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Hirscher holt große, aber verliert kleine Kugel

Heute Redaktion
14.09.2021, 15:18

Der Riesentorlauf beim Weltcup-Finale in Lenzerheide wurde zum Thriller. Zwar durfte sich Marcel Hirscher über den Gewinn des Gesamtweltcups freuen. Die kleine Kristallkugel im RTL-Weltcup verpasste er aber um 0,01 Sekunden.

Freud und Leid liegen knapp beisammen und Felix Neureuther war das Zünglein an der Waage. Doch alles der Reihe nach. Schon im ersten Durchgang fiel die Vorentscheidung um den Gesamtweltcup - Aksel Lund Svindal schied aus.

Zuviel riskiert, wie er nach dem Rennen gestand: "Ich musste etwas machen, was mir im ganzen Winter nicht gelungen ist." Da der Norweger auf einen Start im Slalom am Sonntag verzichten wird, musste Hirscher eigentlich nur noch ins Ziel kommen, um den Gewinn der großen Kristallkugel zu fixieren.

Hundertstel-Drama um kleine Kugel

Doch der Salzburger wollte mehr, nämlich auch die kleine Kugel für den Sieg im RTL-Weltcup. Als Achter nach dem ersten Lauf stand er mit dem Rücken zur Wand. Der 25-Jährige ging volles Risiko und brachte einen guten Lauf ins Ziel. Dann hieß es warten. Einer nach dem anderen reihte sich hinter Hirscher ein.

Als Erster konnte Alexis Pinturault die Hirscher-Zeit knacken. Als nur noch Ted Ligety und der Führende nach dem ersten Durchgang, Felix Neureuther, am Start standen war klar: Landet einer der beiden hinter dem Salzburger, hat er den RTL-Weltcup gewonnen.

Laura musste trösten

Ligety tat ihm diesen Gefallen schon mal nicht. Im Gegenteil: Der US-Amerikaner setzte sich an die Spitze des Klassements. Dann wurde es spannend: Neureuther kam bereits mit kleinem Rückstand zur ersten Zwischenzeit und verlor auch noch ein wenig Zeit bis zur zweiten.

Als sein Kumpel im Ziel war, stockte Hirscher das Blut in den Adern. Er musste sich setzen und Freundin Laura hielt seine Hand. Neureuther war um 0,01 Sekunden schneller als der Salzburger und verdrängte ihn vom dritten Platz.

"Ich weiß, der Piefke"

Am Ende einer langen Saison liegen Ligety und Hirscher mit 560 Punkten an der Spitze des RTL-Weltcups. Weil der US-Amerikaner aber mehr Rennen gewonnen hatte, ging die kleine Kristallkugel an ihn. Ein paar Minuten nach dem Schock wirkte Hirscher bereits gelassener: "So ist es halt, aber zuhause in unserer Studentenbude ist eh nicht so viel Platz. Ich hab kaum Platz für die drei Großen."

Neureuther war es fast ein wenig peinlich vor die österreichischen Mikros zu treten: "Ich weiß, der Piefke. Ein Hundertstel ist schon brutal."

Triumph für die Geschichtsbücher

Der Salzburger ist der erste Österreicher in der Ski-Geschichte, der dreimal hintereinander den Gesamtweltcup gewinnen konnte. Darüber freute sich der 25-Jährige: "Ich bin einfach so erleichtert. Es ist jeden Tag ein Drahtseilakt. Jetzt ist aber ein Nationalfeiertag in Salzburg. Ich habe gewusst, dass ich heute den Sack zumachen muss, weil ich nicht so locker Slalom fahren kann. Es war Horror, man denkt über die Kugeln nach, was die für einen sportlichen Wert haben. Tag und Nacht rechnet man, wie muss der Aksel fahren. Ich versuchte, das lässig, cool rüberzuspielen, aber es war eine Challenge."

Am Sonntag kann sich Hirscher bei Neureuther revanchieren. Dann steht die Entscheidung um den Slalom-Weltcup am Programm. "Das wird es ganz, ganz schwer. Gegen den Felix, der so überlegen fährt, zu gewinnen, wird nicht leicht", weiß der Gesamtweltcupsieger. "Er wird eine ziemliche Wut im Bauch haben. Ich bin gut drauf und freue mich, ich hoffe, dass es ein fairer Slalom wird", entgegnete der Garmisch-Partenkirchner.

Endstand beim Riesentorlauf in Lenzerheide:

1. Ted Ligety (USA) 2:15,63

2. Alexis Pinturault (FRA) +0,03

3. Felix Neureuther (GER) +0,26

4. Marcel Hirscher (AUT) +0,27

5. Roberto Nani (ITA) +0,45

6. Fritz Dopfer (GER) +0,64

7. Luca De Aliprandini (ITA) +0,72

8. Henrik Kristoffersen (NOR) +0,74

9. Matts Olsson (SWE) 0,88

10. Steve Missilier (FRA) +0,91

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