Israel setze seine Angriffe auf militärische Einrichtungen "des syrischen Regimes" fort, erklärte die Armee. Dabei sei auch der Präsidentenpalast in der syrischen Hauptstadt bombardiert worden, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Ein Kamerateam von Al-Jazeera war gerade in der Nähe, als israelische Bomben im syrischen Verteidigungsministerium einschlugen. Feuerbällen folgten riesige schwarze Rauchsäulen.
Zuvor hatte Israel wegen der Attacken auf die Minderheit der Drusen im Süden Syriens bereits das Hauptquartier der syrischen Armee angegriffen.
Brandherd der Krise ist die südsyrischen Stadt As-Suwaida (auch Suweida). Seit Montag kam es dort zu Zusammenstößen zwischen der drusischen Minderheit und beduinischen Stammesangehörigen aus der Umgebung.
Die Truppen der syrischen Übergangsregierung mischten sich in den Konflikt ein, allerdings wird ihnen vorgeworfen, sie hätten sich auf die Seite der Beduinen geschlagen und seien gewaltvoll gegen die Drusen vorgegangen.
203 Menschen seien getötet worden, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte laut der AFP am Dienstagabend mit. Es handle sich um 92 Mitglieder der religiösen Minderheit der Drusen, darunter 21 willkürlich hingerichtete Zivilisten, sowie 18 Beduinen und 93 Mitglieder des staatlichen Sicherheitsapparats.
Nach andauernden Gefechten hat das syrische Verteidigungsministerium am Nachmittag einen Waffenstillstand ausgerufen. Es verkündete, man habe eine Vereinbarung mit den Würdenträgern der Stadt getroffen.
Die geistliche Führung der Drusen hatte sich zuvor gegen den Einsatz syrischer Truppen in der südlichen Stadt gewehrt, dann aber die drusischen Kämpfer aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen und die Regierungstruppen einzulassen.
Am Dienstagnachmittag änderte die politische Führung der Drusen ihren Kurs. Scheich Hikmat al-Hijri, der die Übergangsregierung in Damaskus strikt ablehnt, erklärte, die syrischen Truppen hätten gegen alle Vereinbarungen verstoßen, indem sie weiterhin auf die Einwohner schossen.
"Wir sind einem totalen Vernichtungskrieg ausgesetzt", sagte er in einer aufgezeichneten Videoerklärung und rief alle Drusen auf, "sich dieser barbarischen Kampagne mit allen verfügbaren Mitteln entgegenzustellen".
Im Rahmen der Eskalation in As-Suwaida führten israelische Streitkräfte Luftangriffe gegen Militärstellungen der syrischen Übergangsregierung aus. Auf X wurden die Aufnahmen einer der Luftangriffe geteilt.
Israel wolle verhindern, dass Syriens Regierung der drusischen Minderheit Leid zufüge, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Israel Katz. Zudem wolle das Land eine Entmilitarisierung des grenznahen Gebiets sicherstellen. Die syrischen Regierungstruppen und ihre Waffen stellten eine Gefahr für Israel dar.
Am Dienstagabend sprach sich Scheich Youssef, ein geistlicher Führer der drusischen Gemeinschaft, gegen die israelische Einmischung aus. "Wir stehen zum Staat und lehnen es ab, uns von unserem Heimatland zu lösen oder Hilfe aus dem Ausland zu suchen", ließ er auf X verkünden.