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Klein über Milan-Gruppe: "Wir haben eine Chance!"

Florian Klein ist wieder ein Veilchen! Der Rückkehrer vor dem Milan-Schlager im "Heute"-Interview.

Heute Redaktion
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Florian Klein kehrte nach seinem Deutschland-Abenteuer zur Wiener Austria zurück. Mit einem Tor beim Debüt gegen den WAC gelang dem Ex-Teamspieler ein Auftakt nach Maß. Am Donnerstag wartet der Europa-League-Kracher gegen den AC Milan. Für "Heute" nahm er sich Zeit, über die Chancen der Austria, seinen Wechsel und die Absage an Augsburg zu sprechen.

"Heute": War bei Ihrem Wechsel zurück zur Austria ein wenig Sentimentalität dabei?

Florian Klein: "Ich habe mir beim Vereinswechsel etwas mehr Zeit gelassen als früher. Der Vertrag mit Stuttgart lief bereits Ende Juni aus, ich habe dann längere Zeit überlegt, was für mich am besten wäre. Mit Franz Wohlfahrt (Sportdirektor der Austria, Anm.) war ich immer in Kontakt – zum Schluss ist es dann ganz schnell gegangen. Natürlich habe ich immer sehr gerne an die Zeit hier zurückerinnert, ich war von 2009 bis 2012 schon einmal hier."

Wie blicken Sie auf die Wochen ohne Vertrag zurück?

"Das war für mich auch das erste Mal, dass ich längere Zeit zuhause war. Normalerweise wusste ich bereits einige Monate vorher, wo es dann weitergeht für mich. Zum ersten Mal war Zeit wieder ein bisschen runterzukommen. Ich habe die Zeit mit der Familie sehr genossen, ich habe die Kinder jeden Tag zur Schule bringen können. Natürlich macht man sich immer Gedanken, wie es weitergeht. Aber ich war zu keinem Zeitpunkt nervös, habe mir nie gedacht, dass ich jetzt keinen ordentlichen Verein mehr kriege. Das war sehr wichtig für mich?"

Ist der Wechsel nach Österreich zurück jetzt ein kleiner Rückschritt für Sie?

"Natürlich kann man sagen, dass ein Wechsel von der deutschen Bundesliga zurück nach Österreich ein Rückschritt ist. Aber ich bin sowieso gegen die ständigen Vergleiche. Wir können uns einfach nicht mit England oder Deutschland vergleichen. Dabei kommen immer nur die negativen Sachen von Österreich raus. Es wird aber auch hier gute Arbeit geleistet, dass sieht man an den Vereinen, die es ständig in die Europa League schaffen. Ich bin jetzt bald 31, es ist super, dass ich noch einmal für einen absoluten Spitzenverein und auch international spiele."

Unmittelbar vor Ihrer Unterschrift haben Sie noch einmal ein Angebot aus der deutschen Bundesliga gekriegt. Sie standen zu Ihrem Wort. Kann es sein, dass ein kleiner Fußball-Romantiker in Ihnen steckt?

"Der erste Kontakt mit Augsburg war bereits drei, vier Wochen zuvor. Sie sind schlecht in die Saison gestartet, sind im Pokal auch gleich ausgeschieden. Ich habe mir gedacht, dass es jetzt dort ein bisschen schneller geht. Aber sie haben sich Zeit gelassen, es war dann eigentlich kein Kontakt mehr da. Mit Wohlfahrt ging alles sehr schnell, das hat sehr gut geklappt. Ich kenne Franz jetzt auch schon sehr lange aus dem Nationalteam. Man weiß, wie er ist. Er kennt die Fußballer einfach sehr gut, er war ja selbst einer, der auch immer für einen Schmäh zu haben war. Er arbeitet aber auch sehr konsequent. Ich habe ihm am Abend zugesagt, wir haben vereinbart, dass wir am nächsten Tag alles unterschreiben. Eine Viertelstunde vorher läutet das Telefon, ich bin mit meinem Berater zusammengesessen, da hat Augsburg noch einmal angerufen. Ich glaube aber nicht, dass das ein feiner Schachzug gewesen wäre, wenn man noch einmal alles umwirft. Es war so ausgemacht und für mich auch völlig okay. Ich bin einer, der sich bei seiner Entscheidung etwas länger Zeit lässt – aber wenn ich mich einmal entschieden habe, stehe ich auch dazu."

