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Kein Geld vom Staat – Promi-Wirt zahlt Gehälter selbst

Szene-Wirt Johannes Wegenstein war rund um das Thema Gastro-Öffnung im "Heute"-Talk. Er erzählt über die größten Schwierigkeiten mit der Pandemie. 

Marlene Postl
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Szene-Wirt Johannes Wegenstein spricht sich für eine Gastro-Öffnung aus
Szene-Wirt Johannes Wegenstein spricht sich für eine Gastro-Öffnung aus
Sabine Hertel / Symbolbild

Johannes Wegenstein bereichert die Wiener Kultur- und Gastronomieszene mit dem vielbekannten Lokal Schikaneder, der Kantine im Museumsquartier, dem Touristenliebling Café Kunsthaus Wien und dem Allrounder Topkino im 6. Bezirk. Im Lockdown hat sich der Gastronom in die Steiermark in das von ihm betriebene Rosegger Schutzhaus zurückgezogen. Im Gespräch mit "Heute" erzählte er über die Herausforderungen der Pandemie. 

Bürgermeister Ludwigs Konzept ist keine absolute Neuheit

Schanigärten aufzusperren sei ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber man nehme, was einem geboten wird. Der Gastronom erzählt, er kenne viele Kollegen, bei deren kleinen Gastgärten es sich eigentlich nicht rechnen würde, aufzusperren, viele wollen es trotzdem versuchen. "Wir werden sehen, wie die Lage sich entwickelt. Die Menschen möchten raus, Lokalbetreiber wie auch Gäste. Das Kunsthaus hat einen Schanigarten aber ist abhängig von Touristen. Ohne die wird es dort eher leer sein", berichtet der Wirt. Aufsperren wird er trotzdem, denn alles sei besser als die jetzige Situation. 

Kampf mit der Bürokratie die größte Herausforderung

Besonders schwierig in der Pandemie war für den 57-Jährigen der Kampf mit der Bürokratie. Er habe als Szene-Gastronom die selben Hürden zu überwinden wie Kollegen mit kleineren Unternehmen. Er kämpfe seit Beginn der Pandemie in den Lockdowns mit der COFAG - der Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes. "Ich habe von Dezember noch immer keinen Umsatzersatz erhalten. Man ist natürlich nicht gerne Bittsteller, und egal wie oft ich mich dort melde, ich bekomme keine Auskunft. Das Personal ist ausgesprochen freundlich, aber es passiert nichts." 

"Man hat zugesperrt und uns ohne einen Plan liegengelassen. Wir können unsere Rechnungen nicht zahlen. Ich habe noch nicht einmal den Bescheid bekommen, dass mein Ansuchen auf Umsatzersatz für Jänner geprüft wird. Ich habe also nichts in der Hand, was ich Banken oder Gläubigern vorweisen kann", erzählt Wegenstein. Trotzdem hält der Gastronom den Betrieb irgendwie am Laufen. Er habe zu viele Mitarbeiter, die sich auf ihn verlassen, um es anders zu machen.

"Ich kann die Verantwortung für meine Mitarbeiter nicht dem Staat übergeben"

"Viele meiner Kellner finanzieren sich das Studium mit der Arbeit bei uns. Ich kann meine Mitarbeiter nicht hängen lassen", berichtet der Szene-Wirt. Jene, die Teilzeit beschäftigt waren, seien jetzt in Kurzarbeit. Den zahlreichen geringfügigen Mitarbeiter, die er beschäftigt, zahlt Wegenstein weiter ihr Gehalt – er meint, dies sei nicht "nett", sondern seine Pflicht: "Man kann nicht die Verantwortung einfach an den Staat übergeben, vor allem nach einer langjährigen Zusammenarbeit."

Seine Hoffnung sei, im Sommer wieder aufsperren zu können, wobei er gerne bereit wäre, beim "Reintesten" mitzumachen. "In Kolumbien zum Beispiel funktioniert das bestens. Die Leute dort müssen sich außerdem die Hände und Füße desinfizieren. So weit würde ich dann aber eher nicht gehen", erzählt der Gastronom lachend.