Politik

Jetzt sterben die Lokale – Österreich gehen Kellner aus

Österreich gehen die Kellner aus. Wirte klagen seit Monaten - nun setzt die Regierung die Gastro-Jobs auf die Mangelberufsliste und schnürt ein Paket. 

Nikolaus Pichler
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Personalmangel in der Gastronomie - niemand will mehr kellnern.
Personalmangel in der Gastronomie - niemand will mehr kellnern.
Isabelle Ouvrard / SEPA.Media / picturedesk.com

Seit Monaten ächzen Wirte unter der Personalkrise in der Gastronomie. So mancher Gastronom denkt da bereits ans Zusperren. Darum handelt die Bundesregierung nun. Wirtschaftsminister Martin Kocher und Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler lassen die Fach-Jobs auf die bundesweite Mangelberufsliste setzen. 

Dort finden sich neben Gastro-Berufen auch seit langem andere gefragte Jobs. Unter den Gesuchten: Ärzte, Diplomkrankenpfleger, Diplomingenieure oder Techniker. 

Damit will Regierung im Sommer Erleichterung schaffen

Die Regierung stockt auch das Saisonierkontingent auf. "Wir freuen uns, dass sich die Koalitionspartner nach konstruktiven Gesprächen auf eine Erhöhung des Saisonierkontingents um 1.000 Personen verständigen konnten", sagt Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Die entsprechende Verordnung aus Kochers Ministerium soll so schnell wie möglich in Kraft treten.

Das steckt dahinter: Der Bundesminister kann per Verordnung Kontingente für die Beschäftigung von Saisoniers und ErntehelferInnen festlegen, wenn der Bedarf an solchen Arbeitskräften nicht aus dem vorhandenen Arbeitskräftepotenzial abgedeckt werden kann.

Auch Zugang zu Rot-Weiß-Rot-Karte soll erleichtert werden

Darüber hinaus sollen Betriebe, die Saisoniers in ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis übernehmen, künftig einen erleichterten Zugang zu Saisonierkontingentplätzen erhalten. Außerdem wird die Beantragung der Rot-Weiß-Rot-Karte erleichtert, wenn sich die antragstellende Person aufgrund einer Saisonbeschäftigung bereits in Österreich aufhält. 

Barbara Neßler, Tourismussprecherin der Grünen, zeigt sich mit der kurzfristigen Lösung zufrieden, verweist allerdings darauf, dass es sehr dringend strukturelle Änderungen brauche. "Wir benötigen Unterstützungen zum Umstieg auf einen Ganzjahrestourismus und Ganzjahresbeschäftigungsmodelle, die den Arbeitnehmer:innen durchgehende Beschäftigung bieten. Es sind dort bessere Arbeitsbedingungen sicherzustellen, wo es sie bislang noch nicht gibt, bzw. braucht es Rahmenbedingungen, wie der Tourismus als Arbeitsort besonders für jüngere Menschen wieder attraktiv wird. Genauso müssen wir den Ausbau von touristischen Betriebskinderbetreuung forcieren."

Weitere Maßnahmen für Herbst geplant

"Es macht keinen Sinn, strukturelle Probleme jedes Jahr mit kurzfristigen Maßnahmen auszugleichen, daher setzen wir uns im Herbst mit den Sozialpartnern, Stakeholdern zu einem Gipfelgespräch zusammen. Das Ziel ist, einen konkreten Maßnahmenplan zu erarbeiten, mit dem dann die bestehenden Probleme längerfristig gelöst werden können", sagt Neßler.

Kraus-Winkler betont, dass die Bundesregierung laufend weitere Maßnahmen setze, um den touristischen Arbeitsmarkt zu stärken und die Beschäftigung qualifizierter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu erleichtern. Beispielhaft verweist sie auf die jüngste Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, die die Stammsaisonierregelung ins Dauerrecht überführt und damit zur Stärkung des touristischen Arbeitsmarkts beiträgt.

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    Niki Trat betreibt das Gasthaus Trat in 5. Generation.
    Niki Trat betreibt das Gasthaus Trat in 5. Generation.
    zVg/Gasthaus Trat

    Abschließend unterstreicht Kraus-Winkler, dass weitere mittel- und langfristige Impulse zur Stärkung des touristischen Arbeitsmarkts folgen müssen. Hierbei sieht sie auch die Tourismusbranche gefordert: "Europaweit ringen die Tourismusbetriebe um Arbeitskräfte, denen man immer mehr bieten muss, um sie für einen Job im Tourismus zu begeistern. Dazu zählen etwa flexible Arbeitszeit- und Kinderbetreuungsmodelle." Bereits im Herbst möchte Kraus-Winkler deshalb mit den Sozialpartnern über Zukunftsperspektiven diskutieren. Zentrale Themen werden dabei unter anderem Modelle zur Ganzjahresbeschäftigung von Saisonkräften sein.

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