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Hirscher und Kostelic schlossen Frieden

Heute Redaktion
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Marcel Hirscher, Felix Neureuther und Ivica Kostelic haben sich am Montagabend publikumswirksam versöhnt. Der Österreicher, der Deutsche und der Kroate zogen mittels Handschlag bei der offiziellen Startnummernauslosung im Zentrum von Schladming einen Schlussstrich unter die Einfädler-Affäre. Zudem hat der kroatische Verband nach gemeinsamem und detailliertem Videostudium das Ergebnis des Slaloms am 5. Jänner in Zagreb als regulär bezeichnet und anerkannt.

Die Protagonisten haben am Montagnachmittag ein rund halbstündiges Gespräch geführt. "Wir haben uns ausgesprochen. Wir verstehen und akzeptieren die Meinungen und Ansichten des anderen", sagte Hirscher danach. Wichtig war den Athleten, Verbänden und dem Weltverband (FIS), den Zündstoff vor dem Nachtslalom am Dienstag in Schladming zu entschärfen. "Es darf kein schlechter Stern über diesem Rennen sein", meinte Hirscher. Immerhin hatten sich bereits österreichische und kroatische Hooligans angekündigt ().

Sponsor drängte zur Versöhnung

Auch dem gemeinsamen Kopfsponsor von Hirscher und Kostelic dürften die Ereignisse der vergangenen Tage nicht sonderlich gefallen haben. Deshalb hob Kostelic auch ganz besonders die spezielle Verbindung zu Hirscher hervor. "Marcel und ich haben eine lange Freundschaft und wir wollen Freunde bleiben. Marcel ist ein ehrlicher Mann und ein fairer Sportler", sagte Kostelic.

Die Sticheleien Richtung Hirscher am Sonntag in Kitzbühel hatten noch ganz anders geklungen, Kostelic erklärte sie aber mit dem "Adrenalin nach dem Rennen". Zudem hatte Kostelic zu diesem Zeitpunkt offenbar noch gar nicht persönlich die Bilder von den angeblichen Zagreb-Einfädlern gesehen. Im Gespräch am Montag erklärte Hirscher Kostelic nun offensichtlich glaubhaft, warum er aufgrund seines Fahrstils Probleme beim genauen Erkennen eines Einfädlers hat.

Hirscher will sensibler auf Einfädler reagieren

"Für Ivica war das anscheinend nicht nachvollziehbar. Er hat es unsportlich gefunden", sagte Hirscher. Der 22-Jährige hat Kostelic versprochen, dieses Thema in Zukunft sensibler zu behandeln. "Sobald ich mir zu 90 Prozent sicher bin, werde ich stehen bleiben", sagte Hirscher. Einfädeln und weiterfahren widerspricht offenbar sehr massiv dem skifahrerischen Ehrenkodex im Hause Kostelic.

"Marcel hat mir erklärt, dass es für ihn schwer ist, einen Einfädler zu erkennen. Er hat aber eingesehen, dass er ein bisschen anders denken muss", berichtete der amtierende Gesamt-Weltcupsieger, der auch aktuell wieder klar voran liegt. Auch Neureuther zeigte sich erleichtert, dass es zur Aussprache und öffentlichen Versöhnung kam. "Die letzten Tage waren sehr schwer, vor allem für Marcel und mich. Ich hoffe, dass das jetzt ein für alle Mal erledigt ist. Wir sollten unsere Rivalität nur auf der Piste austragen", erklärte der Deutsche.

Kroatien erkennt FIS-Entscheidung an

Die Basis für den Frieden gelegt hat FIS-Renndirektor Günter Hujara. Er hat am Montag gemeinsam mit allen Trainern die strittigen Videos noch einmal genau unter die Lupe genommen und gezeigt, mit welch hochwertiger Technik bei den Analysen gearbeitet wird. Nur x-fach herangezoomte HD-Bilder der Zagreb-Fahrten von Hirscher und Neureuther machten es möglich, halbwegs wasserdichte Schlüsse zu ziehen. Ein korrektes Urteil mit dem freien Auge eines Torrichters scheint in derartigen Fällen völlig unmöglich, Vergleiche mit strittigen Abseitsentscheidungen im Fußball drängen sich fast auf.

Die Bilder überzeugten dann aber auch Kroatiens Alpindirektor Vedran Pavlek. "Neureuther hat zu hundert und Hirscher zu 90 Prozent nicht eingefädelt", merkte Pavlek an. Die auf 100 fehlenden zehn Prozent dürften genau jene Grauzone sein, die man aktuell im Slalom zu tolerieren hat. "Wenn auch die genauesten Bilder keinen Aufschluss bringen, dann wird im Zweifel zugunsten des Angeklagten entschieden", sagte Hujara. Jetzt bleibt für den ÖSV nur noch zu klären, wer die Einfädler-Affäre mittels "anonymen" Informationen an die "Kronen Zeitung" ins Rollen gebracht hat.

APA/red