Stunden nach dem tödlichen Attentat auf den rechtskonservativen Charlie Kirk hat der mutmaßliche Täter Tyler R. in einem Gruppenchat auf der Plattform Discord scherzhaft auf Hinweise zu seiner Person reagiert. Das geht aus Chatprotokollen hervor, die der "New York Times" vorliegen.
Am Donnerstagnachmittag, rund 24 Stunden nach der Tat, hatten Bekannte R. mit den vom FBI veröffentlichten Überwachungsbildern des Verdächtigen konfrontiert. "Wya" (Wo bist du?) schrieb einer mit einem Totenkopf-Emoji.
R. entgegnete, sein "Doppelgänger" wolle ihm Ärger bereiten. In weiteren Nachrichten witzelte er über Belohnungen, mögliche Festnahmen bei McDonald’s und ein angeblich bei ihm liegendes "Manifest" sowie ein Gewehr.
Der 22-Jährige wurde erst in der Nacht zu Freitag, etwa 34 Stunden nach der Tat, festgenommen. Die Staatsanwaltschaft will am Dienstag Anklage erheben. Ob R. einen Anwalt hat, blieb unklar.
Die Chatnachrichten geben keinen Hinweis auf ein Motiv. Nach Polizeiangaben hatte R. jedoch mit einem Familienmitglied über Charlie Kirks geplante Veranstaltung in Utah gesprochen und betont, dass beide den rechtskonservativen Kirk nicht mochten. Bekannte beschreiben R. als intelligent und politisch. Er sei parteilos und habe offenbar nie gewählt – seine Eltern sind Republikaner.
Der mutmaßliche Täter sei ein herausragender Schüler gewesen, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf ehemalige Klassenkameraden. Er ist die Art von Mensch, die man auch dann in seine Projektgruppe aufnehmen würde, wenn man nicht befreundet ist, erklärt Jaida Funk, die mit R. die Grund- und Mittelschule besuchte. Er habe nicht zu den angesagtesten Schülern gehört, aber man mochte ihn.
Viel Zeit habe R. mit Videospielen und Comics verbracht. Aber auch aktuelle Ereignisse interessierten ihn. Er sei in der Schule eher zurückhaltend gewesen, sagten mehrere frühere Mitschüler. Doch Keaton Brooksby, der mit ihm die Highschool besuchte, erinnerte sich auch an politische Debatten, in die er sich mit viel Wissen eingemischt habe. "Es ist wirklich traurig, dass jemand mit seinem Verstand so etwas daraus gemacht hat", sagte er der Zeitung.
Zusammen mit der Tatwaffe fanden Ermittler Munition, in die verschiedene Botschaften eingraviert waren. Die Sprüche nehmen teilweise auf die Internet- und Gaming-Kultur Bezug.
Einer las sich demnach "Hey Faschist! Fang", ein anderer "Wenn du das liest, bist du schwul, lmao". Das Kürzel kommt aus der Online-Sprache und heißt sinngemäß "Ich lache mich kaputt". Auch "Bella Ciao" habe auf einer Hülse gestanden, ein antifaschistisches italienisches Lied aus dem Zweiten Weltkrieg.