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Kavlak im Talk: "Gulasch steht Kebab um nichts nach"

Heute Redaktion
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Neben Steffen Hofmann gibt es zurzeit nur einen, der bei Rapid heraussticht: Veli Kavlak. Im Interview gewährt der 21-Jährige tiefe Einblicke in sein Fußballer-Leben. Kavlak über Besiktas Istanbul, falsche SMS, Gulasch und "Bundesliga Classics".

Die Beats von "Alors on danse" hämmert es aus den Kopfhörern. Der Chartbreaker des belgischen Rappers "Stromae" hat es Veli Kavlak auf Anhieb angetan.

Weil die Bus-Reise zum Cup-Spiel nach Kärnten aber nach 3:56 Minuten nicht getan ist, muss eine DVD her. Es ist die selbe wie immer.

"Prison Break läuft bei mir während jeder Auswärtsfahrt. Ich bin süchtig nach der Serie", gesteht der 21-Jährige lächelnd.

Vor allem der ersten Begegnung der Trilogie gegen Kärnten hat der beidbeinige Zangler, der bei den Hütteldorfern ausschließlich an den Flügeln zum Einsatz kommt, mit einem Tor seinen Stempel aufgedrückt.

Gestern musste er mit Oberschenkelproblemen vorzeitig vom Feld. Sicherlich auch ein Mitgrund, warum die Hütteldorfer das Spiel letztlich 2:3 verlieren.

Und trotzdem: Die großen Klubs in Europa haben ihn schon länger auf dem Zettel. Das selbst definierte Ziel, nämlich das Ausland, könnte mit jeder Runde näher rücken.

sportnet.at: Stammspieler bei Rapid, österreichischer Teamspieler, klingt nach viel Verantwortung für einen 21-Jährigen.

Veli Kavlak: Das stimmt, aber ich mache mir darüber nicht allzu viele Gedanken. Ich gehe immer hinaus, um mein Bestes zu geben.

So gut wie jetzt lief es aber nicht immer. Vor gut einem halben Jahr warst du das Talent im Abseits. Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen?

Es war alles andere als einfach für mich. Aber ich habe immer wieder versucht, mich aufzubäumen. Ein großer Dank gilt unserem Fitness-Trainer, Christian Canestrini, der mich zu der Zeit, als es mir wirklich schlecht ging, immer wieder aufgebaut hat. Ich habe Vertrauen gespürt und dann selbst versucht, im Training wieder mehr zu geben.

Das heißt, du hast dich eine Zeit lang hängen lassen

Nein, das nicht. Aber ich habe mich zu sehr unter Druck gesetzt. Dadurch wirkte ich oft verkrampft. Heute gebe ich 90 Minuten einfach alles, danach wird abgerechnet.

Im letzten sportnet.at-Interview meintest du, du wüsstest nun, wem du vertrauen kannst. Wer sind diese Personen?

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit unserem Trainer, Peter Pacult, geführt vor fast vier Jahren. Er war erst knapp eine Woche im Amt. Er ist zu mir gekommen und meinte: "Veli, du wirst Acht geben müssen, mit welchen Freunden du dich umgibst. Du wirst zig Anrufe und SMS erhalten, wenn du ein gutes Spiel machst. Aber wenn du zwei oder drei schwächere Partien hinlegst, wirst du sehen, wie viele sich dann noch melden." Und speziell zu dieser Zeit, vor rund einem halben Jahr, ist mir genau das immer wieder durch den Kopf gegangen, weil es sich bewahrheitet hat. Heutzutage melden sich plötzlich wieder Leute, die ich jahrelang nicht gehört habe. Aber ich ich kann das jetzt einordnen.

Mit Hertha BSC, Ankaragücü und Livorno haben bislang drei Klubs um dich geworben, die heuer um den Klassenerhalt bangen. Bist du erleichtert, heute noch bei Rapid zu spielen?

Im Nachhinein war es sicher die richtige Entscheidung. Speziell bei den Geschichten mit Ankaragücü und Livorno. Über Hertha weiß jeder, dass ich damals gerne gegangen wäre.

Wie konkret war die Angelegenheit mit Besiktas Istanbul?

Wir waren schon so weit, dass ich mit Beratern über Verträge und dergleichen gesprochen habe. Aber zu dieser Zeit war es einfach so, dass Ümit (Korkmaz, Anm. d. Red.) wegging und Rapid gesagt hat, es würde auf keinen Fall möglich sein, dass ich jetzt auch noch gehe, weil es auf der linken Seite keine wirklichen Alternativen zu mir gegeben hätte.

