Punkte werden beim Song Contest gerne auch aus politischen Gründen von Ländern an andere vergeben – oder eben nicht. Hinter den Kulissen der bunten Unterhaltungsshow gibt es seit jeher Teilnehmer, die sich näher stehen und andere, die sich einen Sieg weniger gönnen. Doch die Debatte, die derzeit wegen der Teilnahme Israels beim ESC geführt wird, hat eine neue Dimension angenommen. Der Gaza-Krieg überschattet alles.
Bereits sechs Länder haben inzwischen angekündigt, im Mai 2026 nicht in Wien aufzutreten, sollte Israel am ESC teilnehmen. Fix sind in diesem Fall bereits die Absagen von Irland, Slowenien, den Niederlanden und Spanien, dem ersten Land aus den "Big Five", das einen Boykott ankündigte. Auch Island und Belgien drohen schon mit dem Fernbleiben des Gesangsbewerbes.
Ebenfalls zu Hause bleiben könnten auch Portugal und Finnland im Falle von Israels Mitwirken beim Song Contest, heißt es. Italien und Deutschland haben wiederum angekündigt, aus dem ESC auszusteigen, wenn Israel ausgeschlossen wird. Anfang Dezember will sich die Europäische Rundfunkunion (EBU) in der Frage festlegen. Bis zwei Wochen vor Jahresende müssen dann alle Teilnehmer für den 70. Song Contest in Wien zu- oder absagen. "Es liegt an jedem Mitglied, zu entscheiden, ob es am Wettbewerb teilnehmen möchte, und wir respektieren jede Entscheidung der Sender," so Eurovision-Direktor Martin Green.
Für den ORF ist die Sache jedenfalls klar: Der ESC findet in Wien statt, auch wenn nicht alle Länder dabei sein sollten. "Der Eurovision Song Contest wird 2026 in Wien stattfinden! Der Event wird unabhängig von der Anzahl der teilnehmenden Rundfunkanstalten durchgeführt. In den vergangenen zehn Jahren hat die Anzahl der Teilnehmenden an den jeweiligen Contests regelmäßig variiert. Die Rundfunkanstalten haben bis Mitte Dezember Zeit, ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 zu bestätigen."
Israel holte heuer mit Sängerin Yuval Raphael, einer Überlebenden des Massakers vom 8. Oktober 2023, den Zweiten Platz 2. Das Land will von 12. bis 16. Mai 2026 jedenfalls auf der Bühne der Wiener Stadthalle performen. "Es gibt keinen Grund, warum Israel nicht weiterhin ein wichtiger Teil dieses kulturellen Ereignisses sein sollte, das unter keinen Umständen politisch werden darf", heißt es vom teilnehmenden Sender KAN.
