"Solange muslimische Männer so leicht zu todbringenden Fehlinterpretationen des Koran verleitet werden können, muss ihr Zuzug auf unseren Kontinent gestoppt werden. Sofort. Die EU-Notfall-Klausel würde es möglich machen. Es reicht." Das habe ich letzten Montag zu Villach geschrieben.
Jetzt lese ich im Regierungsprogramm: Der Familiennachzug wird "im Einklang mit der europäischen Menschenrechtskonvention mit sofortiger Wirkung vorübergehend gestoppt". Europarechtler glauben, dass dies "mit Blick auf die belasteten Volksschulen der Städte" gelingen könnte. Ein Stopp würde sich dort jedenfalls 1:1 positiv abbilden und den Spalt in der Gesellschaft verringern. Auch zum Nutzen der Zigtausenden bereits heimisch gewordenen Zuwanderer und deren Kindern. Ein Geniestreich übrigens die Maßnahme, die Wissenschaft (Unis) vom Unterrrichtsressort zu trennen und in dieses dafür die Elementarpädagogik (Kindergärten) zu integrieren.
Note: Sehr gut
Als ich Christoph Wiederkehr vor Neujahr das "Gut des Jahres" gab, fragte ich: "Kann er auch Bildungsminister?" und antwortete mir gleich selbst: "Ich würde sagen, ja, aber verbessern würde er sich’s nicht. Mehr als ein 'Unbefriedigend' wird unter den gegebenen Umständen nicht herauskommen."
Jetzt will Wiederkehr den Gegenbeweis antreten – mit einem Kindergarten-Turbo inklusive Deutschoffensive und verpflichtender Eltern(mit)arbeit (Bravo!), einem Sozialindex für städtische Pflichtschulen (Jawohl!), Förderung von christlichem Brauchtum ab Kindergarten (auch ok!), Handy- und Kopftuchverbot (naja). Das alles sind zwar eher "Leuchtkäfer" als "Leuchttürme", aber sie geben soviel Licht, dass man den Karren bewegen kann. So wird zum Beispiel Schülern mit Behinderung ein Recht auf ein 11. und 12. Schuljahr eingeräumt. Unsere Lehrlinge könnten – das wird geprüft – künftig jede Berufsschule besuchen dürfen, die sie möchten, egal, wo sie wohnen.
Vorschuss-Note: Gut
Dass ich vom Kopftuchverbot im Allgemeinen und einem für 10- bis 14-jährige Mädchen im Besonderen wenig halte, ist bekannt. Wenn es da heißt: "zum Schutz vor Unterdrückung wird ein verfassungskonformes gesetzliches Kopftuchverbot erarbeitet", ist der gesellschaftliche Konflikt programmiert: Erstens werden neun von zehn türkischen Kopftuchmädchen, die in unseren Mittelschulen sitzen, keineswegs unterdrückt, zweitens kann ein solches Verbot verfassungskonform nur dann sein, wenn es alle religiösen Symbole umfasst, also auch das Kreuz. Ein Elfmeter für Kickl!
Wichtig hingegen: Der Islam-Unterricht – erstmals heißt es "europäischer Islam" – wird künftig von einer "religionsunabhängigen Schulaufsicht" kontrolliert werden. Nicht, weil dem "offiziellen Islam" in Österreich (IGGÖ) misstraut wird, sondern um ihn gegen Hetzer von innen und außen zu stärken.
Note: Befriedigend
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]