Klimaschutz

Herzklopfen zu Silvester – Feuerwerk stresst Wildvögel

Feuerwerkskörper lösen vor allem bei Wildtieren einen erheblichen Stress aus, wie eine aktuelle Studie österreichischer Forscher zeigt.

Lydia Matzka-Saboi
Silvester bietet Wildvögeln (im Bild Graugänse) wenig Grund zur Freude. Umweltschützer appellieren, Feuerwerke in Gebieten mit großen Wildtierpopulationen auf jeden Fall zu vermeiden.
Silvester bietet Wildvögeln (im Bild Graugänse) wenig Grund zur Freude. Umweltschützer appellieren, Feuerwerke in Gebieten mit großen Wildtierpopulationen auf jeden Fall zu vermeiden.
Julian Stratenschulte / dpa / picturedesk.com

Jeder Hunde- und Katzenbesitzer weiß, welche Belastung die Silvesterkracherei für Vierbeiner darstellt. Feuerwerkskörper können laut einer aktuelle Studie, unter Mitwirkung der österreichischen Verhaltensbiologin Claudia Wascher, aber auch bei Wildtieren erheblichen Stress und Schaden auslösen.

Wie die Forscher im Fachjournal "Conservation Physiology" berichten, verdoppelte sich die Herzfrequenz von frei lebenden Graugänsen zu Jahreswechsel, auch die Körpertemperatur stieg. Beide Werte sind Maßzahlen für physiologischen Stress.

Physiologischer und psychischer Stress

Traditionell wird in den Dörfern nahe der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau im Almtal (OÖ), wo die Untersuchungen durchgeführt wurden, das neue Jahr mit Silvesterfeuerwerken willkommen geheißen. Wascher zeigte, dass in der ersten Stunde des neuen Jahres die durchschnittliche Herzfrequenz der Gänse um 96 Prozent (von 63 auf 124 Schläge pro Minute) und die Körpertemperatur um drei Prozent (von 38 auf 39 Grad Celsius) über den Durchschnittswerten im Dezember lag.

Selbst nach Ende der Kracherei, zwischen 1.00 Uhr und 2.00 Uhr, lag die Herzfrequenz der Vögel immer noch 31 Prozent über dem Normalwert, die Körpertemperatur war weiterhin um drei Prozent erhöht. Nach 2.00 Uhr früh hatte sich die Herzfrequenz wieder normalisiert, die Körpertemperatur blieb aber bis 5.00 Uhr erhöht im Vergleich zu den Dezember-Durchschnittswerten.

Tiere sterben infolge von Panikattacken

"Wir gehen davon aus, dass der über mehrere Stunden hinweg festgestellte physiologische Stress einerseits durch die erhöhte körperlicher Aktivität verursacht wird, wenn die Gänse aufgrund des Feuerwerks versuchen zu fliehen, andererseits durch den psychischen Stress", erklärte Wascher gegenüber der APA.

Dies führe dazu, dass die Vögel gerade in einer Jahreszeit mit knappem Futterangebot zusätzliche Energie verbrauchen, was zu Erschöpfung führt. Schlimmstenfalls sterben die Tiere infolge der Panikattacken.

Für Wascher zeigt die Studie klar, "dass wir Feuerwerke in Gebieten mit großen Wildtierpopulationen auf jeden Fall vermeiden sollten". Für Mensch, Tier und Umwelt ist auch das abgefeuerte Material ein Risiko. Denn Plastik hat in der Natur nichts verloren, führt auch zu Verletzungen bei Wildtieren. Die erhöhten Feinstaubbelastungen stellen zudem ein gesundheitliches Risiko für den Menschen dar.

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