Wintersport

Klammer: "Den perfekten Skifahrer gibt es nicht"

Franz Klammer wird zum Kino-Held. Sein Olympiasieg 1976 am Patscherkofel wird verfilmt. Der Ski-Kaiser über WM, ÖSV-Tiefschläge, den neuen Ski-Boss. 

Martin Huber
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Ski-Kaiser Franz Klammer mit Arnold Schwarzenegger: "Heute brauchst du dicke Oberschenkel."
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"Heute": Herr Klammer, am Montag startet die 46. Ski-WM in Cortina. Eine Bitte: Bauen Sie für uns den perfekten Skifahrer?

Franz Klammer: "Das kann ich nicht. Es gibt den perfekten Skifahrer nicht. Die Anforderungen früher und heute sind so verschieden. Bei uns ging es von der Statur um Kraft-Ausdauer. Heute brauchst du dicke Oberschenkel, weil es das Material und die Pistenverhältnisse verlangen. Ich glaube aber, dass es zu meiner Zeit für die Besten einfacher war."

Warum?

"Es gab Passagen, wo du viel Zeit gewinnen konntest. Heute sind die Pistenverhältnisse von oben bis unten gleich. Es entscheiden ein paar Hundertstel über Sieg oder Niederlage. Was sich nicht geändert hat: Es geht nicht nur um Skifahren. Es geht um den Kopf! Du musst da sein und zuzuschlagen."

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    Ihre 25 Abfahrtssiege sind bis heute unerreicht. Wer kann diesen Rekord brechen?

    "Die aktuellen ÖSV-Fahrer nur schwer. Wenn Kriechmayr ins Fahren kommt, ist es vielleicht möglich. Mayer ist gut, fährt manchmal sensationell, ist doppelter Olympiasieger, dann passt das Timing wieder nicht. Für den Rekord ist er zu wenig beständig in seinen Leistungen. Am ehesten traue ich es von der aktuellen Generation Dominik Paris zu."

    "Das größte Problem ist, dass bei uns der Übergang zum Weltcup nicht klappt."

    Österreich ist nicht mehr die Skination Nummer 1. Was läuft falsch?

    "Das größte Problem ist, dass bei uns der Übergang zum Weltcup nicht klappt. Die Schweiz hat da ein kompakteres Team. Bei uns macht die zweite Garde zu wenig Punkte. Im Slalom haben wir fünf Top-10-Fahrer, in der Abfahrt drei, im Riesentorlauf keinen. Da gibt es Aufholbedarf. Die Ergebnisse sind aber schlechter als wir Skifahren. Die Schweiz hat 30 Jahre gebraucht, um die Nummer 1 zu werden. Ich hoffe, wir brauchen nicht so lange. Einige unserer Läufer trauen sich  aktuell auch zu wenig zu. Das braucht es aber, um in die Aufwärtsspirale zu kommen."

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      ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel tritt im Sommer ab. Wer soll ihm als Präsident nachfolgen?

      "Klar ist, als Läufer geht es dir gut beim ÖSV. Ich halte die Finanzierung für das Wichtigste. Da ist Schröcksnadel ein Koryphäe. Für die Läufer hat er viel getan und hinterlässt große Fußstapfen."

      16 Stuntmen braucht es im Kinofilm "Klammer", damit ihr Abfahrts-Olympiasieg von 1976 auf die Kino-Leinwände kommt.

      "Ich habe meinen Part zum Film vor 45 Jahren geleistet. Ich wollte immer nur Skifahren, das war auch beim Olympiasieg am Patscherkofel so. Die Leute wollten, dass ich gewinne. Die Anforderung, die Österreich an mich gestellt hat, habe ich erfüllt. Zumindest an diesem Tag."

      "Die Goldene liegt irgendwo herum. Aber diese Fahrt hat mein Leben verändert."

      Danach war alles anders. 

      "Ja. Die Goldene liegt heute irgendwo herum. Aber diese Fahrt hat mein Leben verändert. Mit den Folgen habe ich nicht gerechnet."

      Sie wurden zum Ski-Kaiser, sind es für viele bis heute. Warum?

      "Ich weiß nicht wirklich eine Antwort. Mein Fahrstil war es vielleicht, der mich so beliebt gemacht hat. Bei mir war einfach was los. Vielleicht auch ich als Person. Aber ich weiß es nicht."