Derby-Time in Hütteldorf! Am Sonntag (17 Uhr) kommt es im Allianz Stadion zum bereits 347. Duell zwischen Rapid und der Austria. Bei 48 (!) stand Steffen Hofmann auf dem Rasen. Mittlerweile verfolgt er das Geschehen als grün-weißer Geschäftsführer von der Tribüne aus.
Im "Heute"-Interview verrät der 45-Jährige, der von den Fans als "Fußballgott" verehrt wird, wie er im Stadion mitlebt, ob ihm die "Veilchen"-Anhänger abgehen, was er von Peter Stöger hält, was von seinem Job als Talente-Manager blieb – und wie er wieder in Form kam.
Herr Hofmann, Sie sind schon lange im Geschäft – ist eine Derby-Woche für Sie nach wie vor speziell?
"Sie ist schon etwas Besonderes. Natürlich ist es in jeder Funktion ein bisschen anders. Als Spieler ist es wahrscheinlich am intensivsten. Man merkt aber auch jetzt, wie die Anspannung steigt, je näher man zum Spiel kommt. Man freut sich, dass es endlich losgeht."
Sie haben das Derby in unterschiedlichen Rollen erlebt. Macht es auf dem Rasen oder von der Tribüne aus mehr Spaß?
"Ganz sicher auf dem Rasen, da geht nichts drüber. Als Spieler am Platz zu stehen und aktiv mitzuentscheiden, in welche Richtung es geht, ist echt etwas Besonderes, da gibt es nichts Besseres."
Wie geht es Ihnen bei einem Derby? Sind Sie emotional dabei?
"Ich bin eigentlich ein sehr ruhiger Zuschauer, freue mich aber unglaublich, wenn wir Tore schießen. Nach den Spielen bin ich meistens ziemlich fertig, muss ich gestehen. Da bin ich froh, wenn ich nach Hause fahren kann. Das ist bei einem Derby natürlich noch einmal extremer."
Am Sonntag sind zum vierten und vorerst letzten Mal keine Gästefans erlaubt. Sehnen Sie deren Rückkehr herbei – oder läuft es ohne sogar besser?
"Wenn alles einigermaßen gesittet abläuft und keine Gewalt im Spiel ist, dann ist es mit Gästefans schon cooler. Aber ich glaube, dass die Stimmung damals so aufgeheizt war, dass es vielleicht gut war, ein bisschen Ruhe reinzubringen. Im Großen und Ganzen ist Fußball ohne Fans nicht das Gleiche, da gehören auch die Gästefans dazu."
Sie haben einen guten Draht zum Block. Haben Sie das Gefühl, dass alle Beteiligten die Nachdenkpause verstanden haben?
"Es ist halt ein sehr emotionales Spiel, in dem immer sehr viel los ist. Aber ich glaube schon, dass alle wissen, dass die Dinge, die passiert sind, einfach nicht passieren dürfen. Und wir wollen das auch nicht sehen. Es sollte am Ende des Tages um die elf Herren am Platz gehen."
Rapid ist nach sieben Runden Tabellenführer. Wie ordnen Sie den Saisonstart ein?
"Außergewöhnlich gut, besser als erwartet. Wir haben viel Qualität im Kader. Und wir haben einen Trainer, der es schafft, gute Ergebnisse einzufahren – mit einer Mannschaft, die noch nicht so eingespielt ist, weil viele Spieler spät dazugestoßen sind. Ich glaube, was Peter Stöger in den letzten Wochen und Monaten gemacht hat, ist schon sensationell. Ich hoffe, dass es so weitergeht."
Auch im Vorjahr hat Rapid einen tollen Start hingelegt – dann ging die Luft aus. Sie haben erzählt, dass Sie sich bereits Wochen vor dem sportlichen Absturz Sorgen hinsichtlich des Frühjahres gemacht haben. Wie sieht Ihr Bauchgefühl für diese Saison aus?
