Österreich-News

"Jetzt erst recht!" – Klima-Shakira macht Kampfansage

Anja Windl steht im Visier der Fremdenpolizei. Die Aktivistin setzt sie sich mit allen Mitteln gegen eine Abschiebung zur Wehr, will weiter kleben.

Nach ihrer Einvernahme im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Leoben machte Anja Windl eine Kampfansage.
Nach ihrer Einvernahme im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Leoben machte Anja Windl eine Kampfansage.
ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

Aktivistin Anja Windl (26) ist mit ihrer wallenden Mähne als "Klima-Shakira" in den vergangenen Wochen und Monaten zu so etwas wie dem Aushängeschild der "Letzten Generation" in Österreich avanciert. Nach etlichen Klebe-Aktionen schlagen jetzt die Behörden zurück. Der gebürtigen Deutschen droht jetzt die Ausweisung aus dem Bundesgebiet!

Am Donnerstag musste sie deshalb auch bei der Fremdenpolizei in Leoben vorstellig werden und klären, ob sie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt: "Ich wurde mehr als drei Stunden lang intensiv verhört", berichtet sie später im Gespräch mit "Heute". Der Beamte sei extrem gut vorbereitet gewesen, habe "mitunter recht unangenehme" Fragen gestellt. 

1/8
Gehe zur Galerie
    "Klima-Shakira" Anja Windl von der Letzten Generation musste am 6. April 2023 zur Einvernahme ins Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Leoben. Ihr droht Landesverbot.
    "Klima-Shakira" Anja Windl von der Letzten Generation musste am 6. April 2023 zur Einvernahme ins Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Leoben. Ihr droht Landesverbot.
    ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

    Am Amt habe sie auch erfahren, dass derzeit Ermittlungen wegen Gemeingefährdung gegen sie laufen würden. Hintergrund sei eine (gescheiterte) Stör-Aktion der Klimaschützer beim Neujahrskonzert. Zum Verhängnis könnte ihr zudem ein viel kritisierter Protest am Wiener Verteilerkreis werden, bei dem die Aktivistin Öl auf der Fahrbahn verteilte. 

    Kampfansage nach Behörden-Verhör

    Eines ist klar: klein bei geben wird Windl nicht. Über den Twitter-Kanal der "Letzten Generation" veröffentlichte die blonde Aktivistin Donnerstagabend eine neue Kampfansage.

    "Die österreichischen Behörden hatten heute schon einen Einschüchterungsversuch mit mir vor. Ich kann aber ganz klar sagen, dass mich das nicht daran hindern wird, mich auch weiter dieser fossilen Zerstörung in den Weg zu stellen", beginnt die 26-Jährige und skizziert ihre Beweggründe.

    "Ich hätte auch ganz gerne, dass meine zwei kleinen Neffen auch noch eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft haben. Wenn wir aber so weitermachen wie bisher, dann steht auch unsere Zivilisation vor dem Ende".

    Es gehe ihr und der "Letzten Generation" jetzt ganz klar darum, effektive Schutzmaßnahmen einzufordern und die Regierung dazu zu bringen, "die Klimakrise in ihrer Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit zu verstehen und entsprechend zu handeln".

    "Freiwillig verlasse ich Österreich sicher nicht"

    Schon im Vorfeld zu ihrem heutigen Termin hatte Windl angekündigt, Österreich nicht freiwillig verlassen zu wollen: "Ich sehe es als mein Recht an, hier auf die Straße zu gehen", so die Wahl-Grazerin, die auch hierzulande studiert.

    Rechtlich könnte einer EU-Bürgerin der Aufenthalt im Staatsgebiet untersagt werden, wenn "eine Gefährdung aus Gründen der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit" vorliegt. Wie die Behörde im aktuellen Fall argumentiert, muss sich erst weisen. Windl vermutet, man beziehe sich auf eine Aktion, bei der Öl auf einer (gesperrten) Straße verteilt wurde.

    "Meine Akte mit 'Anschuldigungen', die mir heute vorgelegt wurde, ist ca. 15 Zentimeter dick. Ich bin schockiert, dass mich die Behörden auf diese Weise einschüchtern wollen. Ich setze mich auch für die Lebensgrundlagen derer ein, die mich heute wie eine Schwerverbrecherin verhört haben", empört sich Windl.

    Sie sieht sich aber nicht als Gefahr für Recht und Ordnung: "Ich habe zwar schon rund 25 Strafen bekommen, wir begehen bei unseren Protesten aber immer nur Verwaltungsübertretungen. Das ist in etwa so, als würde man bei Rot über die Straße gehen." Und: "Es ist so absurd. Falschparker:innen werden doch auch nicht ausgewiesen, weil sie dem Verkehr im Weg stehen!"

    "Jetzt erst recht!"

    Windl muss nun noch weitere Unterlagen – etwa zu ihrer Versicherung – nachreichen und abwarten. "Ich glaube, das war in erster Linie ein Einschüchterungsversuch, um mich vom Aktivismus wegzubekommen. Aber das wird nichts bringen, denn ich sage: Jetzt erst recht! Nächste Woche werde ich bei unserer Protestwelle in Graz wieder jeden Tag auf der Straße sitzen."

    1/10
    Gehe zur Galerie
      Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" haben am 13. März 2023 mit einer Klebe-Blockade den Verkehr beim Wiener Naschmarkt lahmgelegt.
      Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" haben am 13. März 2023 mit einer Klebe-Blockade den Verkehr beim Wiener Naschmarkt lahmgelegt.
      Leserreporter / Einsatzdoku Wien