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Gericht pfändet Playstation von Wiener wegen 24 Euro

Ein Gerichtsvollzieher drang am Mittwoch gewaltsam in eine Wohnung in Wien ein. Die Rechnung, die sie eintreiben wollten, existiert aber nicht.

Marlene Postl
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Ein Wiener musste sich wegen einer angeblich nicht gezahlten Rechnung von seiner Playstation trennen
Ein Wiener musste sich wegen einer angeblich nicht gezahlten Rechnung von seiner Playstation trennen
Symbolfoto

Als Martin S.* (Name von der Redaktion geändert) am Mittwoch die Tür zur Wohnung seiner Freundin öffnete, erwartete ihn ein seltener Anblick. Ein Eintreiber-Team stand auf der Fußmatte und fragten nach seiner Freundin. Der 30-Jährige bewahrte die Ruhe und informierte die Pfänder, dass diese bis 15 Uhr in der Arbeit sei. Seine Bitte, später wiederzukommen, stieß auf taube Ohren - die 2 Pfänder bestanden darauf, Zutritt zu der Wohnung zu bekommen. Sie versuchten, die Tür mit Gewalt offen zu halten und drohten, die Polizei zu rufen. "Heute"-Leserreporter Martin stimmte zu, die Beamten zu verständigen. Als diese vor Ort eintrafen, stellten sie sich allerdings auf die Seite des Gerichtsvollziehers. Der Wiener musste dem Pfänder-Paar Zutritt zu seiner Wohnung verschaffen. Diese beschlagnahmten schließlich seine Playstation 4, nicht das Eigentum seiner Freundin. 

Auslöser des Vorfalls war eine angeblich nicht gezahlte Rechnung bei einem Online-Fotoservice. Die Umstände um diese Rechnung werfen Rätsel bei Martin und seiner Freundin auf. Im Jahr 2016 soll sie angeblich ein Fotobuch in den 22. Wiener Gemeindebezirk bestellt haben, das nie bezahlt wurde. Martins Freundin wohnt allerdings seit 2005 in Wien-Favoriten. "Und das alles wegen lächerlichen 24 Euro", empört sich der "Heute"-Leserreporter. Mahnungen wurden angeblich gesendet, allerdings ebenfalls an die falsche Adresse. "Meine Freundin bewahrt alle Rechnungen jahrelang auf. Eine Mahnung hätte sie sicher auch aufgehoben. Das kann einfach nicht stimmen", erzählt der Wiener. 

Risikothema Onlinehandel?

Der Vorfall sorgte für Verwirrung bei allen Beteiligten. "Als die Rechnung nicht gezahlt wurde, haben wir die Angelegenheit an einen Anwalt übergeben", äußerte sich der Fotodruck-Service gegenüber der "Heute". Der Vertreter der zuständigen Kanzlei kann ebenfalls nicht nachvollziehen, was wirklich passiert ist. 

"Es gibt viele Möglichkeiten, wie so etwas passieren kann", erklärt der Anwalt im Gespräch mit der "Heute". "Bei Onlinehandel ist immer ein gewisses Risiko involviert. Jemand kann einen falschen Namen oder generell falsche Informationen angeben. Fakt ist, dass ein Service in Anspruch genommen wurde. Eine Online-Firma ist natürlich davon abhängig, dass erbrachte Leistungen auch bezahlt werden."

Was kann man als Privatperson also tun, wenn man in eine solche Lage gerät? "Jemandem, der zu Unrecht beschuldigt wird eine Online-Rechnung nicht bezahlt zu haben, stehen natürlich Möglichkeiten offen", erzählt der Rechtsberater. "Am Gericht liegen alle Akten lange genug auf. Es kann eingesehen werden, wer die Bestellung und die vollstreckte Klage angenommen hat. Solche Unterlagen können kontrolliert werden und man kann überprüfen, ob die Unterschrift gefälscht wurde. Dann kann man die entsprechenden rechtlichen Schritte einleiten."