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Hooligan-Anwalt: "Ich vermisse Austrianer"

Heute Redaktion
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Die Verteidiger jener Rapid-Fans, die sich beim Prozessauftakt am Montag am Wiener Landesgericht verantworten mussten, weisen alle Vorwürfe zurück und erheben schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

Seit Montagvormittag werden die Fälle von 32 der 85 Angeklagten verhandelt - . Außerdem saßen auf der Anklagebank Mitglieder der Fanklubs "Lords Rapid" und "Flo'Town Boys". Zwei Angeklagte fehlen - einer liegt im Spital, einer blieb dem Prozess unentschuldigt fern.

Einer der Rechtsvertreter der Angeklagten ist Star-Anwalt Werner Tomanek. Dieser warf den Ermittlungsbehörden vor, die "Falschen angeklagt" zu haben. Es sei nicht gelungen, jene Krawallmacher, die sich aktiv an den Ausschreitungen am Westbahnhof beteiligt hatten, auszuforschen. Laut Tomanek habe man einfach alle, die auf den Fotos und Videoaufnahmen zu identifizieren waren angeklagt. "Hier ist überschießend reagiert worden", meinte der Rechtsanwalt.

Kein Landfriedensbruch

Sauer stieß es seinem Rechtsanwaltkollegen Johannes Schmidt auf, dass sich, obwohl es zu Schlägereien zwischen Rapidlern und Austrianer kam, nur die Grün-Weißen vor Gericht verantworten müssen. "Ich vermisse Austrianer", meinte der Verteidiger mit Blick auf die Anklagebank.

Die Anwälte betrachten außerdem den Strafbestand des Landesfriedensbruches am Wiener Westbahnhof nicht als erfüllt, weil der Marsch lediglich darauf abzielte, Präsenz zu zeigen. Die ersten Gewalttätigkeiten seien von den Austria-Anhängern gesetzt worden.

Rapidler "nicht schuldig"

Alle 30 anwesenden Angeklagten bekannten sich vor dem Gericht "nicht schuldig". Einer der Angeklagten revidierte seine Aussage, man habe die Austrianer "abpassen" wollen. "Ich habe nix gemacht", so der Rapidler, seine Aussage wurde ihm von der Polizei "in den Mund gelegt".

Er sei aus Neugierde zum Westbahnhof gegangen. Dass es dabei zu Ausschreitungen kam kommentierte er so: "Bei Demonstrationen kann auch immer was passieren." Ein anderer Beschuldigter meinte, man habe die Austrianer mit Gesängen "demoralisieren" wollen, er selbst wollte "Flagge zeigen".

Staatsanwältin erbost

Dagmar Pulker ging in ihrem Eröffnungsplädoyer mit den Angeklagten hart ins Gericht. "Es war jedem bewusst, dass es zu Attacken gegen Austrianer und Gewalttätigkeiten kommen wird", so die Staatsanwältin. Den Schöffensenat forderte sie auf, die Rapid-Fans "wegen Landzwangs mit aller Strenge zu verfolgen".

Übervorsichtige Justiz

Die enormen Sicherheitsmaßnahmen beim Prozess - unter anderem sind an die 50 Wega-Beamte anwesend - erwiesen sich bisher als unbegründet und führten bislang nur . Bis auf anwesende Medienvertreter ist das Publikumsinteresse bei dem Prozess eher gering, viele Sitzreihen blieben leer. Außerdem hatte es in der Fan-Community Aufrufe gegeben, dem Gericht fernzubleiben, um den Angeklagten nicht zu schaden.

Die Verhandlung wird am Dienstag fortgesetzt, Urteile sind nicht vor 2012 zu erwarten.