Vertreter Israels und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas sind am Montag zu indirekten Verhandlungen über Trumps Friedensplan für den Gazastreifen im ägyptischen Scharm el-Scheich eingetroffen. Die indirekten Verhandlungen über den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump sollen unter der Vermittlung von Ägypten, Katar und den USA geführt werden. Laut israelischen Medienberichten konnte die Türkei erstmals Kontakt zu vier Palästinensergruppen abseits der Hamas herstellen, die einige der Geiseln festhält.
Auf Truth Social schrieb Donald Trump am Sonntag, die Gespräche mit der Hamas würden "sehr erfolgreich" verlaufen. Er zeigte sich optimistisch, dass "die erste Phase noch diese Woche abgeschlossen werden" könne und forderte alle Beteiligten auf, "sich zu beeilen". Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters umfasst diese "Phase 1" konkret die Freilassung der verbliebenen 48 Geiseln im Austausch gegen hunderte palästinensische Häftlinge – darunter auch prominente Namen. Rund 20 der Geiseln sollen noch am Leben sein.
Für Überraschung sorgte indes die Türkei: Laut einem Bericht der Jerusalem Post gelang es Ankara, direkten Kontakt zu zwei der vier Gruppen herzustellen, die abgesehen von der Hamas noch Geiseln in Gaza festhalten. Eine von ihnen steht mit der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad in Verbindung, berichtet Israel Hayom.
Diese Kontaktaufnahme könnte entscheidend sein: Denn bisher galt als großes Hindernis, dass nicht alle Geiseln von der Hamas selbst kontrolliert werden. Die Türkei – traditionell mit engen Kontakten zu islamistischen Gruppierungen – bringt sich damit als möglicher Vermittler ins Spiel. Laut Insidern könnten diese Gruppen eher zu Zugeständnissen – etwa, wenn es zur Freilassung hochrangiger palästinensischer Gefangener kommt – bereit sein, als die Hamas selbst.
Wie Israel Hayom berichtet soll es große Meinungsverschiedenheiten unter den vermittelnden Staaten über die mögliche Freilassung des hochrangigen Fatah-Mitglieds Marwan Barghouti aus einem israelischen Gefängnis geben. Einige arabische Länder befürchten, dass die Freilassung Barghoutis zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen seinen Anhängern in Ramallah und rivalisierenden Fraktionen innerhalb der Palästinensischen Autonomiebehörde führen könnte.
Aus diesem Grund lehnen sie seine Freilassung strikt ab. Katar und die Türkei drängen jedoch auf Barghoutis Freilassung mit der Begründung, er sei zu einem "Symbol für die Palästinenser" geworden.
Marwan Barghouti war ein führendes Mitglied der Fatah. Er wurde 2002 von Israel festgenommen und 2004 wegen mehrfachen Mordes und Terrororismus zu fünfmal lebenslanger Haft verurteilt. Barghouti gilt als überparteiliche Symbolfigur des palästinensischen Widerstands – selbst viele Hamas-Anhänger verehren ihn. Er wird auch als möglicher künftiger Präsident ins Spiel gebracht. Seine Freilassung wäre für Hamas wie Fatah ein politischer Prestigeerfolg – und kommt für viele in Israels Regierung daher nicht in Frage.
So eindeutig Trumps Worte also klingen, so kompliziert zeigt sich die Realität. Zwar ist eine Hamas-Delegation bereits in Ägypten eingetroffen, um mit Vertretern aus den USA und Katar über die Umsetzung des Plans zu sprechen – doch Israels Chefverhandler Ron Dermer ist laut mehreren israelischen Offiziellen noch gar nicht angereist. Er wolle erst später in der Woche dazustoßen, abhängig vom Verlauf der Gespräche. Auch die US-Chefverhandler Jared Kushner und Steve Witkoff treffen erst später in dieser Woche ein.
Ein ranghoher Verhandlungsinsider sagte gegenüber Reuters, dass man diesmal versuche, ein umfassendes Gesamtpaket zu schnüren – und nicht mehr wie früher nur eine erste Phase zu fixieren und danach weitere Teilabkommen auszuhandeln. Genau das sei in der Vergangenheit oft gescheitert.
Rund 251 Menschen wurden bei dem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 entführt. Im Laufe der Monate wurden viele von ihnen freigelassen oder tot aufgefunden. Heute geht man davon aus, dass noch etwa 48 Geiseln in Gaza festgehalten werden – darunter Israelis, aber auch Ausländer.
Doch die Hoffnung schwindet: Israels Premier Netanyahu sagte zuletzt, dass 21 Geiseln definitiv lebend seien. Bei drei weiteren bestehe "Zweifel". Geheimdienste gehen insgesamt von rund 20 lebenden Geiseln aus.