Mit gerade einmal 18 Jahren begann Marius Rohde seine Sexualität kreativ auszuleben und Content zu produzieren – zunächst aus Neugier, später mit einer klaren Vision: selbstbestimmt zu arbeiten, unabhängig zu sein und dabei ein echtes Bild schwuler Identität zu zeigen. Auf der Plattform BestFans hat sich Marius längst eine große Community aufgebaut.
Im Interview spricht er über Herausforderungen im Aufbau seiner Karriere, den Umgang mit Vorurteilen, seine Beziehung, die Realität hinter der Arbeit als Creator – und warum Authentizität und Haltung in seiner Branche wichtiger denn je sind.
Ich habe relativ früh gemerkt, dass ich Lust habe, kreativ mit meiner Sexualität umzugehen und mich selbstbewusst zu zeigen. Mit 18 habe ich dann begonnen, Content zu produzieren – anfangs eher aus Neugier, aber auch, weil ich finanziell unabhängig sein wollte. Der Auslöser war letztlich die Erkenntnis: Ich kann mit dem, was ich gerne mache und wofür ich ohnehin oft Komplimente bekomme, selbstbestimmt arbeiten und etwas aufbauen.
Das hat sich mit der Zeit entwickelt. Ich habe viel ausprobiert und auf die Reaktionen meiner Follower geachtet. Mein Stil ist sehr persönlich – ich lege Wert auf Ästhetik, Intimität und Authentizität. Ich zeige mich nicht nur sexy, sondern auch als Mensch, mit allem, was dazugehört. Ich glaube, genau das macht meine Inhalte greifbar und hebt mich ab.
Definitiv der Anfang – sich sichtbar zu machen, Reichweite aufzubauen, gleichzeitig mit Vorurteilen umzugehen und trotzdem authentisch zu bleiben. Es ist nicht leicht, sich in einer Branche durchzusetzen, die oft unterschätzt wird und gleichzeitig sehr umkämpft ist. Auch das richtige Maß zwischen Nähe und Abgrenzung zur Community zu finden, war nicht immer einfach.
Viele unterschätzen, wie viel Arbeit in Content Creation steckt. Zwischen Planung, Produktion, Bearbeitung, Kommunikation mit Fans, Community Management und Marketing arbeite ich locker 40 bis 60 Stunden die Woche – manchmal mehr, wenn neue Projekte anstehen.
Meine engsten Freunde stehen voll hinter mir. Bei meiner Familie war es ein Prozess – nicht jeder hat sofort verstanden, warum ich das mache. Aber mit der Zeit haben sie gesehen, dass ich meinen Weg gehe und damit erfolgreich bin. Heute wissen alle Bescheid, und ich bin froh, ehrlich leben zu können.
Ja, definitiv. Gerade als schwuler Creator ist der Druck, bestimmten Körperidealen oder sexuellen Rollenbildern zu entsprechen, manchmal spürbar. Ich versuche, dem nicht blind zu folgen, sondern bei mir zu bleiben. Aber es wäre gelogen zu sagen, dass das immer leicht fällt.
Ich bin heute viel selbstbewusster im Umgang mit meiner Sexualität. Früher war ich eher unsicher, jetzt habe ich gelernt, mich selbst zu akzeptieren und meine Grenzen klar zu kommunizieren. Sexualität ist für mich kein Tabu mehr.
Das ist sehr unterschiedlich, je nachdem wie viel Zeit, Energie und Strategie man investiert. Ich verdiene mittlerweile im fünfstelligen Bereich pro Monat – eine Summe, für die ich sehr dankbar bin. Aber das kam nicht über Nacht, sondern durch jahrelangen Aufbau meiner Community.
Ich begegne Vorurteilen mit Offenheit. Viele denken, man sei oberflächlich oder verzweifelt, wenn man in diesem Bereich arbeitet – dabei steckt dahinter sehr viel Professionalität und Mut. Ich versuche, durch mein Auftreten zu zeigen, dass man auch in dieser Branche mit Haltung arbeiten kann.
Meine Beziehung basiert auf Vertrauen und Kommunikation. Natürlich sprechen wir offen über Grenzen und was für uns beide okay ist. Es gibt klare Vereinbarungen, und ich binde meinen Partner auch nicht ungefragt in meine Arbeit ein. Die Balance zu finden, braucht Arbeit – aber sie ist möglich.
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Er unterstützt mich und sieht, wie viel Herzblut ich in meine Arbeit stecke. Klar, es gibt Momente, in denen es auch Diskussionen gibt, aber insgesamt weiß er, dass ich mich nicht verstelle und ehrlich zu ihm bin. Das schafft Vertrauen.
Ja, das kam vor – vor allem, wenn Grenzen nicht ganz klar waren oder wenn von außen Meinungen auf uns eingewirkt haben. Aber wir lernen ständig dazu, sprechen ehrlich miteinander und finden gemeinsam Lösungen.
Die Sichtbarkeit queerer Creator ist auf solchen Plattformen grundsätzlich besser als in vielen anderen Medien. Aber es gibt immer noch Stereotype und Ungleichheiten – z. B. wer erfolgreich wird oder wie Diversität gezeigt wird. Es braucht mehr Vielfalt und echte Geschichten.
Ja, ich denke schon. Ich zeige, dass queere Sexualität selbstbewusst, ästhetisch und respektvoll gelebt werden kann. Viele Follower schreiben mir, dass ich ihnen Mut gemacht habe, zu sich zu stehen. Das ist für mich ein schöner Nebeneffekt meiner Arbeit.
Seid euch über eure Motive klar, kennt eure Grenzen und investiert in Qualität und Community-Aufbau. Es geht nicht nur ums Aussehen, sondern auch darum, eine echte Verbindung aufzubauen. Und: Lasst euch nicht verbiegen. Authentizität zahlt sich langfristig aus.
Das ist ein Punkt, den ich mir von Anfang an bewusst gemacht habe. Ich stehe hinter dem, was ich veröffentliche. Trotzdem bin ich achtsam mit dem, was ich zeige, und habe für mich klare Linien, die ich nicht überschreite.
Ich liebe es, in Berlin unterwegs zu sein – sei es bei queeren Events, in Galerien oder einfach mit Freunden im Park. Ich versuche, mir regelmäßig Auszeiten zu nehmen, zu reisen, Sport zu machen oder mich kreativ auszuprobieren, abseits von Social Media.
Berlin ist für mich ein Ort der Freiheit. Hier kann man so sein, wie man ist – ohne sich verstecken zu müssen. Die Stadt lebt von ihrer Diversität und Offenheit. Gleichzeitig gibt es auch hier Herausforderungen, z. B. wenn queeres Leben kommerzialisiert wird oder sich neue Normen bilden. Aber insgesamt ist es ein inspirierender Ort.