Ja, grundsätzlich kann man bei diesem Wetter schon fliegen. In New York sind raue Wetterverhältnisse wegen der nahen Atlantikküste normal, Heli-Piloten müssten daran gewöhnt sein.
Wenn ein Pilot mit dem entsprechenden Manöver richtig reagiert, kann das Schlimmste verhindert werden. Doch das erfordert das entsprechende Training und die nötige Erfahrung. Eine falsche Reaktion kann die Situation eskalieren lassen und man verliert die Kontrolle.
Der Helikopter war zwar über 20 Jahre alt, aber das ist eigentlich kein Problem. Wenn die Wartung sauber durchgeführt wird, kann ein solcher Helikopter problemlos 50 Jahre fliegen. Die Gefahr des "Mast Bumping" besteht grundsätzlich bei Helikoptern mit Zweiblatt-Rotoren, wie es bei der Bell 206 L-4 der Fall war. Diese Rotorkonstruktionen sind einfacher und günstiger in der Herstellung als bei Helikoptern mit drei oder mehr Rotorblättern, aber dafür eben auch sensibler in Extremsituationen.
Das ist grundsätzlich möglich. So könnte sich etwa durch eine Materialermüdung das gesamte Getriebe mit Hauptrotor von der Kabine gelöst haben. Da diese Helikopter aber im kommerziellen Einsatz sind, werden diese in der Regel gut unterhalten, da kann ich mir dieses Szenario schwerlich vorstellen. Möglich ist aber auch eine Kombination verschiedener Faktoren, welche schlussendlich zum Unglück geführt haben.
Bei einem kurzen Sightseeing-Flug für Touristen ist das aus meiner Sicht sehr unwahrscheinlich. Das sind Standardflüge mit klaren Abläufen – da wird sicherlich nicht mit zu wenig Kerosin gestartet. Sollte ein Treibstoffproblem mit entsprechender Gefahr eines Triebwerksausfalls mitgespielt haben, hätten Landemöglichkeiten bestanden. Außerdem würde ein leerer Tank mit Ausfall des Triebwerkes nicht zwingend zu einem Absturz führen, wie auf den Videos zu sehen ist.