Das tägliche Duschen zählt für viele Menschen zum fixen Tagesprogramm – und doch spaltet es die Gemüter. Während die einen morgens den Schweiß von der Nacht abwaschen und erfrischt in den Tag starten, wollen andere abends den Dreck vom Tag loswerden und sauber ins Bett schlüpfen. Doch welche Tageszeit ist nun besser?
Eine Frage, die die Menschheit schon lange beschäftigt. Höchste Zeit, der Diskussion ein Ende zu setzen und jemanden zu Wort kommen zu lassen, der weiß, wovon er spricht. Malte Schmelter, Dermatologe bei der Skinmed Klinik in Lenzburg, klärt auf.
Ob man früh oder spät unter die Dusche springt, ist meist einfach Geschmacksache. Es gibt aber Ausnahmen: "Wer in der Nacht viel schwitzt, sollte mit der Dusche bis am Morgen warten, andernfalls kann es zu kleinen Pickeln am Körper kommen", rät der Experte. "In den Zonen, in denen besonders viel Schweiß entsteht, etwa im Brustbereich, in der T-Zone im Gesicht sowie am Kinn, bildet sich viel Talg und es kommt zu einer Bakterienbesiedlung. So können Ekzeme entstehen. Mit einer kurzen Dusche am Morgen kann man dem vorbeugen."
„Wer in der Nacht viel schwitzt, sollte mit der Dusche bis am Morgen warten, andernfalls kann es zu kleinen Pickeln am Körper kommen.“
Es gibt aber auch gute Argumente, die eher für den Abend sprechen: "Wer einen körperlich anstrengenden Job hat oder in seiner Freizeit viel Sport macht, sollte die Reinigung besser auf den Abend legen." Und dann wäre da natürlich noch die Sache mit der Wärme. Malte Schmelter sagt: "Das warme Wasser beruhigt und fährt den Kreislauf herunter. So schlafen wir besser ein." Morgen-Duscher wissen: Umgekehrt funktioniert diese Methode auch mit kühlerem Wasser zum Wachwerden.
Vorteile hat also sowohl die abendliche als auch die morgendliche Dusche. Wäre es da nicht sinnvoll, einfach zweimal am Tag nass zu werden? "Das kann in einigen Fällen ein Kompromiss sein – richtig happy bin ich damit als Dermatologe aber nicht", so Dr. Schmelter. Schließlich trockne Wasser die Haut aus. Zu häufiges Duschen wird auch für den natürlichen Schutzfilm der Haut zum Problem. "Wer mehrmals am Tag duschen möchte, sollte die Duschzeit unbedingt auf wenige Minuten beschränken und ein pH-hautneutrales Duschgel nutzen. Noch besser wäre es, bei einem der Duschgänge ganz darauf zu verzichten und lediglich Wasser zu nutzen."
Bei der Duschfrequenz spielt übrigens auch die Jahreszeit eine Rolle. "Grundsätzlich gilt: Je kälter es wird, desto angreifbarer ist die Haut", weiß der Hautarzt. "In der kalten Jahreszeit wird weniger Talg produziert, der eigentlich als natürlicher Hautschutz fungiert."
Wer dazu dann noch lang und warm duscht, provoziert laut Experten, dass die Haut austrocknet. Kurze Duschzeiten und ausgiebiges Eincremen seien deswegen im Winter besonders wichtig. "Im Sommer produziert der Körper durch die steigenden Temperaturen mehr Schweiß und Talg, wodurch auch der Schutz besser wird. Wer dann einmal mehr duscht, kommt in der Regel gut damit durch."