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Inter-Ultras: "Affenlaute an Lukaku kein Rassismus"

Dafür gibt es nur ein Wort: bizarr. Inter-Ultras nehmen gegnerische Fans bei rassistischen Beleidigungen am eigenen Star in Schutz.

Heute Redaktion
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Romelu Lukaku kann sich über seinen Treffer nicht freuen. Er starrt die Cagliari-Fans an, die ihn mit Affenlauten beleidigten.
Romelu Lukaku kann sich über seinen Treffer nicht freuen. Er starrt die Cagliari-Fans an, die ihn mit Affenlauten beleidigten.
Bild: imago sportfotodienst

Der italienische Fußball hat ein Rassismus-Problem. Das ist nicht neu, wird durch ein aktuelles Beispiel aber erschreckend deutlich.

Romelu Lukaku ist Inter Mailands gefeierter neuer Stürmer-Star. Der Belgier kam im Sommer von Manchester United in die Modehauptstadt. Seither traf der 26-Jährige in seinen ersten beiden Serie-A-Spielen zwei Mal. Ein Einstand nach Maß. Zumindest auf den ersten Blick.

Affenlaute gegen Lukaku

Denn schon im zweiten Spiel überschatteten rassistische Beleidigungen der gegnerischen Fans die noch junge Italien-Karriere des Stürmers. Als wäre das noch nicht genug, muss sich Lukaku nun von den eigenen Fans anhören, dass die Affenlaute aus der Cagliari-Kurve ja gar kein Rassismus seien.

In Italien hallen die despektierlichen Laute in erschreckender Regelmäßigkeit durch die Stadien. Immer sind sie an dunkelhäutige Fußballer gerichtet. Oft werden Bananenschalen aus den überwiegend weißen Fankurven auf das Spielfeld geworfen.

Das ist schlicht nicht akzeptabel und auch nicht mit den Vorgaben der Verbände FIFA und UEFA vereinbar. In beiden Verbänden wird seit vielen Jahren offensiv gegen Rassismus im Fußball vorgegangen.

Inter-Ultras verteidigen rassistische Cagliari-Fans



Beim Elfmeter gegen Cagliari stand Lukaku dem Goalie gegenüber. Hinter dem Tor: die gegnerischen Fans. Für alle TV-Zuseher waren die Affenlaute eindeutig zu vernehmen. Im Stadion sowieso.

Wer das nicht glaubt, muss sich nur Lukakus Reaktion auf seinen Treffer weiter oben im Bild ansehen. Schaut so ein glücklicher Spieler drein, der soeben getroffen hat? Lukaku richtet vielmehr einen erbosten und verletzten Blick in Richtung Kurve.

In Italien wird über die mögliche Strafe für die Cagliari-Fans diskutiert. Und dabei eilen ihnen ausgerechnet die Inter-Ultras mit einer absurden Begründung zur Hilfe. Lukaku solle die Rufe als Zeichen des Respekts deuten.

Das Statement, grob ins Deutsche übersetzt:



"Wir schreiben dir stellvertretend für die Curva Nord. Wir sind die Leute, die dich bei deiner Ankunft in Mailand begrüßt haben."

"Es tut uns leid, dass du dachtest, dass das, was in Cagliari passiert ist, Rassismus war. Du musst verstehen, dass Italien nicht so ist wie viele nördliche europäische Länder, wo Rassismus ein RICHTIGES Problem ist. Wir verstehen, dass es dir so vorgekommen ist. In Italien verwenden wir einige Dinge, um unsere Gegner nervös zu machen."

"Wir sind eine multiethnische Fan-Organisation und heißen immer alle Spieler von überall willkommen."

"Wir sind keine Rassisten und das gilt auch für die Cagliari Fans."

"Bitte verstehe diese Einstellung der italienischen Fans als Form von Respekt, weil sie sich vor deinen Toren fürchten. Sie hassen dich nicht und sind nicht rassistisch."


In Lukakus alter Heimat England wird diese Botschaft mit Kopfschütteln und Entsetzen aufgenommen. Der Fakt, dass sich Lukaku rassistisch beleidigt fühlt, sollte ein Umdenken bei jenen hervorrufen, die Affenlaute machen. Nicht anders herum. "Du musst verstehen", wollen die Inter-Fans Lukaku eintrichtern, "so sind halt die italienischen Fans". Nein, muss er nicht. Es wäre viel eher die Aufgabe der eigenen Fans, sich für das Wohlbefinden ihres eigenen Spielers einzusetzen.

(Sebastian Klein) (SeK)