"Hallo VK.com, ich bin neu hier. Facebook ist scheiße.... Habt einen schönen Tag", steht im ersten Post vom Todesfahrer von Mannheim auf der russischen Social-Media-Plattform VKontakte. 2018 eröffnete Alexander S. einen Account darauf. Im selben Jahr war er laut Polizei wegen eines Hasskommentars auf Facebook zu einer Geldstrafe verurteilt worden.
Von da an postete Alexander S. mehrere Fotos auf der Plattform, auf einem davon ist er mit einer Waffe in der Hand zu sehen, wie die "Bild" schreibt. Auch vor einem Panzer hat er posiert. Abseits des Bildschirms sei er nicht weiter aufgefallen, erzählen seine Nachbarn gegenüber der deutschen Zeitung.
Eines der Fotos mit einer Waffe wurde in einem Lokal eines Schützenvereins aufgenommen. Der Todesfahrer soll aber nicht Mitglied gewesen sein. "Der war vielleicht ein- oder zweimal da. Ab 18 Jahren kann jeder bei uns schießen", sagt ein Verantwortlicher gegenüber der "Bild". Wo das Foto mit dem Panzer entstand, ist nicht klar. Auf Andreas S.' Posts ist laut der "Bild" auch mehrmals der Thorshammer zu sehen. Dieser ist ein beliebtes Symbol unter Rechtsradikalen. Auch die Plattform VKontakte genießt eine hohe Beliebtheit in diesen Kreisen.
Die Polizei schließt jedoch extremistische oder religiöse Motive aus, stattdessen verweist sie auf "konkrete Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Täters". "Wir haben zur Stunde, was die konkrete Motivation der Tat angeht, auch keine Hinweise auf einen extremistischen oder religiösen Hintergrund", sagte Innenminister Thomas Strobl am Montagabend während einer Pressekonferenz.
Ein Bericht der Rechercheplattform "EXIF", die anonym von linken Aktivisten betrieben wird, legt derweil nahe, dass der Tatverdächtige vielleicht doch nicht so unpolitisch war, wie die "Stuttgarter Nachrichten" schreiben. Demnach pflegte der Mann, der sich inzwischen in Untersuchungshaft befindet, in der Vergangenheit Kontakte zur rechtsextremen Szene.
In Diskussionen in sozialen Netzwerken werden laut der Zeitung Zweifel an der Darstellung laut, dass es sich bei der Tat um eine unpolitische Einzeltat eines psychisch kranken Menschen handelte. Das Innenministerium von Baden-Württemberg betont, dass "in alle Richtungen" ermittelt werde.
In der Nachbarschaft des Täters sitzt der Schock noch tief. Die "Bild" sprach mit Edgar S., der Tür an Tür mit Alexander S. wohnte. "Er wirkte oft nervös, redete hektisch, war aber nie unfreundlich", sagte dieser. Zayneb B., eine Nachbarin aus dem Stock unter Alexanders Wohnung, erzählte: "Das hätte ich ihm nie zugetraut. Wir haben uns zwar meistens nur gegrüßt, aber als ich mich mal ausgesperrt habe, war er sehr hilfsbereit und hat mit mir auf der Treppe auf den Schlüsseldienst gewartet."
"Bild" sprach zudem mit zwei Freundinnen des Mannes. Diese hätten noch eine halbe Stunde vor der Tat mit ihm telefoniert. "Da deutete nichts auf seinen Plan hin. Wir wissen nur, dass es seiner Mutter sehr schlecht geht. Sie ist wohl seit zwei Tagen im Spital und liegt möglicherweise im Sterben", erzählten sie.