Ab Donnerstag (7. August) war für viele Frauen in Österreich symbolisch Schluss mit der Pension – denn bis Jahresende bekommen sie im Vergleich zu Männern rein rechnerisch keinen Cent mehr. Der sogenannte Equal Pension Day macht auf die riesige Pensionslücke zwischen den Geschlechtern aufmerksam. Und die ist dramatisch.
Eine Frau bekommt im Schnitt bis zu 204.000 Euro weniger Pension als ein Mann. Im Westen Österreichs, etwa in Tirol oder Vorarlberg, kann der Unterschied sogar auf 279.000 Euro anwachsen – das zeigt eine aktuelle Analyse des Momentum Instituts.
Wie kann das sein? Während Männer meist durchgehend vollzeitbeschäftigt sind, arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit, übernehmen unbezahlte Pflege- und Betreuungsarbeit oder unterbrechen ihre Karriere – all das wirkt sich negativ auf die spätere Pension aus.
"Männer haben im Schnitt bereits zwischen 77 und 78 Jahren das Pensionseinkommen bezogen, das Frauen bis zu ihrem Lebensende mit etwa 86 Jahren erhalten", sagt Sophie Achleitner vom Momentum Institut.
In Zahlen heißt das: Während Männer mit durchschnittlich 2.535 Euro brutto im Monat in Pension gehen, sind es bei Frauen nur 1.527 Euro. Über ein ganzes Pensionsleben summiert sich das zur bitteren Wahrheit: weniger Geld, mehr Altersarmut – besonders im Westen, wo auch die Lebenserwartung höher ist.
„Die kumulierte Brutto-Pensionslücke zwischen den Geschlechtern ist im Westen am größten, sie beträgt in Tirol und Vorarlberg zwischen 271.000 und 279.000 Euro“Sophie AchleitnerExpertin für Geschlechterungleichheiten am Momentum Institut
Besonders betroffen sind Pensionistinnen in Tirol, Salzburg und Vorarlberg. Hier ist nicht nur der Gender Pension Gap am höchsten, sondern auch die Armutsgefährdung: Mehr als jede fünfte Frau lebt dort in der Pension an der Armutsgrenze.
In Wien dagegen ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern am geringsten, auch weil Frauen dort im Schnitt etwas besser verdienen.
Österreich: 2.535 (männl.) – 1.527 (weibl.)
Wien: 2.421 (männl.) – 1.739 (weibl.)
Niederösterreich: 2.641 (männl.) – 1.585 (weibl.)
Burgenland: 2.515 (männl.) – 1.496 (weibl.)
Oberösterreich: 2.641 (männl.) – 1.450 (weibl.)
Steiermark: 2.468 (männl.) – 1.443 (weibl.)
Kärnten: 2.411 (männl.) – 1.469 (weibl.)
Salzburg: 2.577 (männl.) – 1.526 (weibl.)
Tirol: 2.477 (männl.) – 1.396 (weibl.)
Vorarlberg: 2.501 (männl.) – 1.333 (weibl.)
(Quelle: Pensionsversicherungs-Jahresstatistik, Dezember 2024, Berechnung: MA 23 - Wirtschaft, Arbeit und Statistik der Stadt Wien)
Die Ursachen für die Pensionslücke sind laut Momentum Institut tief in unserem System verankert: traditionelle Rollenbilder, zu wenig Anerkennung von Betreuungszeiten, schlecht bezahlte "Frauenberufe" wie Pflege oder Kinderbetreuung. Für viele Frauen ist es schlicht nicht möglich, ein Leben lang Vollzeit zu arbeiten – sei es wegen der Kinder, der Eltern oder des Jobs selbst, der körperlich so belastend ist, dass man ihn nicht bis zur Pension durchhält.
Was es braucht? Faire Löhne, echte Gleichstellung bei der Kinderbetreuung und bessere Anrechnung von Pflegezeiten, sagt Achleitner. Nur so kann Altersarmut wirksam verhindert werden – und zwar nicht erst in 20 Jahren.