Leser

Künstler gefangen in Charkiw: "Ich habe alles verloren"

Seit Ausbruch des Krieges ordnet Leserreporter Igor sein Leben der Hilfe von Bedürftigen in seiner Stadt Charkiw unter. Die Lage wird immer schlimmer.

Robert Cajic
Teilen

Während Wladimir Putin in Russland unermüdlich an seiner Propaganda-Maschine arbeitet und noch immer von einer "speziellen Militäroperation" spricht, kämpfen die Menschen in der Ukraine ums Überleben – "Heute" berichtet LIVE über die aktuellen Ereignisse. Gegen die humanitäre Notlage kämpfen unter anderem viele Freiwillige vor Ort. Einer dieser Helfer ist "Heute"-Leser Igor, der im "Heute"-Interview über die humanitäre Lage, Fluchtgefahren und die Wichtigkeit der Standhaftigkeit der ukrainischen Politiker sprach.

Flucht mit älteren Familiemitgliedern unmöglich

Nur Tage nach seinem ersten Interview für "Heute" sprach Leserreporter Igor von einer Verschlechterung der Situation in Charkiw. Der Ukrainer berichtete von "massiven Bombenanschlägen in den letzten Tagen" – dabei sollen einige Bomben auch in Häuser und Märkte eingeschlagen haben. Dadurch sind nicht nur viele Bewohner, sondern auch die Kleinunternehmer zu Schaden gekommen. "Es ist nirgendwo sicher. Der einzige sichere Ort in der Stadt ist der Untergrund", beschrieb der 30-Jährige die missliche Lage.

Die Organisation der Hilfsorganisation sei deshalb umso wichtiger – es gäbe Listen von Orten, an denen man Nahrungsmittel erhält. Ebenso gibt es Listen, in die man sich eintragen kann, um Nahrung zu bekommen.

In der zweitgrößten Stadt Ukraines ist der berufliche Künstler nicht allein. Mit seinen Eltern und seiner Großmutter ist er nach wie vor in Charkiw. In deren Haus lebt die Familie aber nicht mehr. Da sich das Haus am Stadtrand und damit in unmittelbarer Nähe zu den russischen Truppen befindet, fand man Zuflucht im Haus von Freunden.

Video: "Russen bombardieren unseren Bezirk"

Ob das Wohnhaus überhaupt noch an Ort und Stelle stehe, wisse der Leserreporter Igor nicht. "Sie bombardieren meinen Bezirk", sagte der Künstler im "Heute"-Talk. Eine Flucht in den Westen kam für die Familie nicht infrage. Zu gefährlich sei die Flucht mit seiner alten Oma, deswegen bleibe man in Charkiw. 

Dass man trotz allem in Charkiw bleibt, liegt vor allem an dem Mut der ukrainischen Politiker, die ebenfalls an der Seite der Bevölkerung gegen die Russen kämpfen. "Selenskyj und Klitschko sind in Kiew. Aber unser Bürgermeister Ihor Terechow ist von uns gewählt und er fährt durch die Stadt und besucht die Menschen in den Bunker", zeigte sich der Ukrainer stolz über das Engagement des Charkiwer Bürgemeister. Das Auftreten der Politiker sei "außergewöhnlich und so mutig", beschrieb Igor.

"Weiß nicht, ob mein Haus noch steht": Leserreporter Igor über die Lage in Charkiw
"Weiß nicht, ob mein Haus noch steht": Leserreporter Igor über die Lage in Charkiw
Leserreporter

"Brauchen Ruhe, weil wir nur noch Bomben hören"

Noch schaffen es die humanitären Laster in die Stadt. Nichtsdestotrotz werden Hilfsgüter knapp. Der freiwillige Helfer berichtete im Gespräch mit "Heute", dass es in Charkiw regelmäßig Temperaturen im Minusbereich gäbe. Neben Nahrungsmittel, warmer Kleidung und Wasser brauchen die Bewohner Charkiws laut Igor vor allem Eines: Ruhe. "24 Stunden am Tag hören wir Bomben", beschrieb der Leserreporter über die neue Realität in seiner Heimatstadt.

Video: Humanitäre Lage in Charkiw

Der 30-Jährige habe durch die russische Invasion "alles verloren – meine Jobs und mein ganzes Geld". Wie lange der Krieg anhalten wird, wisse er nicht. Doch auch er hofft, wie viele Ukrainer, auf ein baldiges Ende. "Ich weiß nicht, wie es mir nach dem Krieg gehen wird, im Moment höre ich nur die Bomben", erklärte der Leserreporter seine Gefühlslage. Nach dem hoffentlich baldigen Kriegsende müsse er dann "sein Leben umkrempeln".

Schräg, skurril, humorvoll, täglich neu! Das sind die lustigsten Leserfotos.

1/273
Gehe zur Galerie

    Bildstrecke: Leserreporter des Tages

    1/156
    Gehe zur Galerie
      08.12.2023: <a rel="nofollow" data-li-document-ref="120008456" href="https://www.heute.at/s/protest-marsch-dann-pickt-klima-shakira-vor-parlament-120008456">Protest-Marsch, dann pickt Klima-Shakira vor Parlament</a>
      Letzte Generation Österreich Twitter / Leserreporter