Was mit der jungen Wienerin Jennifer Sch. geschehen ist, beschäftigte ihre Familie, Freunde und Ermittler jahrelang. Anfang 2018 – Jenni war damals erst 21 Jahre alt – verlor sich jede Spur. Sie verschwand aus Wien-Brigittenau ohne ein Lebenszeichen, ihr Handy war plötzlich offline, persönliche Gegenstände blieben zurück. Die Polizei vermutete früh ein Verbrechen, doch Beweise fehlten.
Schon damals geriet ihr Ex-Freund ins Visier der Ermittler. Die Beziehung der beiden galt als zerrüttet, das Verhältnis sei zuletzt angespannt gewesen. Internet-Suchverläufe des Mannes zu K.-o.-Tropfen und Fahrten in entlegene Gebiete Niederösterreichs kurz nach ihrem Verschwinden ließen die Alarmglocken schrillen. Trotzdem: Ohne Leiche gab es keine Anklage – der Fall wurde zum Cold Case.
Die Familie gab nie auf, lobte zuletzt sogar eine Belohnung von 50.000 Euro aus. Doch auch das brachte keine neuen Hinweise – bis jetzt.
Wie die "Kronen Zeitung" am Dienstag berichtet, kam die Wende durch ein ganz anderes Verfahren: Der Verdächtige war erneut mit Gewalt aufgefallen, diesmal gegen seine aktuelle Lebensgefährtin. Im Zuge der Ermittlungen nahmen ihn die Behörden erneut unter die Lupe – und stellten auch Fragen zum alten Fall.
Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133
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Dabei stießen sie die Ermittler auch auf neue Aussagen! Der Mann soll mehrfach in seinem Umfeld damit geprahlt haben, wie man einen "perfekten Mord" begehen könne – Aussagen, die nun schwer auf ihm lasten. Noch am Wochenende tauchte er dann überraschend bei der Polizei in Waidhofen an der Thaya auf – am nächsten Tag gestand er im Landeskriminalamt Wien, Jennifer getötet zu haben.
Am Montag, 8. Dezember, führten Beamte den Verdächtigen in ein Waldgebiet bei Allentsteig. Dort, in einem schwer zugänglichen Bereich, wurden schließlich menschliche Überreste entdeckt. Die forensische Untersuchung soll nun klären, ob es sich tatsächlich um Jenni handelt.
Für ihre Angehörigen könnte sich damit ein jahrelanger Albtraum zu Ende neigen – endlich Gewissheit, auch wenn sie furchtbar ist. Was den Ex-Freund von Jennifer S. zu seinem Geständnis bewegt hat, ist unklar – vielleicht war es der Druck, vielleicht das Gewissen. Die Ermittler geben am Dienstag bei einer Pressekonferenz weitere Details bekannt.
Für den Tatverdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.