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Herzog: "Neymar geht mir bei der WM auf die Nerven"

Andreas Herzog ist Österreichs Rekord-Internationaler. Im "Heute"-Talk spricht er über Deutschland und die Probleme der WM-Stars.

Heute Redaktion
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103 Länderspiele hat Andreas Herzog für Österreich bestritten, sechs davon bei Weltmeisterschaften. Im "Heute"-Gespräch verrät der Sky-Experte, was er vom Turnier in Russland hält.

"Heute": Herr Herzog, heute kämpft Deutschland gegen Südkorea ums Achtelfinale. Kann etwas schief gehen?

Andreas Herzog: "Ich denke, dass ihnen das Last-Minute-Tor von Toni Kroos gegen Schweden einen extremen Push gibt. Jetzt haben sie wieder den psychologischen Vorteil. Jeder Gegner weiß, dass die letzten zehn Minuten ganz hart werden. Dadurch wird man vorsichtiger – das nutzen die Deutschen extrem gut aus."

Doch warum läuft es beim Titelverteidiger bis jetzt so holprig?

"Die Geschichte mit Gündogan und Özil war sicher ein Problem. Es war klar, dass das wie ein Bummerang zurückkommt, wenn es nicht läuft. Außerdem wirkt der Bayern-Block seit dem Champions-League-Aus nicht frisch, die Lockerheit fehlt. Aber: Wenn es wer schafft, schnell wieder auf ein Top-Level zu kommen, dann die Deutschen."

Auch Brasilien-Star Neymar hat man schon besser erlebt.

"Mit seinen Dribblings taugt er mir, aber bei der WM geht er mir auf die Nerven. Das ständige Herumliegen ist mühsam. Meine Kinder kennen den Robert Pecl nicht, aber ich habe ihnen gesagt: Wenn Neymar gegen ihn gespielt hätte, würde er den Platz auf der Trage verlassen. Auch, dass er nach seinem Tor gegen Costa Rica vor lauter Emotionen zusammenbricht, ist nicht unbedingt angsteinflößend. Die Brasilianer steigern sich enorm rein. Das kann pushen, kann sich aber auch negativ auswirken."

Hemmt Neymar der öffentliche Druck?

"Von Neymar, Messi und Ronaldo erwarten Millionen Leute bei jeder Ballberührung etwas Besonderes. Zu 90 Prozent gelingt es ihnen sogar. Um damit umgehen zu können, musst du mental aber sehr stark sein. Ich denke, vom Kopf her ist Ronaldo den anderen beiden überlegen."

Die WM-Gruppenphase ist bald abgeschlossen. Wer hat Sie am meisten enttäuscht, wer begeistert?

"Das 3:3 zwischen Spanien und Portugal war bis jetzt das spielerische Highlight. Das war wie ein Champions-League-Finale. Die K.o.-Phase wird aber sicher noch einmal besser. Da ist mehr Kitzel, die Mannschaften verhalten sich anders. Enttäuschend war für mich Ägypten. Auch von Polen hätte ich mir mehr erwartet. Ich dachte, sie haben aufgrund der geografischen Nähe zu Russland einen Heimvorteil. Hatten sie offenbar nicht."

Robert Lewandowski blieb ohne WM-Treffer. Warum lief es beim Bayern-Star nicht?

"Mit dem Wechseltheater im Vorfeld hat er den Kritikern Öl ins Feuer gegossen. Aber alleine kann er natürlich auch keine WM gewinnen. Wenn er sieben Großchancen verhaut, ist es etwas anderes. Aber wie viele Möglichkeiten hatte er?"