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Kämpfen Liga und Klubs zu wenig gegen Homophobie?

Die Bundesliga und ihre Klubs rufen zum Kampf gegen die Homophobie auf. Der ist in den heimischen Stadien dringend nötig.

Heute Redaktion
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In der Gesellschaft ist Homosexualität weitgehend akzeptiert. Ab 1. Jänner 2019 dürfen gleichgeschlechtliche Paare in Österreich heiraten. In den Fußballstadien ist von alledem wenig zu merken. "Schwul", auf Wienerisch alternativ auch "woarm", wird von Fan-Gruppierungen als Schimpfwort für Gegner und Schiedsrichter verwendet.

Bundesliga gegen Homophobie

Die Bundesliga startete jüngst eine Offensive: "Gemeinsam gegen Homophobie." Die Klubs stehen hinter der Initiative, treten mit Regenbogen-Kapitänsbinden an und posieren mit Schildern für den Social-Media-Auftritt des Arbeitgebers. Die Aktion ist löblich, kann aber nur der Anfang sein.

Wie tief verstaubte Wertvorstellungen nach wie vor in den Köpfen vieler Fußball-Fans verankert sind, offenbart ein flüchtiger Blick auf die aktuellen Facebook- und Instagram-Auftritte der Klubs. Unter den Anti-Homophobie-Beiträgen rutschen zutiefst beleidigende Sätze durch die Moderations-Netze der Klubs – nur die Spitze des Eisbergs!

Solange beispielsweise die Austria bei Derbys vom Gegner als "schwuler FAK" besungen wird, ist nicht davon auszugehen, dass man in der Bundesliga in absehbarer Zeit Spieler sehen wird, die offen zu ihrer Homosexualität stehen.

Vor genau zwei Jahren veröffentlichte das Marktforschungsinstitut Dalia eine Studie. Demnach wird der Anteil der lesbischen, schwulen, bisexuellen oder transgeschlechtlichen Österreicher auf sechs Prozent geschätzt. Es gibt sie also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Plural. Spürt ein Bundesliga-Spieler anstatt Akzeptanz nichts als Häme und Vorurteile gegenüber Schwulen, wird er es sich zwei Mal überlegen, seine Homosexualität offen auszuleben und damit seine sportliche Zukunft aufs Spiel zu setzen, also seinen Beruf.

Problem der Fans – und Männer

Offen schwule Profi-Fußballer sucht man in Österreich vergeblich. Das ist in erster Linie ein Problem der Fan-Kultur. Das zeigt der Blick zum Frauensport. Frauenfußball ist spätestens nach dem EURO-Halbfinaleinzug der ÖFB-Damen auf dem Vormarsch, leidet aber immer noch unter den geringen Zuschauerzahlen. Im Gegensatz zu den männlichen Kollegen scheint es Frauen dafür viel leichter zu fallen, ihre Homosexualität offen zu leben. Beispiele hierfür gibt es national und international genug.

Um nur einen Namen zu nennen: Daniela Iraschko-Stolz ist in Österreich längst eine gefeierte Wintersportlerin. Sie gewann Olympia-Silber im Skispringen, ist Weltmeisterin und war davor Torfrau in der österreichischen Frauen-Bundesliga. Seit 2013 lebt sie in einer eingetragenen Partnerschaft.

Homophie findet hauptsächlich in den Fan-Kurven, nicht aber der Kabine statt. Diesen Eindruck gewann "Heute" schon vor zwei Jahren, als wir die damaligen Bundesliga-Kapitäne zu diesem Thema befragten.

Klartext der Stars

Robert Almer war damals noch ÖFB-Teamgoalie und Kapitän der Austria, heute ist er Mattersburg-Sportdirektor. 2016 sagte er: "Im Team wäre das sicher kein Thema! Im Damen-Fußball gibt es auch sehr viele lesbische Frauen, dort ist es auch kein Problem. Das Problem liegt eindeutig bei den Fans. Das ist aber nicht nur in Österreich so, das habe ich auch in Deutschland so mitbekommen."

Rapids Ehrenkapitän Steffen Hofmann drückte sich ebenfalls deutlich aus: "Nirgends, auch im Fußball nicht, darf es sein, dass Menschen aufgrund von persönlichen Einstellungen oder Neigungen diskriminiert werden."

Thomas Gebauer, damals bei Ried, heute Backup beim LASK, schlug in dieselbe Kerbe: "Innerhalb der Truppe wäre ein Outing sicher kein Problem. Für die Gesellschaft wäre es ein sehr positives Zeichen, wenn sich einmal ein aktiver Spieler outen würde. Aller Anfang ist schwer und irgendjemand muss einmal damit anfangen. Wenn das der Fall ist, glaube ich, dass es in ein, zwei Jahren völlig normal wäre."

Es muss also vor allem ein Umdenken in den Fan-Kurven dieses Landes stattfinden. Das geht wohl nur über den Dialog der Klubs, damit gute Aktionen wie jene der Bundesliga nicht als reine Lippenbekenntnisse verpuffen.

(Sebastian Klein)

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