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Ist WM-Athletin ein Mann? "Ich pinkle wie eine Frau!"

Heute Redaktion
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Kein Ende der Diskussionen über Caster Semenya! Wegen ihrer Kraft und ihrer Stimme wird die Leichtathletin oft für einen Mann gehalten. Sie stellt sich der Kritik.

Die große Stunde von Caster Semenya schlug 2009. Damals holte die Läuferin bei der Leichathletik-WM in Berlin als Nobody sensationell Gold über 800 Meter. Doch schon bald wurden schlimme Anfeindungen laut. Ist die Südafrikanerin etwa intersexuell oder gar ein Mann? Ihre Kraft und ihre tiefe Stimme riefen Skeptiker auf den Plan – und den Verdacht wird Semenya nicht los. Bei der Leichtathletik-WM in London holte sie Bronze über 1.500 Meter. Dann erneut eine Rechtfertigung im TV: "Ich verstehe nicht, wenn man sagt, ich habe einen Vorteil – weil ich eine Frau bin. Wenn ich pinkle, pinkle ich wie eine Frau. Ich verstehe nicht, wenn man sagt, ich sei ein Mann oder ich habe eine tiefe Stimme. Ich weiß, dass ich eine Frau bin."

Vertraulicher Geschlechtstest



Semenya bringt es bei einer Größe von 178 cm auf ein Gewicht von 73 Kilo. Ihre Testosteronwerte sind deutlich höher als bei den meisten Frauen. Auf der Laufbahn stieß sie schnell in die absolute Weltspitze vor. Auf WM-Gold 2009 folgte WM-Silber 2011. Bei Olympia in London 2012 holte sie die Goldmedaille (nachdem Siegerin Marija Sawinowa wegen Dopings disqualifiziert wurde), ebenso 2016 in Rio – alle über 800 Meter. Sowohl der Leichtathletik-Weltverband IAAF als auch der südafrikanische Verband ordneten Geschlechts-Tests an. Zwischenzeitlich wurde sie sogar suspendiert. Die Ergebnisse der Tests wurden vertraulich behandelt. Fakt ist aber: Semenya durfte alle Medaillen und Preisgelder behalten.

Privates Glück gegen Kritik



Die Athletin versucht, trotz der Diskussionen die Ruhe zu bewahren: "Ich muss einen Weg finden, um mich abzulenken. Ich versuchte das Negative in positive Energie umzuwandeln. Außerdem ist die Unterstützung meiner Familie fantastisch." Seit Jänner ist sie mit ihrer Lebensgefährtin Violet Raseboya verheiratet. Der Leichtathletik-Weltverband grübelt noch immer, wie er mit der Athletin verfahren soll. Sie könnte in Zukunft gezwungen sein, Medikamente zu nehmen, die den Testosteronspiegel senken. Frauen- und Menschenrechtsorganisationen kündigten bereits Protest an.

(gr)