Das Ausland bleibt aber trotzdem dein großes Ziel, oder?

Das wird es immer bleiben. Ich arbeite jeden Tag hart und will es eines Tages erreichen. Wann es soweit ist und wohin die Reise geht, weiß ich nicht. Ich vertraue in solchen Dingen wieder meinem Gefühl.

Während du im U21-Nationalteam im zentralen Mittelfeld spielen darfst, kommst du bei Rapid ausschließlich links im Mittelfeld zum Einsatz. Ein Problem für dich?

Ich bin eigentlich ein zentraler Spieler, das war immer schon so. Ich habe früher immer gesagt, dass es mir in der Mitte besser gefällt, aber ich bin auch mit meiner Rolle auf der linken Außenbahn glücklich.

Überhaupt scheint es, so wie in deinem Fall, immer moderner zu werden, einen Rechtsfuß links aufzustellen und umgekehrt.

Also für mich macht es keinen Unterschied, ich habe links dieselben Aufgaben wie rechts. Aber warum das so ist? Vielleicht, weil es nicht so viele Außenbahnspieler gibt, die einen guten Linken haben.

Peter Pacult hat nach dem 3:0-Sieg über Mattersburg speziell deinen Ehrgeiz und deine Einsatzbereitschaft gelobt.

Ich habe eigentlich schon von klein auf meine Ziele verfolgt und irgendwann habe ich sie dann immer erreicht, auch wenn viele Wege steinig waren.

Welche Ziele verfolgt Veli Kavlak zurzeit?

Ich will mich körperlich, speziell meine Schnelligkeit, verbessern, daran arbeiten unser Kondi-Trainer und ich sehr, sehr fleißig. Ich spüre, dass da etwas weitergeht.

Nach dem Celtic-Spiel hast du gemeint, du würdest nun anders über den Fußball denken. Kannst du das genauer erklären?

Wir haben im Celtic-Park vor 60.000 Leuten gespielt, dort herrschte eine unglaubliche Atmosphäre. Und irgendwie habe ich dort gemerkt, dass Fußball eigentlich kein schwerer Sport ist. Man muss keine Wunderdinge vollbringen, sondern die Sachen beherzigen, auf die es heutzutage ankommt. Nämlich sich voll in die Zweikämpfe hineinzuhauen, diese wenn möglich gewinnen und natürlich viel laufen.

Nirgends ist der Konkurrenzkampf zurzeit so groß im linken Mittelfeld. Sowohl Christopher Drazan als auch du zeigen im Training mit starken Leistungen auf.

Das stimmt. Aber ich konzentriere mich in dieser Hinsicht nur auf mich, schaue eigentlich nicht darauf, was Christoph macht.

In der Qualifikation für die EURO 2012 warten einige schwere Gegner auf euch. Zunächst wäre da Deutschland?

Die Deutschen beherzigen genau das, worauf es ankommt, daher sind sie auch Favorit in unserer Gruppe. Sie haben zwar auch keine Zauberer. Aber das sind Spieler, die 90 Minuten lang voll Stoff geben und dadurch auch zum Erfolg kommen, das ist das A und O im Fußball. Wenn man sich die 'Bundesliga Classics' ansieht, war das früher zum Großteil alles nur Standfußball. Heute kriegst du die Kugel und wirst sofort attackiert.

Und dann wäre da natürlich noch die Türkei?

Das wäre natürlich ein besonderes Spiel, sofern ich zum Einsatz komme. Gegen die Türken rechne ich mir ehrlich gesagt momentan große Chancen aus. Die Spieler stehen dort sehr, sehr unter Druck, das Volk erwartet, dass sie jeden schlagen. Dadurch wirken sie oft verkrampft, weil nicht jeder mit diesem Druck zurechtkommt.

Du hast das besondere Spiel angesprochen. Wie viel Türke steckt im Österreicher Veli Kavlak?

Ich esse gerne türkisch. Mit Yasin (Pehlivan, Anm.) gehe ich beispielsweise oft Kebab essen. Aber auch die österreichische Küche schmeckt mir ausgezeichnet. Zumindest steht das Gulasch dem Kebab nicht um viel nach (lacht).

Glaubst du an die EM-Qualifikation?

Ja! Ich glaube, wir schaffen's.

Wir danken für das Gespräch!

sportnet.at/red.