Hat starke Schmerzen

Kein OP-Termin auf Kasse – Frau soll 4.350 Euro zahlen

Sandra L. (41) benötigt einen Spezial-Eingriff, der nicht in NÖ angeboten wird. In Wien müsste sie bis zu zwei Jahre warten oder die OP privat zahlen.
Christine Ziechert
10.06.2025, 05:45

Sandra L. (41) kann kaum noch gehen, jeder Schritt ist eine Qual: "Die Schmerzen sind so groß, dass ich sogar Medikamente mit Morphium nehmen muss. Ich liege zu 90 Prozent auf der Couch. Mit Krücken schaffe ich es nur ein Stück, derzeit warte ich auf einen Rollstuhl", berichtet die zweifache Mutter aus Schwechat (NÖ), die wenige hundert Meter entfernt von der Wiener Stadtgrenze wohnt.

Die 41-Jährige leidet an einer sogenannten Plantarfasziitis – eine schmerzhafte Reizung der Plantarfaszie an der Fußsohle. Diese Entzündung der Sehnenplatte verursacht starke Schmerzen: "Ich hatte das bereits am linken Fuß, das wurde im Dezember 2023 im Orthopädischen Spital in Speising (OSS) erfolgreich operiert. Im August 2024 hieß es dann, dass es auch am rechten Fuß nötig ist", berichtet Sandra L.

Lange Wartezeit auf OP

Ihr behandelnder Arzt, ein renommierter Fuß-Chirurg, meldete die 41-Jährige daher gleich für eine OP im OSS an: "Es hieß, dass ich sechs Wochen vorher verständigt werde", meint Sandra L. Doch die Niederösterreicherin wartete und wartete. Inzwischen absolvierte sie zahlreiche Therapien wie Stoßwellen, physikalische Medizin und probierte auch Einlagen – doch nichts brachte eine Besserung.

Als sie im heurigen Februar erneut beim OSS nachfragte, hieß es: "Es tut mir leid, Ihnen mitzuteilen, dass es momentan keinen geplanten Termin für Ihre eingewiesene Operation gibt. Sie bleiben für die Operation selbstverständlich vorgemerkt. Die Stadt Wien verpflichtet uns in erster Linie die Versorgung der Wiener Bevölkerung sicherzustellen, weshalb Sie mit einer Verlängerung Ihrer Wartezeit auf die Operation rechnen müssen."

„Ich benötige einen endoskopischen Spezial-Eingriff, aber niemand macht diese OP in Niederösterreich“
Sandra L.bekommt in Wien keinen OP-Termin

Schuld daran ist die sogenannte Gastpatienten-Regelung, wonach Wiener Patienten in Wiener Spitälern bevorzugt werden. Das Problem: "Ich benötige einen endoskopischen Spezial-Eingriff, einen Plantarfaszien-Release. Aber niemand macht diese OP in Niederösterreich. In Graz wäre es möglich, aber ich weiß nicht, ob die jemanden aus Niederösterreich nehmen würden. In Wien soll es fünf Spezialisten geben, die das operieren. Am 16. Juni habe ich daher noch einen Termin im AKH."

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"Heute" fragte beim OSS um eine Stellungnahme an: "Laut Krankenanstaltengesetz ist jedes Bundesland dafür verantwortlich, mit ihren Krankenanstalten die stationäre Versorgung seiner eigenen Bevölkerung sicherzustellen. Wir sind daher von politischer Seite aufgerufen, bei planbaren Behandlungen die Anzahl der Patient*innen aus den Bundesländern zu reduzieren. Patient*innen aus Bundesländern außerhalb Wiens müssen sich daher im Schnitt auf längere Wartezeiten einstellen", heißt es.

Privat kostet Eingriff 4.350 Euro

Laut ihrem behandelnden Arzt beträgt die Wartezeit auf die Kassen-OP für Sandra L. bis zu zwei Jahre. So lange kann und will die 41-Jährige aber nicht warten. Wenn sie den Eingriff privat zahlt, würde sie zeitnah einen Termin im OSS erhalten: "Ich habe einen Kostenvoranschlag von rund 4.350 Euro bekommen. Ich bin derzeit arbeitslos und mit den Schmerzen auch nicht arbeitsfähig, das Geld ist einfach nicht da", ist Sandra L. verzweifelt.

Ihr Mann versucht alles, um die Familie finanziell zu erhalten – aber mit nur einem Einkommen ist das schwer. Eine Freundin von Sandra L. hat daher auf "gofundme" eine Spendenseite eingerichtet. Auch die Wiener Pflege- und Patient*innenanwaltschaft (WPPA) kontaktierte die Niederösterreicherin.

Ausnahme-Regel nicht angewendet

Diese zeigt sich in einer Stellungnahme irritiert: "Der WPPA wurde versichert, dass die zu Verringerung der Wartezeiten in Wiener Spitälern angeordnete restriktive Vorgangsweise gegenüber Gastpatient*innen nicht für Personen gilt, die unabweisbar sind, wo also die Gefahr einer schweren Gesundheitsschädigung besteht, oder die eine nur in Wiener Kliniken angebotene Spezialbehandlung benötigen. Diese Ausnahme scheint im geschilderten Fall nicht angewendet worden zu sein."

Seit Jahresbeginn habe die WPPA sehr viele Beschwerden von Gastpatienten erhalten: "Die Patient*innen gaben an, dass sie nach bereits monatelanger Wartezeit die Information erhielten, dass ihre Operation als Nicht-Wiener gar nicht oder erst im Jahr 2026 stattfinden könne. In den gravierendsten Fällen war schon ein zeitnaher OP-Termin vereinbart worden und es wurde kurzfristig die OP abgesagt bzw. für viele weitere Monate aufgeschoben, da sie nicht oder nicht mehr in Wien hauptgemeldet waren", berichtet der Wiener Patientenanwalt Gerhard Jelinek und fordert eine einheitliche Gesundheitsplanung und –finanzierung für die Region Österreich Ost.

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