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Löw zum WM-Versagen: "Ich war zu arrogant!"

DFB-Teamchef Jogi Löw hat seine WM-Analyse präsentiert und ließ mit einigen Sagern aufhorchen. Die Blamage ist voll aufgearbeitet.

Heute Redaktion
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Erstmals seit dem blamablen Ausscheiden bei der WM 2018 in Russland trat DFB-Teamchef Jogi Löw an die Öffentlichkeit. Der 58-Jährige präsentierte seine WM-Analyse und gestand zahlreiche Fehler ein. Zudem wurde der neue DFB-Kader präsentiert.

"Das WM-Aus war für mich und für alle, die mit dabei waren, ein absoluter Tiefschlag. Wir sind weit unter unseren Möglichkeiten geblieben und haben die Quittung dafür bekommen. Die ersten Tage nach dem Aus waren geprägt von Enttäuschung und Wut. Danach begann aber schon eine Phase des Hinterfragens. Oliver Bierhoff und ich haben gespürt, dass wir weiterhin - auch nach 14 Jahren und diesem Auftreten in Russland - weiterhin die Begeisterung und Motivation haben, das was wir verbockt haben wieder hinzubiegen. Wir wollen das Schiff wieder auf Kurs bringen", erklärte Löw bei einer PK in München.

Detaillierte WM-Analyse

So hat Löw und sein Team die WM aufgearbeitet: "Wir haben die WM 2018 mit den vorherigen Turnieren und Daten verglichen und haben auch daraus Erkenntnisse gezogen. 2010 war die Mannschaft von einer starken Defensive geprägt und wir haben schnell gekontert, damit sind wir ins Halbfinale gekommen. 2014 sind wir mit einer weiterentwickelten Mannschaft sogar Weltmeister geworden. Das haben wir mit Ballbesitz und Dominanz geschafft. 2014 waren wir von unserem Stil her genau in der goldenen Mitte."

"Die Erkenntnisse aus der WM 2018 sind: Die Defensive stand viel mehr im Vordergrund. Fast alle Teams haben mit nur drei Offensivspielern gespielt. Konter und Standards waren viel wichtiger als zuvor. Ist der Ballbesitz-Fußball also vorbei? In einer Meisterschaft ist Ballbesitz-Fußball weiterhin zielführend, siehe Bayern oder ManCity. In einem K.o.-Turnier muss es Anpassungen geben. Real Madrid hat so drei Mal die Champions League gewonnen", so Löw.

"Arroganz und Fehleinschätzung"

Der Deutsche legte noch nach: "Mein größter Fehler war, dass ich geglaubt habe, dass wir mit Ballbesitz-Fußball über die Vorrunde kommen. Das war vielleicht auch Arroganz, eine klare Fehleinschätzung. Gleich das erste Spiel gegen Mexiko war eigentlich ein K.o.-Spiel. Wir müssen jetzt unsere Spielweise adaptieren und flexibler und variabler sein. Das Hochrisiko-Spiel darf es so nicht mehr geben."

"Wir haben es auch nicht geschafft, wirkliche Schlüsselreize zu setzen. Das Feuer wurde nicht wirklich entfacht. Es gab nur eine kleine Flamme, das wäre meine Aufgabe gewesen, das Feuer in der Mannschaft zu forcieren. Die Emotionalität hat gefehlt, wir sind zu strukturell und analytisch an die Sache herangegangen. Es war nicht alles schlecht, was wir gemacht haben, aber es hat nicht wirklich gereicht", schloss Löw seine Analyse ab. (Heute Sport)