Genuss

In diesem Lokal zahlst du gerne für schlechten Service

Unverschämte Kellner und schlechter Service – damit wirbt das Restaurant "Karen's Diner" in Australien. Das Konzept kommt bei den Gästen sehr gut an.

Sabine Primes
"Hinsetzen und Klappe halten" begrüßt einen schon das Mantra an der Eingangstür.
"Hinsetzen und Klappe halten" begrüßt einen schon das Mantra an der Eingangstür.
Screenshot/USA Today

Schon das Schild an der Eingangstür lässt vermuten, was einen erwartet. "Hinsetzen und Klappe halten" ist die Devise. Beim Eintreten in das Lokal bekommt man als den typischen "Karen"-Charme zu spüren, indem man fünf Minuten ignoriert wird. Bequemt sich dann doch eine Bedienung an den Tisch, werden einem die Speisekarten buchstäblich lustlos aus zwei Metern Entfernung Richtung Tisch geworfen, sodass sie auf den Boden knallen – Willkommen in "Karen's Diner".

Beschwerden am Salzamt

Mit Karen's Diner hat ein australischer Unternehmer ein neues Gastronomieerlebnis geschaffen. Schlecht behandelt werden und auch noch gerne dafür bezahlen. Ob Alter, Essgewohnheiten, Haarschnitt oder Kleidung – alles, was ein wenig aus der Norm fällt, wird zum Anlass genommen, um die Gäste öffentlich bloßzustellen. Die Servicekräfte in rot-weißer Schürze müssen extrem schlagfertig sein und fast wie Schauspieler agieren. Wer schnell beleidigt ist oder Dinge leicht persönlich nimmt, ist hier nicht gut aufgehoben. Und wer sich beschweren will, erst recht nicht. Denn es interessiert schlicht niemanden. 

Was ist eine "Karen"?
Der Name ist seit einigen Jahren vor allem in den USA Synonym für einen bestimmten Frauentyp und mittlerweile ein populäres, in vielen Ländern bekanntes Meme. Mit dem Spottnamen werden weiße Frauen mittleren Alters bezeichnet, die sich unverschämt und nervig benehmen, ständig Rechte einfordern und Ansprüche anmelden - und zur Klärung der oft absurden Situationen fordern, Vorgesetzte hinzuzuziehen. Der Slogan des Karen-Meme lautet dementsprechend: "Kann ich mit dem Manager sprechen?"

Monate im Voraus ausgebucht

Das erste "Karen's Diner" wurde vor etwas mehr als einem Jahr in Sydney eröffnet und ist regelmäßig Monate im Voraus ausgebucht. Inzwischen gibt es Restaurants in Australien und Großbritannien. Die Gäste müssen damit rechnen, vom Personal beschimpft zu werden, einen schlechten Service zu erleben und sogar gebeten zu werden, ihren eigenen Tisch abzuräumen. 

Die Inspiration für die Idee

Der Mitbegründer von Karen's Diner, Aden Levin, erklärt die Inspiration für die Restaurantidee: "Das berühmt-berüchtigte Karen-Meme ging zur gleichen Zeit viral, als unsere Mitarbeiter Impfpässe und andere Einschränkungen durchsetzen mussten, was bedeutete, dass sie am Ende viel unnötiges 'Karen'-Verhalten von Kunden zu spüren bekamen", sagte Levin gegenüber "Perth Now". "Wir haben verstanden, dass die Leute einfach nur frustriert über die Schließungen waren, aber es hat uns dazu gebracht, über ein Konzept nachzudenken, bei dem wir das Mantra der Gastfreundschaft umdrehen und ein Restaurant schaffen, in dem das Personal unhöflich zu den Kunden sein kann und dafür bezahlt wird."

Ob das auf Wienerisch wohl auch funktionieren würde?