"Heute"-Interview

Rapid-Ass Horn: "Wir können uns nur selbst stoppen"

Spitzenreiter Rapid ist am Sonntag beim GAK gefordert, will den nächsten Schritt machen. Ob und wie das gelingt, verrät Jannes Horn im "Heute"-Talk.
Erich Elsigan
19.09.2025, 06:45
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Tabellenführung, Einzug ins Cup-Achtelfinale, überstandene Conference-League-Quali – Rapid legte einen Traumstart in die Saison hin. Stets mit dabei: Jannes Horn, der im Sommer von US-Klub St. Louis kam. Im "Heute"-Interview spricht der 28-jährige Deutsche über Trainer-Kritik, interne Konkurrenz, seltene Tore und mehr.

Herr Horn, Rapid ist in einem Flow, es geht derzeit vieles auf, selbst schwächere Spiele werden gewonnen – wie erklären Sie dieses Phänomen?
"Wir arbeiten hart dafür. Es ist unser Anspruch, jede Partie zu gewinnen. Ich bin daher froh, dass es gut läuft, wir können uns nicht beschweren, es macht sehr viel Spaß. Dass wir gegen Oberwart nicht unser bestes Spiel hatten, wissen wir natürlich alle. Aber das Wichtigste ist der Sieg, den haben wir geholt. Wir werten das Spiel trotzdem aus, schauen, warum wir den Deckel nicht früher draufgemacht haben."

Rapid läuft seit einer halben Ewigkeit einem Titel nach. Der starke Start lässt die Fans träumen. Wer oder was kann euch heuer stoppen?
"Ich denke, nur wir selbst. Ich sehe das Potenzial, das in der Mannschaft steckt. Ich habe ja selbst schon bei einigen Klubs gespielt und schon ein paar Teams in der Liga gesehen. Ich denke wirklich, nur wir selbst können uns stoppen. Aber die Saison ist noch sehr am Anfang. Wir haben noch viele Spiele vor der Brust. Wir müssen auch gegen die vermeintlich kleinen Gegner erst gewinnen."

Am Sonntag geht es auswärts gegen Schlusslicht GAK weiter. Wie motivieren Sie sich für Matches, wo alles andere als ein Sieg als Rückschritt gilt?
"Wenn wir nicht alles abrufen, wird es selbst gegen einen Drittligisten eng, wie wir im Cup gesehen haben – auch wenn wir nicht viel zugelassen haben. Aber wir haben kaum Chancen kreiert, das muss ein kleiner Weckruf für uns sein. Wir müssen in jedem Spiel ans Limit gehen, sonst werden wir nicht gewinnen. Die Mannschaften in der Liga wissen alle, wie sie ihre Punkte holen können, da darf man den GAK auch nicht unterschätzen. Wir müssen jedenfalls anders ins Spiel gehen, sonst wird es schwer."

In den letzten Jahren war Rapid für "Selbstfaller" bekannt, nach guten Starts ging irgendwann die Luft aus. Besteht diese Gefahr auch heuer?
"Wir haben ein gutes Trainer-Team, das genau auf das achtet. Der Trainer schaut schon, dass wir uns nicht zurücklehnen und es nicht zu locker angehen. Wir müssen nur schauen, dass jeder mit einem klaren Mindset ins Spiel geht, sonst verlierst du auch gegen vermeintlich Kleinere."

Ihr bildet nach jedem Spiel einen Kreis am Rasen, Peter Stöger richtet ein paar Worte an euch. Kannten Sie das von anderen Trainern? Ist Ihnen Feedback kurz nach Schlusspfiff wichtig?
"Ich kannte das aus Köln schon. Ich finde es gut, dass du gleich nach dem Spiel einen Input bekommst, wie das Spiel vom Trainer-Team wahrgenommen wurde. Es schweißt uns noch mehr zusammen. In letzter Zeit hatten wir auch immer einen Grund, gleich ein bisschen zu feiern. Es kann gerne so weitergehen."

