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Gündogan erklärt das Treffen mit Erdogan

In London treffen die Profis Özil und Gündogan den türkischen Präsidenten. Auf die Kritik folgt ein Statement des ManCity-Spielers.

Heute Redaktion
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Auf Twitter veröffentlichte die AKP, die Partei des türkischen Staatsoberhaupts Recep Tayyip Erdogan, am Montag Bilder einer besonderen Zusammenkunft. Erdogan weilt derzeit für einen dreitägigen Besuch in London. Dort hat er sich mit den Fußballprofis Mesut Özil, Ilkay Gündogan und Cenk Tosun verabredet.

Alle drei spielen in der englischen Premier League und haben türkische Wurzeln. Özil und Gündogan sind in Deutschland aufgewachsen und Nationalspieler. Tosun besitzt zwar ebenfalls die deutsche Staatsbürgerschaft, hatte sich im Februar 2011 aber entschieden, für die Türkei zu stürmen. Das Treffen schlug hohe Wellen woraufhin sich Gündogan zu einer Erklärung verpflichtet sah, die auf bild.de veröffentlicht wurde.

"Wir haben den türkischen Staatspräsidenten am Rande der Veranstaltung getroffen. Aus Rücksicht vor den derzeit schwierigen Beziehungen unserer beiden Länder haben wir darüber nicht über unsere sozialen Kanäle gepostet. Aber sollten wir uns gegenüber dem Präsidenten des Heimatlandes unserer Familien unhöflich verhalten? Bei aller berechtigten Kritik haben wir uns aus Respekt vor dem Amt des Präsidenten und unseren türkischen Wurzeln – auch als deutsche Staatsbürger – für die Geste der Höflichkeit entschieden" schrieb der 27-Jährige.

Es sei zudem nicht die Absicht gewesen, ein politisches Statement zu machen. "Als deutsche Nationalspieler bekennen wir uns zu den Werten des DFB und sind uns unserer Verantwortung bewusst. Fußball ist unser Leben und nicht die Politik."

"Mit Respekt für meinen Präsidenten"

Özil überreichte dem ehemaligen Oberbürgermeister von Istanbul und türkischen Ministerpräsidenten ein Trikot seines Vereins Arsenal. Tosun, der im vergangenen Januar von Everton verpflichtet worden war, ließ sich ebenso wenig lumpen. Und auch von Gündogan, der beim englischen Meister Manchester City unter Vertrag steht, erhielt Erdogan ein Trikot. Die Aufschrift "Mit Respekt für meinen Präsidenten" über der Signatur dürfte dem seit August 2014 mit harter Hand regierenden Präsidenten Freude bereitet haben.

Nicht die Werte des DFB

Kaum kursierten die Bilder vom Treffen auf den sozialen Medien, hagelte es von verschiedenen Seiten Kritik. Den drei Fußballern wird Wahlkampf-Hilfe für Erdogan unterstellt, der am 24. Juni in der Türkei vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abhalten lässt. Die enormen Machtansprüche des 64-Jährigen sind nicht nur in Deutschland äußerst umstritten.

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte. Präsident Reinhard Grindel tadelte die Spieler mit folgender Twitter-Nachricht: "Der DFB respektiert und achtet selbstverständlich die besondere Situation unserer Spieler mit Migrationshintergrund. Aber der Fußball und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden."

In einer zweiten Nachricht ergänzte der DFB-Vorsteher: "Deshalb ist es nicht gut, dass sich unsere Nationalspieler für seine Wahlkampfmanöver missbrauchen lassen. Der Integrationsarbeit des DFB haben unsere beiden Spieler mit dieser Aktion sicher nicht geholfen."

"In Berlin, nicht in Ankara"

Kritik ernteten Özil und Gündogan auch vom Bundestagsabgeordneten Cem Özdemir. Der "Spiegel" zitiert den langjährigen Bundesvorsitzenden der Partei Bündnis 90/Die Grünen: "Der Bundespräsident eines deutschen Nationalspielers heißt Frank-Walter Steinmeier, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und das Parlament heißt Deutscher Bundestag. Es sitzt in Berlin, nicht in Ankara." Özdemir sagte weiter: "Anstatt Erdogan diese geschmacklose Wahlkampfhilfe zu leisten, wünsche ich mir von den Spielern, dass sie sich aufs Fußballspielen konzentrieren." Er empfahl den beiden Nationalspielern "noch einmal die Begriffe Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nachzuschlagen".

Am Dienstag nominiert Bundestrainer Joachim Löw in Dortmund sein vorläufiges Aufgebot für die WM, die am 14. Juni in Russland beginnt. Özil und Gündogan dürften dem Kader angehören. (Heute Sport)