"Bis jetzt sind wir mit den Ergebnissen echt zufrieden. Ich glaube aber auch, dass wir in vielen Punkten noch Luft nach oben haben. Letztes Jahr sind wir super gestartet, hatten allerdings eine andere Vorbereitung. Der Kader war eigentlich zum Trainingsauftakt fertig. Das war diesmal nicht so. Deswegen sind manche Dinge noch nicht so eingespielt, gerade was das Spiel mit dem Ball betrifft. Dafür sind die Ergebnisse top. Ich glaube, das ist schon eine großartige Arbeit vom Trainer. Und es liegt natürlich auch an der Qualität der Spieler."
Sie waren beim letzten Rapid-Meistertitel als Kapitän dabei. Hätte der Titel als Geschäftsführer einen ähnlich hohen Stellenwert?
"Es ist egal, in welcher Position ich bin. Ich freue mich über jeden Titel. Ob ich Geschäftsführer bin, irgendeine andere Funktion oder gar keine Funktion habe. Es wird Zeit, dass wir wieder Erfolge feiern. Diese Saison ist noch sehr lang. Ich glaube, es würde uns guttun, noch am Boden zu bleiben und nicht zu viel zu träumen. Die Jungs wissen, dass sie hart arbeiten müssen. Das werden sie tun. Und dann werden wir schauen, was am Ende dabei herauskommt. Ob ein Titel jetzt als Spieler, als Trainer, Geschäftsführer oder Platzwart erreicht würde – es würde uns allen ganz gut tun."
Der Kader ist breit aufgestellt, Markus Katzer staubt viel Lob ab. Sie werden in dieser Hinsicht kaum erwähnt. Okay für Sie?
"Ja, ich habe kein Problem damit, dass Mecki da mehr im Vordergrund steht. Er macht das mit den Spielern, jeder hat seine Aufgabe bei uns. Jeder versucht, das Beste für Rapid zu machen. Am Ende kann man auch nur erfolgreich sein, wenn wir alle einen guten Job machen."
Sie haben vor einiger Zeit als Talente-Manager bei Rapid gearbeitet. Aktuell haben es die Jungen schwer, in den Profi-Kader zu kommen. Tut Ihnen das weh?
"Beim Spiel gegen den GAK waren aber trotzdem wieder drei Spieler in der Startelf, die vor ein, zwei Jahren noch in der zweiten Liga gespielt haben. Dass es schwieriger geworden ist, nach oben zu kommen, das ist offensichtlich. Das hat aber auch etwas mit der Qualität zu tun. Natürlich bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass wir eine sehr gute Nachwuchsarbeit leisten. Wir bringen immer wieder Top-Spieler raus. Aber vielleicht ist die Luft noch ein bisschen dünner geworden. Es werden vielleicht nicht mehr so viele wie früher den Sprung schaffen. Dafür werden diejenigen, denen er gelingt, vielleicht weiter kommen. Ich glaube nicht, dass wir uns verstecken müssen."
Ihr Rücktritt als Aktiver ist bereits sieben Jahre her. Wären Sie in manchen Situationen gerne noch Spieler? Vermissen Sie die Kabine, das Adrenalin, die Sprechchöre?
"Prinzipiell gibt es nichts Schöneres, als Spieler zu sein. Das ist schon das Coolste. Aber irgendwann war klar, dass es vorbei sein wird. Ich habe es sehr lange genießen dürfen. Es ist jetzt so, wie es ist. Und damit ist es auch gut."
Sie haben sich im April eine längere Auszeit genommen, sind danach schlank und vital zurückgekehrt. Haben Sie gröbere Dinge in Ihrem Tagesablauf umgestellt?
"Ich ernähre mich besser, mache ein bisschen mehr Sport. Ich nehme mir einfach mehr Zeit für mich. Und das hilft schon. Es ist einfach viel auf mich reingeprasselt damals. Ich habe viel Energie aufgebracht, irgendwann war es dann genug. Und dann habe ich mir diese Auszeit genommen. Das war wichtig für mich."