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Italienische Trainer Väter des englischen Erfolgs

Heute Redaktion
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Ausgerechnet italienische Trainer haben als Entwicklungshelfer den englischen Fußball vor dem Viertelfinal-Duell mit der Squadra Azzurra bei der Europameisterschaft stark gemacht. Star-Trainer Fabio Capello legte bis zu seinem plötzlichen Abschied im Februar den Grundstein für den Erfolg der "Three Lions" in Polen und der Ukraine.

Ausgerechnet italienische Trainer haben als Entwicklungshelfer den englischen Fußball vor dem Viertelfinal-Duell mit der Squadra Azzurra bei der Europameisterschaft stark gemacht. Star-Trainer Fabio Capello legte bis zu seinem plötzlichen Abschied im Februar den Grundstein für den Erfolg der "Three Lions" in Polen und der Ukraine.

Mit Roberto Mancini und Roberto di Matteo räumten in diesem Jahr italienische Trainer alle wichtigen Titel im englischen Fußball ab. Auch wenn der neue Coach Roy Hodgson das nicht gerne hören mag: Seine Truppe versucht die Italiener in Kiew am Sonntagabend (20.45 Uhr/live ORF eins) mit deren ureigenen Mitteln erstmals nach 35 Jahren in einem Turnier zu besiegen und ins Halbfinale gegen Deutschland einzuziehen.

Hodgson hui, Capello pfui?

"Ich brauche Capellos Ratschläge nicht, um Italien zu schlagen", betonte Hodgson trotzig, dabei verschwand im EM-Quartier in Krakau ausnahmsweise auch das Dauerlächeln aus seinem Gesicht. Der 64-jährige Coach wird in England als der Vater des unerwarteten EM-Erfolgs gefeiert. Capellos Anteil wird hingegen nur allzu gerne unter den Tisch gekehrt.

Innerhalb kürzester Zeit schuf Hodgson tatsächlich ein verschworenes Team. Stürmerstar Wayne Rooney schwärmte von der "besten Stimmung innerhalb des Teams", an die er sich bei einem Turnier erinnern könne. Mit Hodgson würden sich die Spieler viel besser verstehen als mit Capello. "Wir wachsen mit jedem Spiel, waren bisher mit den richtigen Vorbereitungen und Taktiken perfekt eingestellt", lobte auch Keeper Joe Hart seinen Trainer.

Roberto Mancini bricht dagegen eine Lanze für seinen Landsmann. "Capello hat im englischen Team aber Spuren hinterlassen", erklärte der Italiener, der Manchester City in der abgelaufenen Saison zum Meistertitel führte. Capello hatte die englische Nationalelf mehr als vier Jahre lang betreut. Wegen des Ärgers um die Absetzung von Kapitän John Terry trat der Italiener aber dann im Februar zurück.

Der langjährige Coach des AC Milan hatte England zur WM 2010 nach Südafrika geführt, wo das Team jedoch im Achtelfinale mit 1:4 gegen Deutschland ausschied, auch weil ein reguläres Tor zum 2:2-Ausgleich nicht anerkannt worden war. In der EM-Qualifikation setzten sich die "Three Lions" dann unter Capellos Regie souverän und ungeschlagen in der Gruppe G durch.

Italienischer Einfluss sichtbar

"Die Engländer spielen wie früher die Italiener", betonte Juventus-Verteidiger Leonardo Bonucci vor dem Viertelfinal-Duell. "Sie sind in der Abwehr viel besser geworden." Dieser Einschätzung stimmte auch England-Kenner Gianfranco Zola zu. "Dank der italienischen Trainer haben die Engländer gelernt zu verteidigen", meinte der frühere Stürmer. Und dabei dachte der langjährige Chelsea-Star und frühere West-Ham-United-Coach nicht nur an Capello, sondern auch an Mancini und Di Matteo, der mit Chelsea den FA-Cup holte und in der Champions League triumphierte.

Mittlerweile sind sogar bei unterklassigen Clubs auf der Insel italienische Trainer en vogue. So führte der Römer Paolo di Canio den Provinzclub Swindon Town in seiner ersten Saison als Chefcoach zurück in die dritte Liga.