Gesundheit

Klitoris erstmals richtig in Schulbüchern abgebildet

Während der Penis in Schulbüchern ausführlich beschrieben wird, wurde die Klitoris immer unvollständig und zu klein abgebildet – bis dato.

Christine Scharfetter
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Bisher wurden die weiblichen Geschlechtsorgane in der Regel auf die Vagina beziehungsweise die Scheide – also die Öffnung und den Muskelschlauch – reduziert. Doch da ist viel mehr.
Bisher wurden die weiblichen Geschlechtsorgane in der Regel auf die Vagina beziehungsweise die Scheide – also die Öffnung und den Muskelschlauch – reduziert. Doch da ist viel mehr.
Getty Images

Während die männlichen Geschlechtsorgane in Biologiebüchern ausführlich behandelt werden, ist das bei den weiblichen nicht der Fall – zumindest bisher. Sie wurden seit jeher unvollständig dargestellt und vor allem die Klitoris in den Hintergrund gerückt. Entweder war das weibliche Geschlechtsorgan gar nicht zu sehen oder nur als kleiner Punkt. Dabei handelt es sich hierbei um einen rund zehn Zentimeter langen Organkomplex mit Schwellkörpern.

Das dürften nach lauter Kritik unter anderem der Berliner Biologie- und Sport-Lehrerin Sina Krüger nun endlich auch die ersten Verlage bemerkt haben: Die drei deutschen Schulbuchverlage Klett, Westermann und Cornelsen haben jetzt ihre Abbildung der Klitoris bildlich und teilweise auch sprachlich korrigiert.

Die weiblichen Geschlechtsorgane in ihrer vollen Pracht mit richtiger Bezeichnung.
Die weiblichen Geschlechtsorgane in ihrer vollen Pracht mit richtiger Bezeichnung.
Ernst Klett Verlag GmbH

Vulvalippen statt Schamlippen

Die Klitoris wird nun als Klitoriseichel bezeichnet und zumindest der Verlag Klett hat auch die "kleine und große Schamlippe" durch "innere und äußere Vulvalippen" ersetzt. Schließlich bringt die alte Benennung gleich zwei Probleme mit sich: Zum einen ist der Begriff "Scham" oft negativ behaftet und zum anderen können die inneren Vulvalippen auch größer sein, als die äußeren. Durch die falsche Bezeichnung fühlten sich Frauen mit großen inneren Vulvalippen oft anormal.

Der Cornelsen-Verlag geht hingegen auf die sexuelle Erregbarkeit der Klitoris als Schwellkörper ein und vermittelt Schülerinnen und Schülern so, dass die Klitoris eine hocherogene Zone ist. Zudem klärt der Verlag über Mythen rund um das erste Mal auf. Am Jungfernhäutchen etwa könne man nicht erkennen, ob eine Frau penetrativen Sex hatte oder nicht und nicht alle Frauen würden beim ersten Mal bluten.

"Bessere sexuelle Gesundheit"

"Es schafft einen Raum für Schülerinnen und Schüler sich zu trauen, Fragen über sexuelle Lust und das weibliche Geschlecht zu stellen. Das kann Mythen und gesellschaftlichen Druck abbauen und so zu einer besseren sexuellen Gesundheit bis ins Erwachsenenalter beitragen. Außerdem hat es viel mit Repräsentation und Gleichstellung zu tun", freut sich Krüger gegenüber der "Taz" über die Veränderungen.

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