"Gegenentwurf zu Gemeinheit"

Hellers Donau-Oase – Ein Park für Kunst und Heilung

Wiens neue Oase: 28.000 m² Natur, 150 Bäume & 14 Kunstwerke. André Heller (78) macht die Alte Donau mit seinem ersten Park zur Bühne der Fantasie.
Christoph Weichsler
01.10.2025, 17:21
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Es ist kein gewöhnlicher Park, der am Samstag (4. Oktober) an der Oberen Alten Donau eröffnet wird. Hier begegnen den Besuchern nicht nur Bäume und Wiesen – sondern Skulpturen, Klangspiele und farbige Steintürme, die Geschichten erzählen. Alles nach einer Idee von Kunst-Legende André Heller (78), der erstmals in Wien einen öffentlichen Park gestaltet hat.

"Gegenentwurf zu Gemeinheit & Menschenverachtung"

Auf 28.000 Quadratmetern ist in nur neun Monaten eine Oase aus Natur und Kunst entstanden: 150 neue Bäume, 22.500 m² Wiesenflächen und 14 Kunstwerke internationaler Künstlerinnen und Künstler. Finanziert von der Bank Austria und der Stadt Wien, steht der Park allen Menschen frei und kostenlos offen.

Heller zeigte sich bei der Eröffnung sichtlich bewegt: "Jeder Park, jede Blüte, jeder Baum ist ein Gegenentwurf zu Gemeinheit, Unsinn und Menschenverachtung." Und er ergänzte: "Es sind eigentlich zwei Parks – einer am Tag und einer bei Nacht." Mit Einbruch der Dunkelheit verwandeln sich Skulpturen, Farben und Nebel in eine eigene magische Welt.

Heller persönlich: Humor und Kindheitserinnerungen

Der gebürtige Wiener ist seit Jahrzehnten eine internationale Kultfigur. Schon 1969 traf er John Lennon und Yoko Ono in Wien und begleitete Lennon sogar zum Grab von Franz Schubert am Zentralfriedhof – eine Begegnung, die Heller oft als prägend beschreibt und die zu seiner frühen Weltbekanntheit beitrug.

Bei der Eröffnung des Parks zeigte er auch seinen typischen Schmäh: "Ich klatsche nicht so viel, um uns gegenseitig Anerkennung zu erzeugen, sondern weil mir so wahnsinnig kalt ist. Aber es wurde uns doch versprochen, dass es als Spende Angora-Unterhosen gibt. Warum ist das nicht geschehen?", witzelte er ins Publikum.

Zugleich erinnerte er an prägende Kindheitserlebnisse an der Alten Donau: "Fast alles, was ich tue, hat seinen Ursprung in Kindheitsschocks oder Verwöhnungen. Meine Großmutter hat mir gezeigt, was Krieg und Lieblosigkeit bedeuten. Dieser Park ist das Gegenteil: Hier haben wir nichts veruntreut, sondern etwas geschaffen, das bleibt."

Ludwig: "Ein Park wie kein anderer"

Auch Bürgermeister Michael Ludwig unterstrich die Einzigartigkeit. Der Park sei nicht nur eine neue Sehenswürdigkeit, sondern auch ein Signal für offenen Zugang. "Es freut mich sehr, dass André Heller, ein international nachgefragter Künstler aus Wien, jetzt in seiner Heimatstadt eine Parkanlage gestaltet hat. 14 internationale Künstlerinnen und Künstler haben Natur, Kunst und Kultur verbunden – so einen Park haben wir in Wien noch nicht gehabt."

Mit der Anlage wird bewusst ein Zeichen gegen Privatisierung gesetzt. Während in anderen Bundesländern See- und Uferflächen abgesperrt werden, setzt Wien auf Öffnung. Ludwig: "Die Möglichkeit, die Alte Donau kostenfrei zu genießen, macht diesen Park zu etwas Besonderem."

Freizeitwert für alle Generationen

Für die Wienerinnen und Wiener bringt die neue Oase mehr als Kunstgenuss: Der Park ist konsumfrei, bietet Spielplätze, Kletterwände, Fitnessgeräte, Sitzbänke und direkte Wasserzugänge. Ulli Sima, Stadträtin für Stadtentwicklung, betonte: "Wir sind direkt an der Alten Donau, was das noch einmal aufwertet. Hier kann man schwimmen, flanieren und gleichzeitig den wunderbaren Park genießen."

In den vergangenen Jahren hatte Wien bereits neue Stege und Plattformen an der Alten Donau errichtet. Nun kommt mit dem Park ein Gesamtkunstwerk hinzu, das Natur und Freizeit auf einzigartige Weise verbindet. Sima: "Mir ist wichtig, dass wir im Gegensatz zu anderen Bundesländern den freien Zugang zum Wasser erhalten und ausbauen."

Neues Wahrzeichen für Floridsdorf

Der Bank Austria Park entstand auf dem Areal ehemaliger Privatgrundstücke, die die Stadt übernommen hat. Auf rund 2,8 Hektar – etwa dreimal so groß wie der Stephansplatz – wuchs so eine frei zugängliche Oase, die Konsumzwang bewusst vermeidet.

Neben Heller selbst haben Künstlerinnen und Künstler wie Xenia Hausner, Peter Pongratz, Elmgreen & Dragset oder Ugo Rondinone Werke beigesteuert. Damit erhält Floridsdorf ein neues Wahrzeichen, das Kunst, Kultur und Natur vereint – und ein Ausflugsziel, das internationale Aufmerksamkeit verspricht.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 02.10.2025, 13:08, 01.10.2025, 17:21
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