Gesundheit

Impfpflicht für Berufe laut Experte so gut wie fix

Die Impfungen stocken. Ist eine Impfpflicht der einzige Weg, um die Quote zu erhöhen? Experte Hans-Peter Hutter im Gespräch.

Sabine Primes
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Eine Impfpflicht wäre kontraproduktiv, sagt Experte Hutter (Bild). 
Eine Impfpflicht wäre kontraproduktiv, sagt Experte Hutter (Bild). 
apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Die Corona-Zahlen schießen in die Höhe. Seit Tagen liegen sie konstant im vierstelligen Bereich. Am Montag wurden 1.077 Neuinfektionen gemeldet. Rund 74 Prozent der Neuinfizierten in Wien sind nicht geimpft. „Heute“ hat berichtet. Zusätzlich ist man von der angestrebten Durchimpfungsrate von 80 Prozent weit entfernt. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Impfbewegung ins Stocken gerät. Gerade jetzt – in einer empfindlichen Phase, die die Weichen für den Herbst stellt.

"10 Prozent mehr Geimpfte bis zum Herbst, erspart uns viele Probleme"

Die Modellrechnungen der Stadt Wien gehen von einem starken Anstieg der Infektionsfälle in der zweiten September-Hälfte aus, wenn jetzt nicht gegengesteuert wird. Etwa knapp 60 Prozent sind in Österreich derzeit vollimmunisiert – haben also beide Impfungen bekommen (Ausnahme: Einmal-Impfung von Johnson & Johnson).

Um den Supergau im Herbst zu verhindern, brauche es zumindest weitere 10 Prozent an Vollimmunisierten, sagt Umweltmediziner Prof. Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. "10 Prozent mehr Geimpfte bis zum Herbst, erspart uns viele Probleme – auch in den Spitälern.“

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    In der indonesischen Stadt Cianjur bekommen alle über 45 Jahren ein lebendiges Huhn, <a href="https://edition.cnn.com/2021/06/17/asia/indonesia-town-chickens-vaccinated-intl-hnk-scli/index.html" target="_blank">das berichtet der US-amerikanische Sender CNN</a>. Insgesamt 500 Hühner seien an ältere Menschen verschenkt worden. In Indonesien steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen rasant an.&nbsp;
    In der indonesischen Stadt Cianjur bekommen alle über 45 Jahren ein lebendiges Huhn, das berichtet der US-amerikanische Sender CNN. Insgesamt 500 Hühner seien an ältere Menschen verschenkt worden. In Indonesien steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen rasant an.
    REUTERS

    Aber wie die Bevölkerung zur Impfung motivieren?

    Eine Corona-Impfpflicht einzuführen, wäre die eine Möglichkeit. Gesetzlich wäre das auch tatsächlich im Rahmen des Möglichen. Würde das das Problem lösen? "Ich befürchte nicht“, meint Hutter. "Ich und viele meiner Kollegen sind der Ansicht, dass ein Impfzwang negative Folgen für das gesamte Impfwesen hätte – also auch für andere Impfungen.“

    Kein Impfzwang, aber kreative Impfanreize brauche es, ist Hutters Meinung. Wie diese Anreize aussehen, müsse man sich überlegen. Österreich wäre damit nicht das erste Land. Weltweit sind Regierungen kreativ, was Impfanreize betrifft.

    Kreative Anreize und Bewusstsein schaffen

    Neben einem Impfanreiz müsse man die Sinnhaftigkeit der Impfung wieder und wieder in den Vordergrund rücken. Zielgruppengerechte Aufklärung sowie ein drastisches Vorgehen gegen Falschmeldungen in den sozialen Medien wären die ergänzenden beiden Maßnahmen.

    "Für mich als Mediziner ist natürlich der wichtigste Anreiz der, dass ich als Geimpfter nicht schwer an Corona erkranken oder gar sterben kann. Dieses Bewusstsein muss man schärfen, denn ich habe genug Coronakranke im Spital gesehen, die überzeugt waren, dass es sie nicht treffen würde, weil sie ein gutes Immunsystem haben. Und wie man sieht, kann man es nicht vorhersehen, wen es schwer trifft und wen nicht."

    Impflicht auch in anderen Berufsgruppen

    Was der Experte jedoch ziemlich sicher kommen sieht, ist eine Impflicht in bestimmten Berufsgruppen, die nicht unbedingt alle im Gesundheitsbereich tätig sind. Etwa Berufe, wo kein Home Office möglich ist, wie Tischler oder Automechaniker, oder wo es kaum möglich ist, Schutzmaßnahmen umzusetzen.