Sport
Keine Kasernierung als Austria-Erfolgsrezept
Für das Duell gegen Schlusslicht SC Wiener Neustadt hat die Wiener Austria ein ungewöhnliches Erfolgsrezept gefunden. Erstmals waren die Spieler nicht vor einem Heimspiel kaserniert, verbrachten die Stunden vor dem Match nicht im Hotel. Eine Entscheidung, die Coach Andi Ogris auf Wunsch der Mannschaft traf. Und die dankte es ihm mit einem vollen Erfolg.
In der letzten Woche war die Austria auf Österreich-Tour gewesen. Von Altach ging es über Salzburg, wo eine Zwischenstation eingelegt wurde, weiter nach Kärnten. Nach so viel Zeit zusammen entschied der violette Betreuer, dass sich das Team erst beim Stadion trifft. "Wir haben das intern angesprochen. Ich habe die Mannschaft da mit ins Boot geholt. Ich muss nicht immer alle Entscheidungen alleine treffen." Ob das eine einmalige Aktion war, ließ Ogris offen: "Das werden wir von Fall zu Fall entscheiden."
"Es hat gefruchtet. Ich bin mir sicher, wir werden vor dem nächsten Heimspiel auch nicht einkaserniert sein", schmunzelte Torschütze Alexander Grünwald nach dem Spiel. Trotzdem war es eine Premiere für den Mittelfeldspieler: "Zum ersten Mal, seitdem ich Profi bin, war ich nicht einkaserniert. Aber es ist nicht schlecht. Jeder kann das machen, was ihm gut tut."
Für den violetten Coach war der Sieg gegen das Schlusslicht vor allem ein Erfolg der Einstellung: "Das war ein Sieg, der nur über die Moral gegangen ist. Nach den harten 90 Minuten haben die Jungs einige Male über den Schweinehund drüber müssen. Spielerisch war es nicht der Leckerbissen, den wir uns alle vorstellen." Dass es der este Bundesliga-Sieg des Austria-Interimscoaches war, hat für Ogris keine Bedeutung: "Mich interessiert nur, dass sich die Mannschaft den Erfolg erarbeitet hat."
Tore der Geburtstagskinder
Alexander Grünwald feierte am 1. Mai seinen 26. Geburtstag und belohnte sich selbst mit einem Tor. Und das mit dem eigentlich schwächeren rechten Fuß: "Der Geburtstag ist schon vorbei. Aber es ist schön, wenn man trifft. Viele sagen ja, dass mein Rechter ein Holzbein ist", schmunzelte das Geburtstagskind nach dem Spiel. David de Paula, der am Sonntag 31 Jahre alt wird, brachte die Wiener in Front: "Ich möchte den Treffer meiner Mutter widmen, sie hat am 29. April Geburtstag gehabt."
Grünwald: "Wir wollten anschreiben"
Beim nun 26-Jährigen überwog die Erleichterung nach dem Sieg: "Es war ein schwieriges Spiel, auch weil wir am Mittwoch viel investiert haben. Es war aber wichtig, dass wir einmal mit zwei Siegen in Folge anschreiben." Nach einer harten englischen Woche mit drei Spielen innerhalb von sieben Tagen war die Müdigkeit doch zu spüren: "Die Beine waren sehr schwer. Der eine oder andere Fehler ist auch aufgrund der Müdigkeit entstanden, nicht weil wir unkonzentriert waren", so Grünwald.
Nach zwei Siegen in Folge verspürt auch Grünwald Aufbruchstimmung im Team: "Wir haben das Spiel gewonnen. Wenn wir in der Saison öfter so aufgetreten wären, würden wir jetzt nicht da stehen, wo wir sind. Aber wir können die Saison noch positiv abschließen. Dafür werden wir alle jeden Tag arbeiten."
Hadzikic auch gegen Sturm Austrias Nummer eins
Nachdem Heinz Lindner erneut angeschlagen war, durfte Osman Hadzikic erneut das violette Tor hüten. "Ich hab es am Donnerstag erfahren, vielen Dank an das Trainerteam für das Vertrauen", blieb "Ossi" nach dem Spiel bescheiden. Fix ist aber, dass der 19-Jährige auch im nächsten Spiel gegen Sturm zwischen den violetten Pfosten steht.
"Klar war ich am Anfang nervös, aber vor über 7.000 Fans zu spielen ist grandios", strahlte Hadzikic nach dem Spiel, der weiter nach vorne blickt: "Wir wollen jedes Spiel noch gewinnen und uns Selbstvertrauen für das Cupfinale holen." Auch vom violetten Coach gab es Lob: "Der Ossi hat sich heute fehlerfrei präsentiert. Was zu halten war, hat er gehalten. Er strahlt viel Ruhe aus, wirkt sich positiv auf die Mannschaft aus. Jetzt wird er noch einmal gegen Sturm spielen und dann werden die Karten neu gemischt, wer im Derby spielt."
Auch Torschütze David de Paula lobte seinen jungen Keeper, der mit einer Glanzparade in der zweiten Minute gegen Kristijan Dobras die Null gehalten hat: "Ossi war gleich am Anfang sehr gut, danach haben wir alles versucht und das Tor gemacht." Auch der Spanier wusste im Kabinengang um die Bedeutung des Sieges: "Es war sehr wichtig für uns. Für sie aber auch. Wir waren das gesamte Spiel besser."
Kolvidsson: "Das waren 20 Prozent zu wenig"
"So wie wir uns in der ersten Halbzeit präsentiert haben waren das 20 Prozent zu wenig. Mit so einer Einstellung, mit der wir ins Spiel gegangen sind, ist das zu wenig. Das ist in unserer Situation nicht vertretbar", schäumte Wr. Neustadt-Coach Helgi Kolvidsson nach der Partie. "Wir haben in der Halbzeit klare Worte gefunden, um uns besser zu präsentieren, haben das auch gemacht, aber die erste Halbzeit war nicht vertretbar."
Die schlechte kämpferische Leistung des Abstiegskandidaten wird ein Nachspiel haben: "Da werden einige Gespräche geführt werden müssen. Denn Einstellung kann ich immer bringen. Die Einstellung muss immer stimmen. Da muss einigen auch klar werden, worum es geht. Der Verein kämpft ums Überleben. Es geht um die Arbeitsplätze der Spieler." Dass Konkurrent Admira einen Sieg feiern konnte, interessiert den Isländer vorerst nicht: "Was die Admira macht, ist egal. Es ist eine Frage, wie wir uns präsentieren."
Aus der Generali-Arena berichtet Markus Weber