Nach dem Zittersieg gegen Oberwart hat Stöger gesagt, "niemand darf sich sicher sein". Ist es aktuell nötig, ein paar Spieler herunterzuholen und auf die Euphoriebremse zu treten?
"Es ist gut, dass der Trainer es klar anspricht. Wir haben einen breiten Kader, jeder bei uns ist ersetzbar. Ich habe es gerne, dass man Konkurrenz hat, denn nur so wirst du selbst auch stärker. Uns ist allen bewusst, dass wir uns nicht ausruhen dürfen. Wenn man schlecht spielt, wird man ersetzt. So soll es im Fußball auch sein."

Sie kennen Stöger aus gemeinsamen Köln-Zeiten. Wie unterscheidet sich der Köln-Stöger vom Rapid-Stöger?
"Es ist eine andere Situation. Bei Rapid wollen wir oben mitspielen, bei Köln war es nicht unbedingt unser Anspruch, wir waren nicht Bayern München. Menschlich ist er gleich geblieben. Er weiß, wie er mit den Spielern umgehen muss. Ich schätze seine Menschlichkeit und was er für einen Fußball spielen lassen möchte. Er findet die richtigen Worte. Gestern hat er nicht gesagt: 'Alles gut, wir haben gewonnen, weiter gehts', sondern war kritisch und hat angesprochen, was wir verbessern müssen. Man kommt erst gar nicht in so einen Strudel rein, in dem man sich zurücklehnt."

In der deutschen Bundesliga haben Sie gegen Leute wie Lewandowski, Ribery, Müller und Haaland, gespielt – wer war der härteste Gegenspieler?
"Arjen Robben. Wenn er den Ball hatte, wusste man, er zieht in die Mitte und zieht ab. Und trotzdem war er kaum zu vereidigen. Man freut sich, mit solchen Spielern auf dem Platz gestanden zu haben. Auch mit Haaland, Dembele, Bellingham. Das sind alles Spieler, die jetzt eine Weltkarriere haben."

Zuletzt waren Sie in der MLS. Wie fällt Ihr Vergleich zur österreichischen Liga aus? Welche schätzen Sie höher ein?
"Es ist anders. In Österreich ist es sehr taktisch, die Gegner sind gut im Verteidigen. Dafür hast du in den USA noch bessere Einzelspieler. In Amerika hattest du als Abwehrspieler ein paar Lücken mehr, paar mehr Anspielstationen."

In Ihrer Profi-Laufbahn haben Sie erst ein Tor erzielt – beim Debüt für Rapid. Hatten Sie je Zweifel?
"Ich wusste, dass es irgendwann passieren würde. Ich habe nie an mir gezweifelt. Aber klar fragt man sich, warum keiner reingeht. Es wäre schön, wenn in dieser Saison noch zwei, drei Tore folgen. Aber eines ist schon mal besser als keines."

Sie sind aus Braunschweig – was vermissen Sie am meisten?
"Braunschweig ist einfach Heimat. Ich habe dort die ersten 19 Jahre meines Lebens verbracht. Ich habe dort Freunde und Familie. Ich vermisse es, in die Stadt zu gehen und Leute zu treffen, ich kenne jede Ecke. Heuer konnte ich bis auf zwei Tage nicht daheim sein, vielleicht geht es sich in der nächsten Pause aus."

In Wien haben Sie sicher auch schon Lieblingsplätze gefunden. Wo verbringen Sie gerne die Freizeit?
"Ich gehe gerne mit meiner Frau essen oder auf Spielplätze mit meinem Sohn. Wir sind gerne an der frischen Luft spazieren, da gibt es genug Möglichkeiten in Wien. Ich habe noch nie in einer so tollen Stadt gewohnt, wir fühlen uns pudelwohl. Mein Sohn kommt bald in den Kindergarten, wir erwarten außerdem weiteren Nachwuchs, es werden spannende Zeiten."

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