Sie sind nach fünf Jahren wieder zurück bei der Austria. Wie groß sind die Unterschiede zu damals?

"Das erste Mal, als ich ins Büro gegangen bin, habe ich gleich wieder jede Menge bekannte Gesichter gesehen. Verändert hat sich die Logistik der Sachen, zum Beispiel, dass das Trainingszentrum jetzt in Steinbrunn ist. Das war ein bisschen eine Umstellung. Aber ein schöner Nebeneffekt ist zum Beispiel, dass ich jetzt bei der Stadioneröffnung mit dabei sein werde. Die Umstellung war alles in allem nicht sehr groß. Wien kenne ich auch sehr gut, ich war mit dem Nationalteam ja in der Zwischenzeit öfters hier. Wien ist eine großartige Stadt, es ist schön, dass ich jetzt wieder da bin."

In Ihrer ersten Zeit bei der Austria sind enge Freundschaften zwischen Ihnen, Zlatko Junuzovic, Julian Baumgartlinger, Manuel Ortlechner und Michael Liendl entstanden. Haben die über die Jahre gehalten?

"Ja. Wir sind damals alle gemeinsam 2009 zur Austria gekommen. Wir waren eine verschworen Truppe, die es so wohl nicht mehr geben wird. Wir wurden alle gleichzeitig auch Nationalspieler, ein Zufall – aber wir sind bis heute alle sehr gut miteinander befreundet. Das ist sogar mein engster Freundeskreis. Mal schauen, vielleicht geht es sich ja noch aus und alle kommen noch einmal hierher zurück (lacht). Das wäre zwar eine große Überraschung, aber eine schöne."

Wie haben Sie Trainer Thorsten Fink in den ersten Tagen kennengelernt?

"Wir waren vorher bereits über Whatsapp in Kontakt. Ich habe ihn beim Spiel gegen die Admira dann gesehen und auch längere Zeit mit ihm gesprochen. Der erste Eindruck ist ein sehr, sehr positiver. Das ist schon einmal viel Wert, der Rest wird sich jetzt dann zeigen."

Thorsten Fink hat die Austria vor der Saison als den größten Salzburg-Jäger bezeichnet. War das ein kleinwenig übertrieben?

"Ich war so lange nicht da, dass ich das nur schwer beurteilen kann. Auf lange Sicht hat Salzburg schon die größten Möglichkeiten. Aber die Austria ist immer ein Anwärter auf einen Titel – vielleicht die Meisterschaft, vielleicht Pokal. Es wird nicht jedes Jahr Salzburg sein. Das zeigt der Start von Sturm und wir können da auch sicher eine Rolle spielen. Es gibt nicht nur Salzburg in Österreich."

Am Donnerstag wartet der Milan-Kracher! Wie sehr fiebern Sie der EL-Gruppenphase entgegen?

"Wir haben sehr große Gegner erwischt. Das ist natürlich immer attraktiv. AC Milan hat immer noch einen sehr hohen Stellenwert. Dieses Jahr haben sie sehr viel Geld in neue Spieler investiert. Sie werden sicher extrem stark sein. Das wird für alle Spieler ein großes Highlight sein. Auch das Rückspiel – im San Siro habe ich auch noch nie gespielt, darum freut es mich ganz besonders."

Es kommt danach zum Wiedersehen mit Alex Gorgon in der Gruppenphase.

"Wir haben noch ein paar Spiele gemeinsam gemacht. Da hat er seine Qualität schon unter Beweis gestellt. Für mich ist er ein Top-Spieler in Österreich, das zeigt er auch in Kroatien und trifft dort sehr oft. Ich war jetzt auch mit ihm in Kontakt vor ein paar Wochen. Ein sehr sympathischer Kerl und es wird für ihn sicher auch eine sehr schöne Sache sein."

Wie groß ist die Chance auf die K.o.-Phase?

"Dass wir in der Gruppe nicht der Favorit sind, kann man glaube ich schon so sagen. AC Milan natürlich vorne weg. Vielleicht sind die anderen drei Mannschaften sogar auf einen Niveau. Rijeka hat Salzburg rausgeschmissen. Von AEK weiß man jetzt noch nicht viel. Die Mannschaften sind sicher stark aber die Chance besteht natürlich."