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Hoeneß legt bei Prozess volles Geständnis ab

Heute Redaktion
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Gefängnis oder Freiheit? Am Montag um 9:30 Uhr begann in München der Strafprozess gegen Uli Hoeneß. Der Bayern-Boss ist angeklagt, über ein Schweizer Bankkonto Steuern in Höhe von 3,2 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Schaulustige stürmten bereits mitten in der Nacht das Gerichtsgebäude, Hoeneß legte indes ein umfassendes Geständnis ab - und erweiterte den Anklagepunkt auf insgesamt 18,5 Millionen Euro.

Gefängnis oder Freiheit? Am Montag um 9:30 Uhr begann in München Der Bayern-Boss ist angeklagt, über ein Schweizer Bankkonto Steuern in Höhe von 3,2 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Schaulustige stürmten bereits mitten in der Nacht das Gerichtsgebäude, Hoeneß legte indes ein umfassendes Geständnis ab - und erweiterte den Anklagepunkt auf insgesamt 18,5 Millionen Euro.

Der erste Prozesstag hat am Montag bereits in den frühen Morgenstunden zu einem großen Andrang vor dem Justizpalast in München geführt. Bereits um drei Uhr pilgerten Schaulustige zum Gerichtsgebäude, um sechs Uhr war bereits die Hälfte aller Zuschauerplätze besetzt. Unter die Zuseher wird sich auch Hoeneß-Gattin Susi mischen, um ihrem Mann zur Seite zu stehen.

Der 62-Jährige selbst betrat den Saal erst fünf Minuten vor dem offiziellen Beginn. Der Bayern-Boss lächelte sogar, als er für die Fotografen mit seinen Anwälten Motiv stand. Hoeneß hatte angekündigt, "gut vorbereitet" vor Gericht zu erscheinen. Hoeneß hat zum Auftakt alle Vorwürfe der Steuerhinterziehung voll eingeräumt. "Ich habe Steuern hinterzogen", sagte Hoeneß. "Mir ist bewusst, dass daran auch die Selbstanzeige nichts ändert. Ich habe gehofft, mit einer Selbstanzeige einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen."

Verluste in Millionenhöhe

Er habe mit immensen Summen regelrecht "gezockt" und keinen rechten Überblick mehr über Gewinne und Verluste gehabt, sagte Hoeneß. Unter dem Strich habe er 2003 bis 2009 Verluste in Millionenhöhe gemacht. Dennoch sei ihm klar, dass er Gewinne hätte versteuern müssen.

"Ich bin froh, dass jetzt alles transparent auf dem Tisch liegt. Mein Fehlverhalten bedauere ich zutiefst. Ich werde alles dafür tun, dass dieses für mich bedrückende Kapitel abgeschlossen wird." Er wolle alle Schulden nachzahlen. Er erinnerte daran, dass er insgesamt auch fünf Millionen Euro für soziale Zwecke gespendet hatte. "Ich bin kein Sozialschmarotzer", sagte Hoeneß.

Anklage: 3,5 oder 18,5 Millionen Euro?

Staatsanwalt Achim von Engel warf Hoeneß vor, etwas mehr als 33 Millionen Euro nicht versteuert zu haben. Damit habe er rund 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen. Insgesamt wird Hoeneß beschuldigt, "durch sieben selbstständige Handlungen gegenüber den Finanzbehörden unrichtige oder unvollständige Angaben gemacht und dadurch Steuern verkürzt zu haben", hieß es im Anklagesatz.

Laut deutschem Recht ist ab einer Million Euro eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung möglich. Die wollen Hoeneß und seine Anwälte verhindern. Mit einem reumütigen Geständnis und einem neuen Zeugen. Experten gehen davon aus, das sein bisheriger untadeliger Lebenswandel, sein großes soziales Engagement und auch die - wenngleich fehlerhafte - Selbstanzeige strafmildernd wirken. Der 62-Jährige wolle es als Zeichen seiner Geständigkeit verstanden wissen, dass er sich zu den über die Anklageschrift hinausgehenden 15 Millionen Euro an hinterzogenen Steuern bekannte, wie sein Anwalt Hanns W. Feigen erläuterte.

Selbstanzeige erfolgte zu spät

Laut Staatsanwalt war Hoeneß' Selbstanzeige unwirksam, weil sie nicht die genaue Aufschlüsselung aller hinterzogenen Steuern enthielt - und zu spät erfolgte. Nämlich erst, als ein Journalist bereits mit Recherchen begonnen hatte. Ein damals befragter Finanzbeamter soll aber aussagen, dass dabei der Name Hoeneß noch gar nicht fiel.

Experte hält Gefängnisstrafe für wahrscheinlich

Der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, hält eine Haftstrafe für immer wahrscheinlicher. "Das sind ja gigantische Zahlen. Und das wirft ein wirklich dunkles Licht auf diese Selbstanzeige", sagte Eigenthaler dem TV-Sender N24. Der Vorsitzende der Steuergewerkschaft meinte, dies sei von einer vollständigen Selbstanzeige weit entfernt. "Ich sehe mittlerweile eine Gefängnisstrafe am Ende des Tunnels."

Als erster im Saal! Alles ruhig. Noch...
— Oliver Grothmann (@olg66)